Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon kurz nach Beginn meines Masterstudiums habe ich mich über ein mögliches Auslandssemester informiert. Dazu habe ich mehrere Online-Veranstaltungen des International Office besucht und mich informiert, was bei der Bewerbung zu beachten ist. Dann habe ich mir den nötigen Englischnachweis besorgt. Dafür musste ich einen Englischtest an der UP machen. Ich musste mich an der UP, an der Gasthochschule und für das GoEast-Stipendium vom DAAD bewerben. Dabei fühlte ich mich vom International Center an der UP immer gut unterstützt und etwa ein halbes Jahr vor Beginn des Auslandssemesters war dann alles relativ in Sack und Tüten. Ein Visum braucht man für Georgien nicht. Man kann 365 Tage ohne Visum im Land bleiben.
Ich hatte mich für Georgien entschieden, weil ich das Land schon lange einmal bereisen wollte und weil ich ein passendes Wahlpflichtmodul (Künste Medien Literatur Osteuropa) offen hatte. Dadurch war die Anrechnung sehr einfach, da das Modul sehr breit gefächert ist. Generell bietet die TSU eine große Auswahl an englischsprachigen Kursen an.
Studium an der Gastuniversität
Mein Learning Agreement hat sich natürlich vor Semesterbeginn noch einmal geändert, da einige Kurse doch nicht stattgefunden haben, aber diese Änderungen wurden von beiden Universitäten relativ unkompliziert akzeptiert. Meine Kurse hatten die klassische Seminarform. Das heißt, ein Professor hat jede Woche Vorlesungen gehalten. Anders als an der UP gibt es aber nicht nur eine Klausur am Ende des Semesters oder eine Hausarbeit oder ähnliches, sondern es gibt mid-term exams, final exams, Vorträge und Hausarbeiten. In einem Seminar hatte ich auch wöchentliche Hausaufgaben. Klingt erst mal nervig, war aber wirklich gut, um sich nochmal richtig mit den Themen auseinanderzusetzen. Also insgesamt mehr Arbeit über das Semester verteilt. Dafür war man dann am Ende des Semesters relativ entspannt, weil man wusste, dass man den Kurs eigentlich schon bestanden hat, egal wie die Endnote einer Hausarbeit ausfällt. Die Professoren waren sehr offen für Fragen und Diskussionen und sehr engagiert. Allerdings muss ich dazu sagen, dass die Professoren zwischen Ende 20 und Mitte 30 waren. Von anderen Studenten habe ich auch anderes gehört. Also, dass vor allem die älteren Professoren noch von der alten Schule sind, d.h. sehr streng bewerten, frontal unterrichten, kein Interesse am Austausch und teilweise mit sehr starkem Akzent sprechen.
Meiner Erfahrung nach sind die Professoren sehr verständnisvoll gegenüber ausländischen Studierenden. Der Georgischkurs ist sehr zu empfehlen. Bib, Mensa (chaotisch aber lecker), Campus sind gut. Die Mensa ist sehr günstig. Das Erasmus Netzwerk hat vor allem am Anfang viele Kennenlernveranstaltungen angeboten. Ich empfehle jedem, diese zu besuchen! Durch die lernt man sehr unkompliziert die anderen Studierenden von dort und aus dem Ausland kennen. Mit den anderen 3 Austauschstudis von der UP habe ich im Vorfeld schon ein bisschen gechattet und sie dann auch bald vor Ort kennengelernt.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mir für die ersten zwei Wochen ein Airbnb gebucht, da ich erst einmal ankommen und mir die Wohnungen anschauen wollte, bevor ich mich entscheide. Es gibt verschiedene Facebook-Gruppen und Seiten (z.B. myhome.ge), die man für die Wohnungssuche nutzen kann. Ich wollte alleine wohnen. Zu meiner Zeit WS 2024/25 habe ich 400 USD für die kleine Wohnung bezahlt. Meiner Meinung nach ein durchschnittlicher Preis für eine Ausländerin wie mich, für die zentrale Lage und die Wohnung. Wenn man außerhalb wohnt und Georgisch spricht, kann man vielleicht einen besseren Preis finden, aber für mich war es okay. Ich habe ca. 6 Wohnungen besichtigt, bis ich meine Wohnung gefunden habe. In den FB-Gruppen gibt es sogenannte Agenten, denen man sagen kann, was man sucht. Aber letztendlich habe ich meine Wohnung über Airbnb gefunden und einfach gefragt, ob wir das auch ohne die Plattform machen können, um Geld zu sparen. In meinem Fall hat es geklappt, auch wenn es eigentlich gegen die Regeln verstößt. Gegen Ende des Aufenthaltes wurde es teilweise sehr kalt. Daher würde ich empfehlen, im Wintersemester lieber eine Wohnung mit Zentralheizung zu wählen. Meine Freunde haben teilweise in ihren Unterkünften gefroren. Einige haben im Wohnheim gewohnt. Man spart zwar viel Geld, aber man teilt sich ein Zimmer und wohnt relativ weit außerhalb, was ich nicht wollte. Aber wenn man Geld sparen will, kann man es sich echt überlegen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind zu den Stoßzeiten immer total überfüllt. Aber generell ist man immer gut angebunden. Man kommt wirklich gut von A nach B. Sowohl innerhalb der Stadt als auch zwischen den Orten. Taxifahren ist im Vergleich zu Deutschland sehr günstig. Ich habe viele verschiedene Reisen innerhalb des Landes gemacht und mich oft auf dem Blog wanderlush.org über die verschiedenen Transportmöglichkeiten, etc. informiert.
Gerade am Anfang empfehle ich, alle Freizeitangebote des Erasmus Students Network wahrzunehmen (Wandern, Partys, Ausflüge, Volunteering).
Ich habe mir vor Ort eine georgische Studentenbankkarte eröffnet. Mit dieser kosten 2 Stunden Fahrt mit den Öffis nur 0,20 Lari. Die Uni erklärt in einem Leitfaden wie das funktioniert. Es hat aber ein paar Wochen gedauert bis das möglich war. Krankenversichert war ich über die DAAD Gruppenversicherung, was ich auch empfehlen kann. Ich hatte Fälle, in denen ich sie in Anspruch nehmen musste, was auch geklappt hat. Die Medikamente und Behandlungen musste ich selbst bezahlen und habe die Rechnungen im Nachhinein eingereicht.
Insgesamt ist das Leben in Georgien günstiger als in Deutschland. Die Supermärkte sind ungefähr gleich teuer, wenn nicht sogar teurer als in Deutschland, aber in den kleinen Läden, die es an jeder Ecke gibt, kann man viel günstiger einkaufen und kommt auch noch in ein nettes Gespräch (wenn man eine gemeinsame Sprache findet). Es kommt auf den persönlichen Lebensstil an, aber insgesamt ist das Leben günstiger als in Deutschland.
Studienfach: Angewandte Kulturwissenschaft und Kultursemiotik
Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 03/2025
Gastuniversität: Tblisi State University
Gastland: Georgien
Rückblick
Rückblickend kann ich ein Auslandssemester in Georgien nur empfehlen. An der Universität habe ich mich trotz der politischen Ausnahmesituation gut aufgehoben gefühlt. Die Menschen sind im Allgemeinen herzlich und hilfsbereit. Man sollte aber bedenken, dass die Menschen auf der Straße grundsätzlich weniger lächeln. Das ist vor allem bei Leuten aus Spanien, Italien etc. aufgefallen. Das ist aber kulturell bedingt und bedeutet nicht, dass die Menschen nicht freundlich sind.