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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe vor meinem Auslandssemester ein Kooperationspraktikum des International Office ebenfalls in Buenos Aires gemacht. In der Vorbereitung dessen habe ich mich bereits nach einem anschließendem Auslandssemester umgesehen und bin über die Website des International Office auf die Hochschulpartnerschaft mit der UNSAM im Großraum Buenos Aires gestoßen. Die UNSAM hat mich drei-vier Monate vor Semesterbeginn kontaktiert, um Formalitäten anzustoßen. Vorher liefen der komplette Bewerbungsprozess und meine Anmeldung in Kontakt mit dem Outgoing-Team des International Office der UP. Das International Office bietet eine klare Übersicht über die geforderten Bewerbungsunterlagen auf dem Portal. Wenn es Zweifel gibt, stehen die Mitarbeiter immer zur Verfügung. Durch mein vorangegangenes Praktikum in Buenos Aires, welches ich per Touristenvisum absolviert hatte, habe ich den kompletten Visumsprozess für das Studentenvisum vor Ort gemacht, was nicht schwierig, aber zeitaufwändig war und lange gedauert hat. Ich empfehle den Ratschlägen des International Office der UNSAM zu folgen und bereits in Deutschland die erforderlichen Unterlagen beim argentinischen Konsulat einzuholen und direkt mitzubringen. Dann ist der verbleibende Prozess vor Ort schneller. In meinem Fall hat es leider fast bis zum Semesterende gedauert, weshalb ich zwischendurch immer wieder das Land verlassen musste, um mein Touristenvisum bei Wiedereinreise zu erneuern (mit der Fähre für ein paar Stunden nach Uruguay, Montevideo als ruhigeres Mini-Buenos Aires und Colonia de Sacramento als nettes Küstendorf mit Häusern aus der Kolonialzeit, bester Anbieter „Colonia Express“, Barzahlung in den Galerias Pacifico in Buenos Aires möglich).


Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Universidad Nacional de San Martín

Gastland:Argentinien

Für den Aufenthalt in Argentinien braucht man eine Auslandsreisekrankenversicherung, die als Student zusätzlich zu der gesetzlichen in Deutschland bezahlt werden muss. Ich habe die Versicherung der Envivas für mehr als sechs Wochen gebucht, die man als Versicherter der TK bekommen kann. Hier das Übliche: Vorab über die Leistungen und Preise informieren und vergleichen. Die Versicherung muss aus rechtlichen Gründen gekauft werden, bevor man Deutschland verlässt. Besondere Impfungen braucht man keine, aber man sollte trotzdem einmal die Einreisebestimmungen vorab auf der Seite des Auswärtigen Amtes prüfen. Eine eventuelle Beurlaubung vom Studium vorbereiten und beantragen, sobald die Zahlungsaufforderung des Prüfungsamts für die Rückmeldung für das entsprechende Semester eingeht. Eine Bescheinigung über den Auslandsaufenthalt bekommt man vom International Office und Leistungspunkte aus dem Auslandssemester können trotz Urlaubssemester angerechnet werden. Alles Informationen dazu finden sich auch auf den Websites des International Office und des Prüfungsamts.

Studium an der Gastuniversität

Studiensystem/Organisation der LV/ Anforderungen/Leistungsbewertung:

Eine Übersicht der möglichen Kurse pro Semester kann man vorab über die Website der UNSAM einsehen und sich vorab einen Plan machen. Das International Office der UNSAM sendet rechtzeitig die Informationen und Formulare, mit denen sich die internationalen Studierenden für Kurse des jeweiligen Semesters eintragen können. Ich hatte insgesamt drei Kurse gewählt und damit ordentlich zu tun. Diese hatten Seminargröße, waren im Grunde aber Vorlesungen. Die Dozierenden tragen vor und ermutigen mal mehr, mal weniger zu Diskussionen. Formell sind die Kurse vier Stunden lang, faktisch dann zwischen zwei bis dreieinhalb, je nach Lage. Pausen werden flexibel eingeschoben, meist gibt es eine Absprache zwischen Dozierenden und Studierenden. In zwei meiner Kurse musste ich jeweils zwei Zwischenprüfungen und eventuell eine Abschlussprüfung schreiben (wenn die ersten beiden sehr gut waren, dann braucht man keine Abschlussprüfung mehr zu machen). Im dritten Kurs musste ich zu diesen Zeitpunkten jeweils ein Paper schreiben zu Themen des Kurses, die man vorher abgesprochen oder vorgesetzt bekommen hat – die Alternative zum ersten Paper war ein Referat von 30 Minuten zu einem Teilaspekt eines Unterrichtsblocks. Jede Woche gab es einen Haufen zu lesen, als Vorbereitung auf die nächste Woche. Vor allem am Anfang fühlt man sich erschlagen, man sollte aber nicht verzweifeln. Das braucht alles seine Zeit und nach rund einem Monat hat man sich eingewöhnt.

Studienklima:

Das Klima ist sehr entspannt, aber man wird schnell merken, dass es normal ist, sich in Diskussionen zu unterbrechen, sich gegenseitig vor und während Prüfungen zu unterstützen und dass sehr viele Studierende nur für die Kurse anreisen, weil sie vorher und/oder nachher arbeiten und lernen müssen. Der Campus Miguelete lädt mit Mensa, Sportkursen, Essensständen, Grünflächen, Bibliothek und Ruhe vor dem Verkehr der Stadt dazu ein, vor und nach den Kursen zu verweilen oder zu arbeiten.

Betreuung durch dortige Studenten/Verwaltungsmitarbeiter/Dozenten:

Alle sind immer hilfsbereit, sobald man signalisiert, dass Hilfe benötigt wird oder Verständnisfragen aufkommen. Man muss auf die Leute zugehen und dies artikulieren oder einfach nachfragen. Die Mitarbeiter des International Office vor Ort kennen die Probleme, die Studierende aus dem Ausland haben und stehen immer bereit. Wenn Sie zu viel zu tun haben und die Antwort per Email ausbleibt, dann vormittags oder am frühen Nachmittag direkt zum Büro am Campus gehen. Tipp: Am Anfang die Studis aus deinem Kurs unbedingt bitten, dass du in die WhatsApp-Gruppe des Kurses aufgenommen wirst. Für Organisatorisches, Hilfe und die Prüfungen.

Technische Ausstattung/Öffnungszeiten von Bibliotheken/Computerpools:

Die Ausstattung der Uni ist unter Berücksichtigung der allgemeinen finanziellen Situation des Staates (UNSAM ist öffentlich und umsonst) sparsam, aber immer in Ordnung. Man kann Beamer/Projektoren/Laptops/Bücher/Arbeitsräume ausleihen bzw. mieten, man muss sich aber rechtzeitig darum kümmern. Sprecht einfach die Dozierenden und Studierenden an.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Die argentinischen Studierenden machen meist vier Kurse und haben damit bereits sehr viel zu tun und arbeiten alle nebenbei. Deshalb ist es manchmal schwierig, über kleinere Gespräche vor und nach den Kursen mit anderen in Kontakt zu kommen. Aber darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, in der Mensa oder in Sportkursen immer wieder neue Leute kennenzulernen. Oft wird man aber auch selbst in ein Gespräch verwickelt, sobald auffällt, dass man Austauschstudent ist. Nie den Mate verweigern, es ist gleichzeitig eine Einladung zum Gespräch. Wenn es nicht schmeckt, weiter probieren, man gewöhnt sich dran ;-) Wie immer muss man aber die Zeit nutzen und möglichst keine Veranstaltung auslassen, die einem angeboten wird und von Interesse ist. Jedes Semester sind in Buenos Aires hunderte Studenten aus aller Welt, für die es Veranstaltungen gibt (das International Office leitet Infos an alle weiter, Plakate hängen in der Uni und einen Haufen Organisationen bieten jeden Tag Möglichkeiten in der Metropole – BAIS Argentina, MundoLingo uvm. – einfach mal googlen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Durch mein vorheriges Praktikum hatte ich bereits fünf Monate Praxiserfahrung in Spanisch (plus drei Semester Spanischkurse am Zessko zur Vorbereitung in der Pandemie), sodass die Kommunikation im Semester für mich in Ordnung war. Dennoch war der erste Monat an der Uni sehr anstrengend durch die langen Kurse mit akademisch sprechenden Dozierenden und umgangssprachlich diskutierenden Studierenden, bei denen man nur versucht zuzuhören und Notizen zu machen. Man versteht wenig und hat danach einen Haufen Hausaufgaben bis zum nächsten Mal. The struggle is real, aber man merkt dann doch sehr schnell Fortschritte. Mein Spanisch hat im Semester, nach den Kursen zur Vorbereitung an der Uni Potsdam und der Praxis im Praktikum, nochmal einen deutlichen Sprung gemacht und ich spreche mittlerweile fließend, auch wenn das Umgangssprachliche der Argentinier mir nach wie vor zu schaffen macht.

Wohn- und Lebenssituation

Eine Unterkunft hatte ich bereits während meines Praktikums gefunden. Zusammen mit einem Kolumbianer habe ich eine WG gegründet. Generell gibt es viel Angebot an Wohnraum für ausländische Studierende, das über AirBnB hinausgeht (RoomGo, Facebookgruppen, das International Office der UNSAM führt eine Liste, Übernahme von Wohnungen von vorherigen ausländischen Studierenden oder ganz klassisch über Makler). Es sollte genügend möblierten Wohnraum für kurzfristige Angebote geben, deswegen würde ich für den Anfang etwas mehr Zeit lassen, etwas Vernünftiges zu finden, auch wenn es erstmal mehr Stress bedeutet. Die Stadt ist überraschend sicher, allerdings sollte man sich dennoch vorsichtig verhalten und vor allem auf die allgegenwärtigen Taschendiebe aufpassen. Beim Herumspazieren die Augen und Ohren offenhalten. Das Unigelände abends nicht mehr verlassen und direkt den Zug an der Station Miguelete zurück in die Hauptstadt nehmen. Der Campus liegt in der Provinz Buenos Aires, wo es gefährlicher wird als nur Taschendiebstahl. Innerhalb der Stadt Buenos Aires sollte man natürlich trotzdem aufpassen, vor allem in der Nähe von „Villas“, den argentinischen Armensiedlungen.

Besonderheiten bei Unterbringung/Mieten:

Durch die Schwäche des argentinischen Pesos (unbedingt mit der Währungsproblematik vor Ausreise befassen!) versuchen alle Menschen in Argentinien ihre Pesos gegen US-Dollars oder Euros zu tauschen oder diese direkt zu fordern. Man sollte auf jeden Fall versuchen, seine Miete bar in Pesos zu zahlen. Wegen der Inflation wird diese alle paar Monate angepasst werden, also nicht wundern.

Öffentliche Verkehrsmittel:

Die öffentlichen Verkehrsmittel in BA funktionieren hervorragend – Colectivo (Bus), U-Bahn (Supte) und Tren. Gleich am Anfang sollte man sich eine SUPE Karte an einem Kiosk besorgen. Damit wird jeglicher öffentliche Transport bezahlt, landesweit. Die beste App für den ÖPNV in Buenos Aires ist „Moovit“!

Bankgeschäfte:

Unbedingt vorab über die Währungssituation informieren. Im Oktober 2023 sind Präsidentschaftswahlen, deshalb kann sich die Situation von dem was hier steht unterscheiden. Während meines Aufenthalts (und schon lange) ist der Schwarzmarktkurs („Dollar Blue“), für den man mit argentinischen Pesos US-Dollar kauft, eine wichtige Messgröße für die Stabilität der heimischen Währung und das Vertrauen in die Politik (2022 gab es 100% Inflation). Wer auf argentinischen Internetseiten (z.B. Perfil.com) die Währungen vergleicht wird sehen, dass zwischen offiziellem Kurs und Dollar Blue ein riesiger Unterscheid herrscht (und es noch einen Haufen weiterer eingeführter Wechselkurse gibt, über dieses Thema kann man einen eigenen Post schreiben). Alle Argentinier wollen US-Dollar, weil sie kein Vertrauen in die eigene Währung (Politik) im Land haben und die Regierung hält den Kurs künstlich niedrig und fährt eine harte protektionistische Währungspolitik. Deshalb wird häufig empfohlen, sein ganzes Geld in bar mitzubringen und dann vor Ort auf dem Schwarzmarkt zu tauschen. In der Straße „Florida“ im Zentrum erkennt man die Händler überall und jederzeit an den „Cambio cambio“-Ausrufen.  Andere Möglichkeiten sind private Händler, die man über Bekannte kontaktieren kann – beides ist ok, wenn man viel Bargeld hat. Zwar wird das Ganze offiziell toleriert, aber trotzdem daran denken, dass es letztlich illegal ist. Während meiner Zeit vor Ort war die einfachste Methode, ein Western-Union-Konto anzulegen und mir so selbst das Geld per Online-Banking von Deutschland nach Argentinien zu schicken. In der Western Union Filiale wird einem dann direkt der Schwarzmarktkurs „Euro Blue“ ausgezahlt. Dies nicht im letzten Moment machen, sondern früh genug hingehen. Bei Western Union gibt es immer eine lange Schlange. Nicht zu empfehlen ist das Zahlen mit Kreditkarte, weil dort ein nachteiliger Wechselkurs berechnet wird – die Regierung schöpft ab. Zwar ist der Kurs während meines Aufenthalts künstlich verbessert worden – es gab etwas weniger als 50% Pesos pro Euro als der offizielle Kurs, aber an den Schwarzmarktkurs kommt man dennoch nicht heran und verliert so Geld.

Freizeitangebote:

Buenos Aires ist eine gigantisch große Stadt, in der immer was los ist. Hier brauche ich nicht viele Worte zu verlieren. Sucht, was euch interessiert und ihr werdet es finden. Sucht weiter und ihr werdet noch viel mehr entdecken. Lasst euch treiben, haltet Augen und Ohren offen und hängt euch an andere Leute dran. Ab und zu gibt es über die Uni und Studierendennetzwerke Veranstaltungen. Besucht regelmäßig deren Seiten und Social Media und checkt eure Emails.

Lebenshaltungskosten:

Grundsätzlich ist Buenos Aires keine besonders günstige Stadt. Allerdings ändert sich das in erster Linie durch den vorteilhaften Schwarzmarktkurs, wenn ihr eure Euros richtig umtauscht. Wenn ihr so in bar mit Pesos bezahlt (inklusive Miete, Flüge, Fähre etc.), reduziert sich der Preis für alles um mehr als die Hälfte. Teuer sind vor allem importierte Produkte, ein günstiges neues Handy könnte ihr euch also nicht unbedingt kaufen. Große Unterschiede gibt es natürlich innerhalb der Stadt. In den reicheren, populäreren und sichereren Stadtteilen ist das Essen teurer (Recoleta, Palermo, Las Canitas etc. – generell im Norden der Stadt, d.h. nördlich der West-Ost-Achse, der Straße „Rivadavia“).

Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Universidad Nacional de San Martín

Gastland:Argentinien


Rückblick

Wenn möglich, macht die Visumsbeantragung beim argentinischen Konsulat in Deutschland. Wenn es nicht anders geht und ihr den Prozess vor Ort anstoßt, fangt früh an, denn es kann sehr lange dauern. Für Hilfe, fragt das International Office der UNSAM. Buenos Aires ist eine unglaublich lebhafte Stadt, wo man immer und jederzeit etwas erleben kann. Man kann sich auf unendliche Möglichkeiten und Spaß einstellen. Doch der Verkehr, die langen Wege, der Lärm, die unbeheizten Gebäude im Winter und das schwül-heiße Klima im Sommer machen die Stadt auch anstrengend. „Pausen“ kann man einlegen in Form von Parkbesuchen im Norden der Stadt, kleine Urlaube – Argentinien ist so viel mehr als Buenos Aires – oder zum Beispiel eine Zugfahrt zum Flussdelta nach Tigre, um der Großstadt zu entkommen und etwas Ruhe zu haben. Insgesamt hat man in Argentinien eine unglaublich tolle Zeit, wenn man sich auf die Argentinier einlässt und ein wenig Geduld bei der Bekanntschaft mitbringt. Die Portenos (Menschen aus Buenos Aires) haben nicht nur volle Alltage, sondern sind was die Aufnahme neuer Freunde betrifft mitunter europäischer, als man vorher denkt. Sobald man aber Freunde gefunden hat, wird man eine Menge Spaß haben und unglaublich viel entdecken können. In Buenos Aires gibt es natürlich auch eine Menge Menschen aus weiteren Ländern, vor allem BrasilianerInnen, VenezuelanerInnen etc. – nutze die Chance und sei offen für Neues!

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