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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich hatte durch verschiedene Freunde und Kommilitonen schon viel Gutes über das Erasmus+ Programm gehört, so entschloss ich mich am laufenden Bewerbungsverfahren der Uni Potsdam 2018/19 teilzunehmen. Auch wenn Großbritannien und Irland die beliebtesten Ziele sind und waren, und damit die Wahrscheinlichkeit angenommen zu werden geringer ausfällt, als bei anderen Ländern Europas, wollte ich mich ausschließlich für das englischsprachige Ausland bewerben. Ich hatte bereits durch verschiedene Reisen die Erfahrung gemacht, dass man am besten eine Sprache lernt, wenn man ein paar Wochen oder Monate im Ausland lebt und viel Kontakt mit den Einheimischen pflegt. Dementsprechend war die Hauptintention des Auslandsaufenthaltes die Verbesserung meiner englischen Sprachkenntnisse, was in verschiedenen Bereichen des Lebens, wie Studiums oder Arbeitsplatz, von Vorteil ist.

Nach dem Einreichen aller erforderlicher Unterlagen, dem Besuch von verschiedenen Infoveranstaltungen und einem erforderlichen Vorstellungsgespräch mit dem Auslandskoordinator des Fachbereichs Geschichte bekam ich nach wenigen Wochen die Annahmebescheinigung. Erfreulicherweise bekam ich einen Platz an der Northumbria University in Newcastle zugewiesen, was noch vor Dublin und Southampton meinem Erstwunsch entsprach. Im Sommersemester 2018 musste ich daraufhin verschiedene Bewerbungsunterlagen stempeln und unterschreiben lassen und bei meiner Gasthochschule per Scan einreichen, dazu zählten auch ein Motivationsschreiben in englischer Sprache, ein Nachweis über meine Englischkenntnisse und eine Übersetzung meiner bisher belegten und bestandenen Module.

Man sollte bedenken, dass durch die Vielzahl an verschieden Unterlagen, teilweise in Englisch, verschiedenen Fristen und Ansprechpartnern, man schnell den Überblick verlieren kann und man sich teilweise etwas verloren fühlt. Zusätzlich sollte man den Zeitaufwand nicht unterschätzen, der vor allem zur Belastung werden kann, wenn man sich gerade in der Klausurenphase befindet. Zum Glück funktionierte die Kommunikation mit der Gasthochschule gut und auch das International Office der Uni Potsdam war stets eine große Hilfe. Zusätzlich ist es noch ratsam sich mit anderen Bewerbern über wichtige Termine oder Unklarheiten der Unterlagen auszutauschen.


Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Northumbria University

Gastland: Großbritannien

Studium an der Gastuniversität

Schon vor meiner Ankunft am 20. September 2018 fühlte ich mich bereits durch meine Gasthochschule gut betreut, die mir eine Vielzahl an Informationen unaufgefordert zukommen ließ. Dieser Eindruck verstärkte sich durch den freien Shuttle Service der Uni selbst, der einen vom Flughafen abholte und direkt zu seinem Wohnort brachte, sowie diverser Kennenlern- und  Informationsveranstaltungen in der ersten Woche, die angeboten wurden und meistens kostenfrei waren. Dazu zählten Wanderungen, Stadtrundfahrten, Hypnoseshows, Kneipentouren und Partys, um nur einige zu nennen.
Nach einer Woche startete das Semester offiziell und damit der Besuch der Veranstaltungen, die man sich vorher bereits aus einem Katalog möglicher Module je nach Interesse zusammengestellt hatte. Das Benotungs- und Punktesystem funktioniert generell etwas anders als bei uns in Deutschland. Ich musste drei Module belegen, die jeweils aus drei Wochenstunden bestanden, zwei Stunden Seminar plus eine Stunde Vorlesung, die mir beim erfolgreichen Bestehen umgerechnet jeweils 10 LP einbringen sollten. Zusätzlich gab es einen verpflichtenden Englischkurs, der einmal die Woche für Auslandsstudenten angeboten wurde. Dieser brachte keine LP, war allerdings eine gute Hilfe und Vorbereitung für die anstehenden Prüfungen. Pro Modul musste ich zwei Prüfungen ablegen. Entweder zwei Essays mit etwa 2500 bis 3000 Wörtern oder ein Essay und eine Klausur. Da diese natürlich in Englisch verfasst werden mussten und größtenteils während des Semesters, und nicht während der unterrichtsfreien Zeit, ist der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen. Gutes Zeitmanagement und enger Kontakt zu einheimischen Studierenden und den Professoren sind hierbei sehr zu empfehlen. Generell sind die Kurse viel kleiner und die Atmosphäre ist familiärer und weniger distanziert. Durchschnittlich waren 5 bis 20 Studenten im selben Kurs, auch in den Vorlesungen. Es wurde offen diskutiert und in Gruppen gearbeitet und die Professoren, die man mit Vornamen ansprach, waren sehr hilfsbereit und hatten immer ein offenes Ohr. Dass alle meine Kommilitonen Engländer waren, verunsicherte mich anfangs. In puncto Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen und meine Sprachkenntnisse zu verbessern, sollte sich dies aber als Vorteil herausstellen. Ich kann nur jedem empfehlen, sich in diesen Momenten zu überwinden und trotz der Sprachprobleme aktiv am Unterricht teilzunehmen, da man dann vielmehr in die Gemeinschaft und den Lernprozess mit eingebunden wird.
Generell hatte ich den Eindruck, dass die Northumbria University etwas moderner und besser ausgestattet war, als die Universität Potsdam. Vor allem die große Campusbibliothek bot auf sechs Stockwerken eine große Vielzahl an Literatur und genügend Arbeitsfläche an, sowie ein eigenes Team, das einem freundlich und beratend auch in speziellen Prüfungs- und Formalitätsfragen zur Seite stand. Im Großen und Ganzen ähnelt aber die Uni und der Betrieb selbst dem deutschen Prozedere, man muss also nicht fürchten sich auf komplett neue Umstände einstellen zu müssen und sollte es doch Probleme geben, gibt es genügend freundliche Anlaufstellen.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

Wie schon erwähnt, knüpfte ich enge Kontakte zu Einheimischen in den Gruppenarbeiten meiner Kurse. Auch in meinem Studentenwohnheim lernte ich viele Einheimische und ausländische Studierende kennen, von denen ich jetzt viele meine Freunde nenne. Auch hilfreich war es einer oder mehrerer der vielen Sport- oder Freizeitsocieties der Uni beizutreten, um neue Freundschaften zu schließen. Wenn man etwas kontaktfreudig und aufgeschlossen ist und an einigen der Anfangsveranstaltungen teilnimmt, sollte man sich keine Sorgen machen, dass man keine neuen Leute kennenlernt oder neue Freundschaften schließt.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine englische Sprachkompetenz würde ich trotz vieler Reisen und längerer Auslandsaufenthalte durchgehend als eher holperig bezeichnen. Auf jeden Fall ratsam ist es vor einem Auslandssemester den Sprachtest und die entsprechenden Sprachkurse der Uni Potsdam in Anspruch zu nehmen, da häufig auch ein Sprachnachweis von der Gastuniversität gefordert wird. Weiterhin würde ich empfehlen möglichst englischsprachige Kontakte zu schließen und weitestgehend auf die Muttersprache zu verzichten. So lebten doch relativ viele Deutsche in meiner Studentenunterkunft, von denen auch viele zu meinen Freunden zählen sollten. Man muss aufpassen, dass man sich nicht aus Bequemlichkeit lediglich mit gleichsprachigen Studierenden umgibt, wodurch hauptsächlich Deutsch gesprochen wird. Insofern war ich glücklich über jede Gelegenheit in der einheimische oder anderssprachige Studierende anwesend waren, wodurch das Englischsprechen erzwungen wurde, wie zum Beispiel in meinen Kursen und meiner Sport Society.
Generell bin ich sehr zufrieden mit dem Fortschritt meiner Sprachkenntnisse, die sich stark verbessert haben. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass diese Verbesserungen noch viel ausgeprägter wären, wenn man weniger deutschen Einflüssen, wie Besuch, Kommilitonen, Social Media oder Telefonaten ausgesetzt wäre.    

Wohn- und Lebenssituation

Als sehr angenehm empfand ich den Umstand, dass mir die Gastuniversität direkt nach der endgültigen Bestätigung des Auslandsaufenthalts eine Auswahl an verschiedenen Studentenwohnheimen zu sendete, wodurch ich mich, bis auf die Entscheidung, in welches ich einziehen möchte, nicht weiter um meine Wohnsituation kümmern musste. Ich persönlich entschied mich für Lovain Hall, eines der preiswertesten Wohnheime, das sich aber direkt auf dem Campus befindet. Ich zahlte 75 Pfund die Woche, was etwa 85 Euro entspricht und ungefähr durch den Zuschuss des Erasmus+ Programms gedeckt werden konnte. Das Zimmer war relative klein (8 m²) und man teilte sich Küche und drei Bäder mit 8-12 Kommilitonen. Für mich persönlich war das völlig in Ordnung, die Größe des Zimmers war ausreichend, Bad und Küche waren immer relativ sauber und durch die große Anzahl an Leuten war eigentlich immer etwas los. Gemeinsames Essen, Filmabende und Partys ließen unseren internationalen, aber doch stark deutsch dominierten Flur zu einer großen Familie zusammenwachsen.
Natürlich gibt es in Newcastle auch WG Angebote, diese fielen aber meist deutlich teurer aus, waren weiter weg vom Campus und man musste sich persönlich um Besichtigung, Casting, etc. kümmern.
Gerade die überschaubare Größe der Stadt reizte mich als geborenen Berliner sehr. Alle relevanten Gebäude der Uni waren nicht weiter als zwei Minuten von mir entfernt, was auch für den Sportkomplex mit Fitnessstudio, Sauna und Pool galt. Zur Stadtmitte sind es etwa 10min zu Fuß, was alle relevanten Geschäfte, Pubs und Clubs einschließt. Runter bis zum Fluss oder zu einigen Parks sind es etwa 15min. Generell kann man in Newcastle alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen, wobei das Fahren auf der entgegengesetzten Richtung anfangs durchaus schwierig sein kann. Für Trips ins Umland kann man Busse (mit sehr freundlichem Personal), die U-Bahn oder den Zugverkehr empfehlen. Besonders lohnend ist die 30-40minütige Fahrt mit der U-Bahn zur Küste oder die 120 Minuten Fahrt per Zug nach Edinburgh. Northumbria,  der Nordosten Englands besticht durch seine atemberaubende Natur und Geschichte. Ich würde viele Trips ins Umland empfehlen, die man auf eigene Faust unternimmt oder mit Veranstaltern der Universität. Obwohl ich nur das Wintersemester in Newcastle verbrachte, hatten wir kaum Regen und sehr viel Sonnenschein, wodurch sich Wanderungen und Reisen immer anboten.
Obwohl Newcastle nur etwa 200.000 bis 300.000 Einwohner zählt, gibt es immer etwas zu tun und es wird einem nie wirklich langweilig. Ob der Kinobesuch, der gemütliche Abend im Pub oder das weltbekannte Nachtleben, man kann jeden Tag etwas Neues erleben. Besonders hervorzuheben sind die Aktivitäten, die direkt von der Uni organisiert werden. So kann man sich die Spiele der verschiedenen Sportteams umsonst anschauen und bekommt sogar recht günstige Tickets für Fußballspiele von Newcastle United, dem Stolz und Aushängeschild der Stadt. Ich persönlich trat dem MMA Sportteam bei und der Mountaineering Society, wodurch ich einen guten Mix an Sport und Erkundungen der Landschaft bekam. Gerade für Sportbegeisterte bietet die Northumbria University nahezu jede bekannte Sportart zu fairen Preisen an.
Als kleinen Wermutstropfen muss man die generellen Preise nennen. Großbritannien ist deutlich teurer, als Deutschland, was man besonders in Metropolen wie Edinburgh oder London bemerkt. Newcastle ähnelte da zum Glück doch eher Berlin. Allerdings darf man nicht vergessen, dass man die Preise am Ende immer noch umrechnen muss. Wer gerne reist, üppig kocht, Essen- oder Aus- geht, muss schon deutlich mehr Geld einplanen, als er sonst gewohnt ist. Die Uni empfiehlt so ungefähr 1200-1300 Euro im Monat (Miete inklusive), was meiner Meinung nach realistisch ist. Je nach Lifestyle kann man natürlich noch viel mehr Geld ausgeben oder einsparen. Man kann sich natürlich auch einen Nebenjob suchen, was meiner Meinung aber nur Sinn macht, wenn man ein ganzes Jahr bleibt und nicht nur ein Semester.
Ich war insgesamt, vom 20.09.2018 bis zum 30.01.2019 dort und nur für fünf Tage über Weihnachten zuhause. Trotzdem verging die Zeit wie im Flug und neben dem Studium, Prüfungen, Freizeitaktivitäten, Reisen und Sport hätte ich mir schwer vorstellen können noch gleichzeitig zu arbeiten.

Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Northumbria University

Gastland: Großbritannien


Rückblick

Rückblickend kann ich nur sagen, dass ich heilfroh bin am Erasmus+ Programm teilgenommen zu haben und nach Newcastle gegangen zu sein. Im Nachhinein ist das eine Option, die sich einem so wahrscheinlich nicht noch einmal im Leben anbieten wird. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich mich kaum über Newcastle und die Northumbria University informiert hatte. Umso glücklicher können ich und auch andere Kommilitonen bestätigen, dass diese Entscheidung eine der Besten unseres Lebens war und die Erfahrungen und Eindrücke, die wir dort sammelten, einzigartig waren.

Als negativ sehe ich eigentlich nur den etwas teureren Lebensstandard, die vielen deutschen Studis und den Umstand, dass ich nur ein Semester geblieben bin und nicht die Möglichkeit wahrgenommen habe, auf ein Jahr zu verlängern.

Ich möchte jedem, der in Erwägung zieht seinen Auslandsaufenthalt in Newcastle an der Northumbria University zu verbringen, dies mit bestem Gewissen empfehlen. Meiner Meinung nach hätte mein erstes Auslandssemester nicht besser sein können.

 

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