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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Mir war sehr früh klar, dass ich mein Erasmus-Semester gerne in Skandinavien verbringen möchte. Da ich schon oft in Dänemark und auch in Kopenhagen war und mir die Stadt immer sehr gut gefallen hatte, wusste ich schnell, dass das meine erste Wahl sein würde. Zudem gefiel mir der Fokus auf Sicherheitspolitik, den die Universität Kopenhagen bietet (wobei im Endeffekt die meisten Kurse in dem Bereich nicht für Erasmus-Studierende offen waren). Bereits im Voraus habe ich dann zusätzlich einen Dänischkurs an der Berliner Volkshochschule gemacht, sodass ich im Vorfeld schon etwas mehr über die dänische Kultur gelernt habe. Nach dem Bewerbungsprozess über die Fakultät in Potsdam habe ich recht schnell eine Zusage bekommen und hatte genug Zeit, alle Unterlagen etc. auszufüllen. Die Kursbelegung in Kopenhagen erfolgte recht früh, etwa Anfang Juni. Dabei musste ein Formular mit Präferenzen ausgefüllt werden und ich habe auch nicht alle ersten Präferenzen bekommen, war aber letztlich ganz zufrieden. In den letzten Jahren hat die Fakultät für Sozialwissenschaften das Angebot an englischsprachigen Kursen leider stark verkleinert, sodass man aus ca. zehn Kursen auswählen konnte. Ich habe insgesamt vier Kurse belegt, drei am Institut für Politikwissenschaft und einen an der Historischen Fakultät. Jeder Kurs hat 7,5 ECTS erbracht, einige angebotene Kurse zählen ganze 15 ECTS. Außerdem sind alle Kurse sowohl für Master- als auch Bachelorstudierende, die Leistungen müssen für Masterstudierende lediglich umfangreicher sein.


Studienfach: Politikwissenschft (M.A.)

Aufenthalsdauer: 09/2021 - 01/2022

Gastuniversität: Københavns Universitet

Gastland:Dänemark

Studium an der Gastuniversität

Das Studium an der Uni Kopenhagen hat mir außerordentlich gut gefallen. Neben drei Kursen am Campus für Sozialwissenschaften, der recht zentral in der Innenstadt liegt, habe ich noch einen Kurs in Danish Culture am Südcampus belegt. Leider wurde ich über die Einführungsveranstaltungen für Politikwissenschaft nur sehr kurzfristig informiert (nicht einmal eine Woche vorher), sodass ich diese verpasst habe. Da ich aber auch an der Fakultät für Humanities wegen des Danish Culture Kurses eingeschrieben war, habe ich die Einführungsveranstaltungen dort besuchen können. An zwei Tagen haben wir interessante Sachen über das Leben in Dänemark und an der Uni vermittelt bekommen und einige Kennlernspiele gespielt. Mit meinen Kursen am Institut für Politikwissenschaft war ich sehr zufrieden. In Dänemark werden alle Leute geduzt, damit war man mit den Dozierenden viel mehr auf Augenhöhe. Zu Beginn jedes Seminars wurden Kennlernspiele gespielt, damit man seine Kommiliton*innen besser kennt und Hausarbeiten konnten auch immer in Gruppen geschrieben werden. Die politikwissenschaftlichen Veranstaltungen waren alle in Seminarform mit einer Gruppengröße von 20 bis 30 Personen. Mein Kurs in Danish Culture war eine Vorlesung mit ca. 100 Studierenden. Außerdem ist positiv anzumerken, dass die Uni technisch äußerst gut ausgestattet ist. Quasi das ganze Semester über gab es keinerlei Coronabeschränkungen in Dänemark und alle Veranstaltungen fanden in Präsenz und ohne Maßnahmen statt. Jedoch wurden einige Seminare zusätzlich live gestreamt. Jeder Seminarraum ist mit Kamera und Mikro ausgestattet und so konnte man dem Unterricht auch von zuhause aus folgen, wenn man sich krank gefühlt hat. Die einzelnen Campusse der Uni sind sehr unterschiedlich. Die Fakultät der Sozialwissenschaften ist ein ehemaliges Krankenhaus, das eine tolle Atmosphäre hat, jedoch auch ziemlich verwirrend ist, da alle Gebäude gleich aussehen und die Durchgänge zum Teil etwas versteckt sind. Der Südcampus hingegen ist äußerst modern und hat beispielsweise auch eine absolut empfehlenswerte vegetarische Mensa.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Positiv anzumerken ist, dass die Universität Kopenhagen im WS 21/22 erstmals eine neue App angeboten hat, die ein bisschen wie Tinder für internationale Studierende funktioniert, um neue Freundschaften und Kontakte schon vor der Ankunft in Dänemark zu finden. Das hat mir wirklich sehr geholfen, da ich so schon im Voraus einige Fragen klären konnte und schnell Freundschaften schließen konnte. So bin ich auch mit Studierenden anderer Fachrichtungen in Kontakt gekommen, die ich sonst vielleicht gar nicht getroffen hätte. Man konnte bei allen Leuten auch die Nationalität sehen, sodass man auch gezielt versuchen kann, nicht mit allzu vielen Deutschen in Kontakt zu kommen. Insgesamt ist das aber wirklich schwer, weil unglaublich viele Deutsche in Kopenhagen leben und auch ein beachtlicher Teil der Erasmus-Studierenden deutsch ist. Das Institut für Politikwissenschaft hat eine Mentorengruppe aus dänischen Studierenden, die sehr engagiert die Einführungswoche organisiert haben (die ich leider verpasst hatte). Außerdem haben sie persönliche Mentoren zur Seite gestellt und einige Veranstaltungen im Laufe des Semesters geplant, die wirklich viel Spaß gemacht haben. Dadurch dass Zahl der englischsprachigen Kurse nicht allzu groß war, haben sich alle internationalen Studierenden auf die wenigen Kurse konzentriert. Das hat leider dazu geführt, dass in einem Seminar letztlich nur zwei dänische Studierende waren. Generell ist es eher schwierig, mit Dänen in Kontakt zu kommen, da sie eine eher geschlossene Kultur sind. Viele Dänen kennen ihre Freundesgruppen seit der Schulzeit, somit sind diese sehr eng und es ist schwierig, neu dazuzukommen. Ich habe in einer WG mit zwei Däninnen gelebt, sie waren aber im Prinzip mein einziger Kontakt zu Einheimischen. Mit ihnen habe ich mich jedoch sehr gut verstanden und habe einiges über die dänische Kultur von ihnen lernen können.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Man kommt in Kopenhagen absolut problemlos mit Englisch klar, wirklich jeder spricht Englisch. Ich hatte im Vorfeld einen Dänischkurs an der VHS in Berlin gemacht und habe mich sehr gefreut, dass ich dadurch einiges zusätzlich verstehen konnte. Dänisch ist dem Deutschen recht nah und wenn man ein paar Kenntnisse hat, kann man zumindest schriftlich einiges verstehen. Gesprochene Sprache ist dann nochmal eine ganz andere Sache, die ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig. Leider bietet die Uni keine Sprachkurse mehr an. Man kann über den Staat einen Sprachkurs an einer beliebigen Sprachschule machen, da allen Ausländer*innen bis fünf Jahre nach Ankunft kostenfreie Sprachkurse zur Verfügung gestellt werden. Man muss jedoch eine Art Pfand in Höhe von mehreren hundert Euro hinterlegen, die man nur bei bestandener Prüfung zurückbekommt. Da ich mit meinen Unikursen jedoch schon sehr viel zu tun hatte, habe ich mich dagegen entschieden.

Wohn- und Lebenssituation

Bei der Suche nach meiner Unterkunft hatte ich ausgesprochenes Glück. Von der in Kopenhagen berüchtigten Housing Foundation hatte ich schon vor meinem Aufenthalt gehört und war nicht sonderlich begeistert. Dort werden Zimmer und Apartments für ausländische Studierende zur Verfügung gestellt. Die Preise sind absolut gesalzen (ab ca. 600 €, jedoch eher aufwärts) und die meisten Zimmer sind trotzdem recht klein. Meine zwei besten Freundinnen haben beide in einem Wohnheim der Housing Foundation gewohnt, deshalb konnte ich mir einen ganz guten Einblick verschaffen. Die Zimmer waren ziemlich klein (weniger als 10qm), die Preise lagen trotzdem bei über 700 €. Die meisten Wohnheime sind sehr modern und gut ausgestattet und liegen zusätzlich zentral. Außerdem bekommt man eigentlich immer dort ein Zimmer, wenn man bereit ist dafür zu zahlen. Die Housing Foundation bietet Zimmer ab dem 01.09. an, jedoch sind die sehr schnell ausgebucht. Dann hat man noch die Option, ein Zimmer ab dem 01.07. zu mieten und zwei Monate mehr Miete zu zahlen als man braucht. Damit wird es natürlich nochmal teurer. Außerdem kommen dann noch so zusätzliche Kleinigkeiten, z. B. muss man einen Schutz für die Matratze kaufen, der über 100 € kostet, man muss ihn dann am Ende aber auch mitnehmen, sonst zahlt man eine Strafe. Generell muss man eine Woche vor Mietende ausziehen, da noch geputzt wird, Miete wird trotzdem bis Ende des Monats gezahlt. Wenn man irgendetwas im Zimmer vergisst oder nicht richtig putzt, wird sofort ein Teil der Kaution einbehalten. Für mich klang das alles nach keiner guten Option, deshalb habe ich ab etwa Ende Mai in allen möglichen Facebookgruppen nach WG-Zimmern gesucht. Und so wurde ich auch fündig und habe Mitte Juni ein sehr schönes Zimmer in einer Altbauwohnung bekommen, das mit 17qm für 550 € ein wahres Schnäppchen war. Zudem hatte ich zwei tolle Mitbewohnerinnen und eine Katze und habe mich außerordentlich wohl gefühlt. Meine Vermieterin hat mir zudem kostenlos ihr Fahrrad zur Verfügung gestellt, ansonsten kann ich Swapfiets empfehlen. Leider gibt es in Kopenhagen kein Semesterticket, stattdessen sollte man sich eine Rejsekort zulegen. Das ist eine Karte, auf die man Geld aufladen kann und dann bei jeder Fahrt weniger bezahlt, als wenn man Einzeltickets kauft. Zu bestimmten Zeit ist der Rabatt höher als zu anderen. Außerdem kann man damit durch ganz Dänemark und bis Malmö und Lund fahren. Durch das fehlende Semesterticket bin ich aber fast immer Fahrrad gefahren. Kopenhagen ist nicht allzu groß, deshalb ist kaum ein Weg weiter als 20 Minuten. Die Fahrradwege sind perfekt ausgebaut und alle Verkehsteilnehmenden nehmen sehr viel Rücksicht auf Fahrräder, also insgesamt eine sehr positive Erfahrung. Ich habe mich bei der Stadt angemeldet und eine sogenannte CPR-Nummer bekommen. Dadurch bekommt man eine Gesundheitskarte, mit der man einfach zum Arzt gehen kann und darüber versichert ist. Zusätzlich gibt es die Option eine NemID zu beantragen. Ich hatte mich dagegen entschieden, weil irgendjemand mir erzählt hatte, dass die Beantragung ewig dauert, im Nachhinein wäre es aber vermutlich keine schlechte Idee gewesen. Das erleichtert nämlich sämtliche Coronatests, außerdem kann man sich dann online wieder abmelden und muss nicht persönlich zum Amt. Man hat noch einige weitere Vorteile, z.B. kann man eine persönliche Rejsekort beantragen oder ein Bankkonto eröffnen. Allgemein sind die Lebenshaltungskosten in Dänemark deutlich höher als in Deutschland. Das fängt beim Supermarktbesuch an, zeigt sich aber insbesondere in der Gastronomie. Mal eben ein schnelles Essen irgendwo holen, ist günstig praktisch unmöglich. Ein Cappucino kostet im Schnitt 5 € und Essen unter 10 € ist eigentlich nicht zu finden. In Restaurants werden meistens ganze Menüs angeboten, was immer teuer ist. Kopenhagen hat eine enorme Dichte an Restaurants mit Michelin-Sternen und generell sieht alles wirklich total schick aus, aber man muss es sich halt leisten können. Die Dänen verdienen halt deutlich mehr Geld, als arme Erasmus-Studierende lag ein Essen im Restaurant aber leider außerhalb meines Budgets.

Studienfach: Politikwissenschft (M.A.)

Aufenthalsdauer: 09/2021 - 01/2022

Gastuniversität: Københavns Universitet

Gastland:Dänemark


Rückblick

Mir hat mein Aufenthalt in Kopenhagen wirklich sehr gut gefallen. Es ist eine tolle Stadt, die nicht umsonst eine der lebenswertesten Städte der Welt ist. Man merkt jedoch auch, dass es deutlich lebenswerter ist, wenn einem mehr Geld zur Verfügung steht. Zu Coronazeiten hätte ich mir vermutlich kein besseres Ziel aussuchen können, da Corona in den meisten Monaten meines Aufenthaltes quasi nicht existiert hat in Dänemark. Es gab keine Maskenpflicht und auch sonst keinerlei Beschränkungen, da die Impfquote in Dänemark so hoch ist. Ich bin sehr zufrieden, mein Erasmus in Kopenhagen verbracht zu haben. Kopenhagen ist eine wunderbare Stadt, die ich wirklich jedem sehr empfehlen kann. Über die höheren Kosten sollte man sich vorher im Klaren sein, mit einigen Tipps lässt es sich aber auch mit geringerem Budget gut leben. Hier einige Hinweise, um insbesondere beim Essen (gehen) Geld zu sparen:

Too good to go: Eine in Dänemark entwickelte App, die gegen Essensverschwendung vorgeht. Man kann bei Restaurants, Hotels, Bäckereien, Supermärkten etc. eine Tüte mit übriggebliebenem Essen kaufen. Besonders empfehlenswert ist das bei Bäckereien. Man bekommt eine riesige Menge an super leckerem Essen, das lohnt sich allemal. Gibt es übrigens auch in Deutschland, das Angebot ist aber deutlich kleiner.

Tipster.dk: Über diese Website kann man sich Gutscheine für Restaurants in Kopenhagen kaufen. Manchmal bekommt man zwei Essen zum Preis von einem oder einen Gutschein in Höhe von 300 kr für 150 kr oder Ähnliches. Es gibt immer ein aktuelles Angebot, das auch mal schnell ausverkauft sein kann und das dann für mehrere Monate gültig ist.

Early Bird: Über diese Website kann man am gleichen Tag Restaurants, Bars und Take-Away buchen und bekommt ein Drittel des Preises reduziert.

In der Torvehallerne am Nørreport kann man ebenfalls sehr leckeres Essen bekommen und da es kein Restaurant ist, sind die Preise verhältnismäßig günstig. Den besten (und günstigsten!) Kaffee gibt es auf dem Südcampus. Die besten Zimtschnecken gibt es in der Skt. Peders Bageri – wirklich sehr zu empfehlen! Hygieneartikel aus Deutschland mitnehmen, die sind wirklich deutlich teurer.

Dänemark

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