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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Athen, die Wiege der modernen Demokratie. Griechenland als Nation mit einem unerschöpflichen Kulturschatz ausgestattet und doch von der Finanzkrise wie kaum ein zweites Land der EU gezeichnet. Das in etwa waren die groben Vorstellungen, die ich von einem Land hatte, das ich nebenbei mit Oliven, Schafen, deftigem Essen, Bergen und Meer verband. Wenn auch sehr stereotyp so zumindest nicht gänzlich falsch. Für das Wintersemester 2023 hatte ich mich mit einigem Vorlauf im Rahmen des Erasmus+ Programm für einen Austausch an der Panteion Universität in Athen beworben. Ich studiere den Bachelorstudiengang Geschichte, Politik und Gesellschaft an der Universität Potsdam und wohne in Berlin. Zu Beginn meines Studiums hatte ich mir fest vorgenommen, an einem Austausch teilzunehmen, dann kam Corona und das ganze verschob sich. Zwar wäre mit eingeschränkter Präsenz auch während der Hochphase der Pandemie ein sogenanntes Hybridstudium im Ausland möglich gewesen, das wollte ich allerdings nach Möglichkeit vermeiden. Über einen Kommilitonen, der schon ein Semester in Athen verbracht hatte, kam ich auf das Zielland Griechenland. Nach einigen Sprachnachrichten stand meine Wahl fest und ich bewarb mich.


Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Panteion University of Social and Political Science

Gastland: Griechenland

Studium an der Gastuniversität

Die Panteion Universität ist in Kallithea gelegen, einem Bezirk unweit des Stadtzentrums von Athen. Die Kursauswahl gestaltete sich etwas kompliziert, da die angebotenen Kurse selbst nach offiziellem Semesterbeginn nicht vollständig vorlagen. Keiner der Kurse, die ich vorab von Potsdam aus gewählt hatte, wurde im Wintersemester angeboten und ich musste neu wählen. Ich hatte mich an der Fakultät für Soziologie eingetragen und es gab keinen einzigen Kurs auf Englisch, was vorab auch nicht kommuniziert wurde. Glücklicherweise konnte ich auch Kurse in Geschichte und Politik belegen, welche mir in Potsdam dann auch ausnahmslos anerkannt wurden. Andere AustauschstudentInnen hatten hierbei weniger Glück. Bei den Kursen, die in Griechisch angeboten werden, muss man sich per Mail bei den jeweiligen ProfessorInnen informieren, ob man eine alternative Leistung in Form von etwa einem Essay oder einer Prüfung erbringen kann. Der Kontakt zu den einzelnen Dozenten verlief etwas schleppend, da diese entweder sehr spät, erst nach mehrmaliger Nachfrage oder gar nicht antworteten. Dennoch konnte ich eine Kursauswahl treffen, belegte sowohl englische als auch griechische Kurse mit Schreibaufgaben. Anders als in Deutschland sind die Veranstaltungen (Vorlesungen und Seminare) jeweils drei Stunden lang, dazwischen gibt es meist eine kurze Pause von 10 Minuten. Die Kurse die ich besuchte unterschieden sich in Anforderungen und Aufbau erheblich voneinander, waren aber alle spannend und gut zu bewältigen. Bei der Organisation der Prüfungen, Anforderungen, Kursinhalten und ähnlichem muss man notgedrungen extrem geduldig sein. Diese Ansicht ist nicht stereotyp deutsch, sondern wurde von allen anderen AustauschstudentInnen, die ich kennengelernt habe, geteilt. Sobald alles geregelt war, waren die Lehrveranstaltungen aber wirklich spannend und bildeten einen tolle Ergänzung zu meinem Curriculum in Potsdam. Meine Empfehlung lautet, sich bei so vielen interessanten Veranstaltungen wie möglich anzumelden und dann später ggf. abzuwählen. Einige Kurse hätte ich rückblickend gerne besucht, war dann allerdings leider zu spät dran. Neben den regulären Kursen besuchte ich noch einen Sprachkurs, der vorab begleitend angeboten wurde. Jedoch stellte sich erst vor Ort heraus, dass dieser Kurs nicht an der Panteion Universität abgehalten wird, sondern an der Kapodistrian Universität, welche sich etwa eine Stunde von der Panteion Universität entfernt befindet. Vorab bezahlen StudentInnen 280€, die nach Bestehen des Abschlusstests rückerstattet werden. Zwei Mal pro Woche findet der Kurs von 18 Uhr bis 21 Uhr statt. Durch die lange An- und Abfahrt sowie die späte Unterrichtszeit nahm dieser Kurs die meiste Zeit in Aufwand. Der Kurs an sich hat mir gut gefallen, dennoch würde ich ihn nicht nochmal wählen, weil die langen Busfahrten mir zugegeben den Nerv raubten.

Wohn- und Lebenssituation

Ich reiste etwas mehr als einen Monat früher nach Athen, um mich nicht kurz vor Semesterbeginn erst noch in der Stadt orientieren und eine Wohnung suchen zu müssen. Außerdem wollte ich noch das Land erkundigen und das warme Wetter ausnutzen, bevor es kälter werden sollte. Vorab hatte ich mich nur sporadisch nach Wohnungen umgesehen, überwiegend auf Facebook. Hier gibt es mehrere Gruppen zur Wohnungssuche für StudentInnen in Athen. Alternativ gibt es auch Websites, die im bekannten Format WG-Zimmer oder komplette Wohnungen möbliert vermieten. Mir persönlich war es wichtig, mir selbst einen Eindruck über Wohngegend und -verhältnisse zu verschaffen, statt aus der Ferne etwas Ungesehenes zu buchen. Ich hatte für die ersten paar Nächte ein Hostel gebucht, im Vorfeld ein paar Anfragen per Facebook in die Gruppen geschrieben und auch direkt Erfolg. Meine zweite Besichtigung hatte ich bei einer Zweier-WG, aus der eine der Bewohnerinnen selbst an der Panteion Universität studiert und für ihren Erasmus-Austausch nach Italien ging und ihr Zimmer untervermietete. Im Vergleich zu Berlin war die Miete, die ich hier zahlen musste, mit ca. 200 Euro extrem günstig. Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den Mietkosten innerhalb von Athen und die meisten StudentInnen, die ich kennenlernte, zahlten im Schnitt zwischen 350€ und 500€ pro Monat. Ich habe in der Nähe des Viktoria Platz gewohnt, zwischen den Bezirken Kypseli und Exarchia. Von vielen StudentInnen als „gefährlich“ wahrgenommene Ecke hat dieser Ruf meines Erachtens damit zu tun, dass hier mehr MigrantInnen anzutreffen sind als in anderen Teilen der Stadt und die Mehrheitsbevölkerung weniger wohlhabend ist. Persönlich hatte ich nie ein unangenehmes Gefühl in der Gegend und habe auch keine negativen Erfahrungen gemacht. Der nur fünf Minuten von Viktoria entfernte Park Pedion tou Areos ist genial zum Joggen und als grüner Rückzugsort aus dem Großstadtgewusel. Exarchia, bekannt als studentischer autonomer Bezirk mit seinem Ruf einen Freiraum für Kunst, Kultur und alternative Lebensformen darzustellen, ist wie viele andere populäre Bezirke in europäischen Großstädten von einer überbordenden Gentrifizierung betroffen, welche die Lokalbevölkerung durch die entsprechend steigenden Lebenskosten massiv unter Druck setzt. Mit seiner hohen Dichte an Bars, Restaurants und allerlei anderem spannenden Angebot ist Exarchia ein Bezirk, der als Wohnort auch für viele ausländische StudentInnen attraktiv ist, was zu einer Zunahme von Airbnbs und anderen kommerziellen Anbietern führt, die den Kampf um bezahlbaren Lebensraum und um das ursprüngliche Ambiente des Stadtteils weiter verschärft. Das war der Hauptgrund dafür, weshalb ich nicht in Exarchia wohnen wollte. Die Panteion Universität hatte vor Beginn des Semesters auch Wohnungsangebote verschickt, allerdings habe ich mich dafür zu spät beworben. Die Lebenshaltungskosten sind etwas günstiger als in Deutschland, dennoch kosten bestimmte Produkte wie Drogerieartikel in Griechenland oft zwei bis dreimal so viel. Es bietet sich an, frisches Obst und Gemüse auf einem der unzähligen Wochenmärkten in Athen (und ganz Griechenland) zu kaufen (sogenannte „Lofos Agora“), was die Mehrheitsbevölkerung meinem Eindruck nach macht. Nicht nur ist das bunte Treiben ein lohnenswertes Schauspiel, obendrein sind die Lebensmittel wesentlich günstiger als im Supermarkt. Besonders frische Oliven, Feigen und Trauben werden mir in Deutschland fehlen. Der öffentliche Nahverkehr in Athen ist sehr gut ausgebaut. Die Kosten für ein Monatsticket belaufen sich mit Studentenrabatt auf 15€. Drei Metrolinien decken das Stadtzentrum und die anliegenden Suburbs gut ab, der Rest ist mit Stadtbussen erreichbar. Ich persönlich habe mir gebraucht ein Fahrrad gekauft und mich von dem anfangs bedrohlich anmutenden Verkehr nicht abschrecken lassen. Dieser folgt seinen eigenen Regeln, allerdings sind alle Verkehrsteilnehmer einander gegenüber sehr rücksichtsvoll und geduldig. Durch die schiere Unmenge an Autos und Bussen kam ich so wesentlich unkomplizierter voran, als in überfüllten Bussen im Stau stehen oder mich in Metros quetschen zu müssen. Aber das ist natürlich Ansichtssache.

Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Panteion University of Social and Political Science

Gastland: Griechenland


Rückblick

Trotz möglicher Schwierigkeiten während des Aufenthalts fernab des Heimatorts und gewohnter Umgebung bietet ein solcher auch die wertvolle Möglichkeit, sich selbst näher zu kommen, weil das soziale Umfeld und neue Freunde vielleicht nicht gleich so eng sind wie zuhause. Ich nehme aus Athen ein Stück mehr Flexibilität und Selbstständigkeit mit. Ich hatte in Athen eine wahnsinnig eindrucksvolle Zeit, habe tolle Menschen kennengelernt, Einblicke in mir neue Themenfelder bekommen und spannende Orte in Griechenland bereist. Und, und, und…!

Meine Tipps für euren potenziellen Aufenthalt sind:

  • Seid geduldig bei der Kurswahl und -organisation. Irgendwann wird sich alles irgendwie fügen und ist dann i. d. R. auch eine runde Sache. Zum Lernen empfehle ich das zentral gelegene Goethe Institut in Athen. Hier gibt es einen großen offenen Arbeitsbereich, in dem man ohne Anmeldung arbeiten kann. Anders als in Bibliotheken ist das Institut auch am Samstag geöffnet, man darf sich unterhalten und es gibt ein gutes dazugehöriges Café.

  • Besucht unbedingt auch andere Orte/Städte/Regionen während eures Aufenthalts. Das Fernbusnetz (KTEL) ist in Griechenland sehr gut ausgebaut und Fahrten sind gerade mit Studentenrabatt sehr erschwinglich. Auch die Mitnahme von Rädern ist kostenfrei möglich. Außerdem solltet ihr es nicht verpassen, von Athen aus mit der Fähre einige der griechischen Inseln zu besuchen. Die saronische Inselgruppe, aber auch Hydra und obendrein Kreta sind wunderschön.

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