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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Vorbereitung auf das Auslandssemester der Uni Potsdam durch das International Office war sehr hilfreich und die Ansprechpartner nahmen sich für noch so jede unwichtig erscheinenden Frage Zeit. Dies wird und wurde insbesondere wichtig, als es um das Transcript of Records ging, was einem schon ein wenig Kopfzerbrechen bereiten kann. Die Kontaktaufnahme mit der Universität Tartu verlief sehr gut und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren nahezu jederzeit über E-Mail erreichbar. Da die Bewerbung an der Universität Tartu lediglich über ein Programm für ganz Estland arbeitet, war dies kinderleicht, da lediglich die Unterlagen (Bestätigung der Heimuniversität, Transcript of Records, Englischnachweis) digital hinzugefügt werden mussten und man nun lediglich auf eine Antwort warten musste. (https://estonia.dreamapply.com/ ) Die Internetseite arbeitet komplett auf Englisch, weshalb keine Sprachschwierigkeiten zu erwarten sind.


Studienfach: Rechtswissenschaften

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 01/2022

Gastuniversität: University of Tartu

Gastland: Estland

Studium an der Gastuniversität

Nachdem ich auf Rückfrage mit Frau Annika Kalda, der zuständigen Mitarbeiterin für Erasmusstudierende, als auch mit dem International Office die Vorgaben bzgl. der Kurswahl geklärt hatte, verlief das Einschreiben in die Kurse selbst an der Universität denkbar einfach. Da Estland ein sehr internetaffines Land ist, benötigte man zum Einschreiben in die Kurse lediglich ein einziges Programm (das SIS/OIS-System; ois2.ut.ee ). Dieses schreibt die/den Studierenden in alle für den Kurs relevanten Plattformen (z.B. Lernplattform „Moodle“ moodle.ut.ee als auch in weiteren Plattformen sofern benötigt). Die Auswahl an Juristischen Kursen war begrenzt. Daher musste ich zusätzlich Kurse aus anderen Fachbereichen wählen, wobei die Universität Tartu hierbei empfiehlt, in Rückfrage mit der Heimuniversität mindestens 50 % der Kurse aus dem eigenen Fachbereich zu wählen. Trotzdem war es nicht immer einfach in die Sprachkurse oder sehr beliebte Kurse (z.B. „Diplomacy“) zu kommen, da diese meistens schnell voll waren. Ferner sollte man sich, bevor man sich in die Kurse einschreibt, heraussuchen, welche Person für den Kurs zuständig ist, um in diesen Kurs noch hereinzukommen und um zu klären, ob man diesen Kurs auch belegen kann als Austauschstudent. Dies empfehle ich daher, da an der Universität nicht die Organisation der Kurse von den Fakultäten und hierfür zuständigen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern vorgenommen wird, sondern von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzelnen Lehrstühle selbst, was diese Aufgabe als Studierenden sehr komplex macht. Sobald dies geklärt war, konnte ich auch endlich inhaltlich in das Studium einsteigen. Das Studienklima an der Universität war sehr gut und man konnte nicht nur mit den anderen Studierenden auf Augenhöhe Reden, sondern jeder Professor war in der Vorlesung und nach der Vorlesung für Fragen ansprechbar. Teilweise musste man nicht mal die Fragen selbst stellen, sondern die Professorin oder der Professor sprechen einen selbst an, weil sie gewährleisten wollen, dass der Studierende ein Interesse am Kurs hat. Dieser Kontakt zu den Professoren wird in Erinnerung bleiben. Auch die Anzahl an Professoren unterschiedlichster Herkunft (USA, Österreich, Kanada) war beeindruckend. Die Anforderungen der Kurse waren im Allgemeinen im Vergleich zum Deutschen Studium geringer und auch eine gewisse Selbstorganisation wurde den Studierenden abgenommen, indem Hausarbeiten in jeder Woche anzufertigen waren. Dadurch wurde einem in einem gewissen Teil die Selbstorganisation des Lernen abgenommen, dafür blieb man jedoch (häufig) in der Materie und hat nicht alles bis zur Prüfung wieder vergessen. Negativ fiel mir jedoch der regelmäige Wechsel der Zeiten und teilweise auch Orte einzelner Kurse auf, was für Studenten der Rechtswissenschaften aus Deutschland eine Herausforderung darstellt, da diese eine gewisse zeitliche Flexibilität einforderte, die viele Rechtsstudenten aus Deutschland nicht gewöhnt sind. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn man Kurse aus dem Fachbereich der Rechtswissenschaften mit zusätzlich anderen Fachbereichen wählt.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Ich war im Studentenwohnheim Raatuse untergebracht, in dem überwiegend Austauschstudierende untergebracht waren. Da ich sehr internationale Kurse belegt hatte, war ein Kontakt zu Austauschstudenten sehr hoch und ein Austausch zu „echten Esten“ nicht immer gegeben, zumindest nicht im Rahmen der Universität. Ein Kontakt zu einheimischen Studierenden ist deutlich schwieriger, da die Universität zum einen insgesamt über einen sehr hohen Anteil an ausländischen Studierenden verfügt. Die Universität ist insgesamt sehr international ausgerichtet. Zum anderen betreiben die Esten nicht sehr gerne Smalltalk. Was mich unmittelbar zur Sprachkompetenz führt…

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkompetenzen im Englischen haben sich verbessert, da die von mir belegten Kurse nahezu nur auf Englisch unterrichtet wurden. Da ich bereits vor dem Auslandssemester ein gutes Englisch sprach, war dies für mich kein Problem. Wie erwähnt sind die Esten nicht gerade die Erfinder des Smalltalks. Die meisten Esten können (sehr) gutes Englisch, weswegen man mit Englisch im Alltag ohne Probleme zurechtkommt. Meinem Eindruck nach kann man mehr von der Kultur kennenlernen, wenn man entweder Russisch oder Estnisch bereits kann oder dort lernt. Es war jedoch schwer in die Estnisch Sprachkurse zu gelangen, da dieses sehr schnell voll waren.

Wohn- und Lebenssituation

In Tartu habe ich im Studentenwohnheim Raatuse 22 gewohnt. Um einen Platz dort habe ich mich hier bereits früh (ca. 2 Monate vorher) beworben, was im Nachhinein eine gute Entscheidung war, da die Plätze sehr begehrt sind. Wer sich keinen Raum mit einem Mitbewohner teilen möchte, muss dies jedoch frühzeitig angeben, da dies in Estland eher unüblich ist. Aber auch private Unterkünfte sind bezahlbar. Die Räume in Raatuse selbst sind spärlich ausgestattet, aber sauber. Zusätzlich werden diese wöchentlich geputzt, was bereits im Mietpreis enthalten ist. Jeder Mieter erhält einen Microchip mit welchem er in die gewünschte Etage gelangt und einen Schlüssel zur Wohnung selbst. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Estland werden vorwiegend zu einem großen Teil (vor allem in Tartu) auf Busse, da (bisher) nur Zugverbindungen zwischen den vier Städten Tallinn, Tartu, Narva, Pärnu bestehen. Die Busse sind jedoch überpünktlich und reichen aus um in der Stadt und auf dem Land umherzufahren. Für längere Strecken bietet es sich an, regionale Busse zu nehmen, die einen sehr günstig von Tartu in die Umgebung und auch zu kleineren Ortschaften bringt. Empfehlenswert ist es sich eine Monatskarte als auch einen estnischen ID zuzulegen, mit welchem man alle die Busse als auch öffentliche Fahrräder (und in Bezug auf die Fahrräder ziemlich einfach) nutzen kann. Für längere Strecken (z.B. von Tartu nach Tallinn oder Riga oder Vilnius) bietet es sich an, die privaten Busse zu durchstöbern. Die Busse (und die Züge) sind sowohl mit WLAN und mit Steckdosen als auch teilweise mit Tablets an jedem Sitzplatz ausgestattet. Für einen Preis von teilweise 6,50 Euro von Tallinn nach Tartu ist dies einfach unschlagbar und sucht im Vergleich zu Deutschland seinesgleichen. (Empfehlenswert für Busse ist u.a. Luxexpress luxexpress.eu ). Wem das alles nicht ausreicht, der kann sich auch für längere Strecken ein Auto mieten. Dies ist jedoch ähnlich teuer wie in Deutschland. Alltägliche Einkäufe werden in Estland überwiegend mit EC-/Kreditkarte bezahlt, dabei ist darauf hinzuweisen, dass fast alle Bezahlungen über eine App im Handy oder eine Internetseite durchgeführt werden. Bargeldzahlungen und Überweisungen an einem Automaten sind die Ausnahme und nicht immer möglich. Daher kann ich nur empfehlen, vorher alle möglichen Karten der Bank zu besorgen, welche dort auch funktionieren. Teilweise werden Bezahlungen nur von bestimmten Anbietern akzeptiert (z.B. Swedbank), was mir Probleme bei der Anmeldung zu einem externen Sportkurs gab. Sofern man eine Auslandskrankenversicherung besitzt, ist dies in Estland kein Problem und auch als EU-Bürger sind die Bezahlungen der Leistungen im Krankenhaus unproblematisch. Die Lebenshaltungskosten in Estland sind günstiger als in Deutschland. Bestimmte Güter wie frisches Obst und Gemüse sind jedoch teurer und bestimmte Getränke können (nur) in den Supermärkten bis zu einer gewissen Zeit gekauft werden und sind aufgrund der hohen Steuer hierauf deutlich teurer als in Deutschland. In der Nähe vom Studentenwohnheim gab es allerdings dafür Supermärkte, die von 7-23 Uhr montags bis sonntags aufhatten. Das war insbesondere dann komfortabel, wenn man sich in der Prüfungsphase befand oder gerade von einer Wochenendreise zurückkam. Obwohl Tartu mit knapp 100.000 Einwohnern eine nach deutschen Maßstäben kleine Stadt ist, bietet es eine große Auswahl an Cafés, Bars und Kneipen als auch Tanzvereine, Schwimmhallen und eine große Auswahl an Sauna bzw. Wellnessmöglichkeiten. Da die Esten mit den Finnen als Erfinder der Saunen gelten, ist dies ein Ort, an dem auch viele Partys stattfinden, einfach weil die Esten ihre Saunen lieben.

Studienfach: Rechtswissenschaften

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 01/2022

Gastuniversität: University of Tartu

Gastland: Estland


Rückblick

Ich kann dieses Land und diese Universität nur wärmstens ans Herz legen. Obwohl vielen Studierenden Estland nicht sofort einfällt, wenn sie an ein Austauschsemester denken, ist es ein Auslandssemester alle Male Wert. Die Esten sind sehr liebenswerte und rücksichtsvolle Menschen, die aber auch ihren Platz brauchen. Ferner kann ich nur empfehlen, wenn es die Zeit zulässt, so viele Wanderungen in Nationalparks (im Sommer oder wenn es noch halbwegs warm ist) zu machen wie nur möglich. Estland bietet eine hohe Anzahl an Naturparks, welche wunderschön sind und nur darauf warten entdeckt zu werden. Auch die anderen Baltischen Staaten Lettland und Litauen sind eine Reise wert und obwohl diese auch zu den Baltischen Staaten gehören, unterscheiden diese sich stark zueinander und zu Estland. Wer also etwas anderes ausprobieren möchte als Frankreich, Großbritannien oder Spanien, ist in Estland richtig. Es ist für dessen Größe (und Geschichte) ein unglaublich fortschrittliches und in vielen Maßen unterschätztes Land und hat mehr als so einiges (west-)europäisches Land zu bieten, was nicht nur für die Kultur, sondern auch für die gesamte Digitalisierung gilt, die (Stand jetzt, Jahr 2022) weiter als bei jedem Land in der gesamten Europäischen Union ist.

Estland

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