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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Bereits während meines Bachelor-Studiums absolvierte ich ein Auslandssemester in Lateinamerika. Da mich der Kontinent mit seinen unterschiedlichen Kulturen, seiner Geschichte, aber auch seiner politischen und sozialen Entwicklung unheimlich reizt, entschied ich mich – leider etwas kurzfristig – auch während meines Masterstudiums der Verwaltungswissenschaft, ein halbes Jahr im Ausland zu verbringen.


Studienfach: Verwaltungswissenschaft (Master)

Aufenthaltsdauer: 08/2018 - 01/2019

Gastuniversität: Universidad de Buenos Aires

Gastland: Argentinien

Meine Entscheidung fiel allerdings etwas zu kurzfristig. Die offiziellen Bewerbungsfristen für einen Studienaustausch an einer der Lateinamerikanischen Partneruniversiäten/-fakultäten war schon vorüber. Über das International Office erfuhr ich dann über eine Alternativmöglichkeit (genaue Informationen gebe ich Dir gerne auf Anfrage), ein Auslandssemester an der Universidad de Buenos Aires zu absolvieren. Nach einigen Missverständnissen und bürokratischen Hürden hatte ich meine Bewerbung schließlich an das Internationle Büro der FCE (Facultad de Ciencas Económicas) der UBA eingereicht. Anders als in den meisten anderen lateinamerkanischen Ländern, kennzeichnet sich Argentinien durch sein weitestgehend öffentliches (somit kostenloses bzw. erschwingliches) Bildungssystem! Meine Bewerbung landete erst Anfang März im Postfach der FCE, also 5 Monate vor Abreise. Da ich mich auf eigene Initiative beworben habe, schickte ich direkt folgende Dokumente :

•    Motivationsschreiben auf Spanisch (Nennung von Kursen)
•    Immatrikulationsbescheinigung
•    Leistungsnachweise
•    Bachelorzeugnis
•    Reisepass
•    Lebenslauf auf Spanisch
•    Eigens erstelltes Dokument zur Nachvollziehbarkeit des deutschen Noten- bzw. Bewertungssystems
•     i OJO ! Einen Sprachnachweis reichte ich nicht ein. Da die o.g. Dokumente sowie die E-Mail-Korrespondenz auf Spanisch erfolgten, forderte niemand einen weiteren Nachweis über meine Sprachkenntnisse.

 Die Universidad de Buenos Aires ist autonom. Ebenso autonom und unabhängig organisiert sind auch ihre Fakultäten. Der Bewerbungsprozess wird also nicht zentral, sondern an jeder Fakultät individuell und unter verschiedenen Anforderungen/Bedingungen geregelt. An der FCE erschien mir der Bewerbungsverlauf (abgesehen von gewissen Kommunikationsverzögerungen) im Nachhinein relativ unkompliziert. Dies hängt vor allem davon ab, ob Du Bachelor- oder Masterkurse belegen möchtest.

Anreise, Versicherungen, Unterkunft

Das Semester startete offziell Anfang August. Ich reiste am 13. August nach Buenos Aires (mit einem Touristenvisum). Obwohl mir geraten wurde, mind. einen Monat vor Studienbeginn anzureisen, erwies sich dies als nicht notwendig, da die meisten Kurse erst im September begannen. Die UBA verlangt es von internationalen Studierenden, sich nach Einreise um ein Studierendenvisum zu kümmern. Aufgrund von Registrierungsproblemen auf einer der Behördenseiten, um eines der erforderlichen Dokumente zu beantragen, drückte meine Betreuuerin schließlich ein Auge zu, sodass ich meinen gesamten Aufenthalt als Touristin in Argentinien verbrachte. Mir erschien eine Ausreise nach Uruguay (ca. 1 ½ h mit der Fähre) vor Ablauf der 90 Tage spannender als die zahlreichen Behördengänge. Bei erneuter Einreise nach Argentinien erneute sich mein Touristenvisum um weitere 90 Tage. Bevor Du in ein Land außerhalb der EU reist, solltest Du Dich stets zu den Reise- und Sicherheitsbestimmungen des Auswärtigen Amtes (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/argentinien-node/argentiniensicherheit/201326) informieren. Du solltest im Hinterkopf behalten, dass Du womöglich über andere Länder einreist oder während/nach dem Aufenthalt andere Länder besuchst, die ggf. andere/striktere Bestimmungen haben (insb. Impfungen). Außerdem solltest Du Dich informieren, ob Du für die Einreise ein Ausreiseticket vorweisen musst. Manche Airlines verwehren Dir den Abflug von Deutschland nach Argentinien, solltest Du Deine spätere Ausreise nicht nachweisen können. Solltest Du Dein Rückreisedatum/-ort noch nicht kennen, dann kann ein günstiges Busticket, Fährticket etc. in ein Nachbarland nützlich sein. Das Internet bietet außerdem unzählige Angebote zu Auslandskrankenversicherungen. Ich entschied mich für ein Kombipaket mit Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung, welches ich nach Ablauf der Vertragslaufzeit sowie meines Aufenthaltes in Argentinien auch für mein anschließendes Praktikum in einem anderen Land problemlos erweitern konnte. Ob Du überhaupt eine Auslandsversicherung abschließen musst, hängt von Deiner deutschen Versicherung ab. In den ersten zwei Wochen wohnte ich übergangsweise in einem Airbnb. Ich hatte mich bewusst dazu entschlossen, die Wohnungssuche vor Ort vorzunehmen. Über zahlreiche Facebook-Gruppen und https://www.roomgo.com.ar/ (darüber habe ich schließlich mein Zimmer gefunden) findet man unendlich viele Angebote, von komfortabel bis weniger gemütlich, sowie von ultragünstig bis zu horrenden Preisen. Ich entschied mich am Ende für eine 8er-WG unweit der FCE (10 Minuten zu Fuß) für 11.000 Pesos (Der Preis in Euro schwankte aufgrund der Inflation zwischen 290 und 230 Euro).

Die Freiheiten, mit denen wir in Deutschland wohnen, sind in Argentinien keine Selbstverständlichkeit. Oft beinhalten Verträge Klauseln, die es den Mieter*innen untersagen, Besuch zu empfangen. Dies solltest Du vorher abklären. Für mich persönlich war dies ein entscheidendes Ausschlusskritierium. Außerdem solltest Du auf einen Vertrag sowie Recibos (Quittungen nach Zahlung der Kaution und Monatsmiete) bestehen.

Studium an der Gastuniversität

Da die Kurse an der FCE erst (frühestens) im September losgingen, hatte ich genügend Vorlaufzeit, mich eingehend der richtigen Kurswahl zu widmen. Dahingehend erwies sich die Betreuung als etwas zäh. Auf der Website der Fakultät findet man nicht das gesamte Studienangebot (Kurse variieren innerhalb der Studiengänge nach Semester). Ich musste mehrere Male nachhaken, bis mir meine Betreuuerin alle Excel-Dateien (nur intern zugänglich) aller Masterstudiengänge zukommen ließ, aus denen ich mir dann meinen individuellen Studenplan aus vier Carreras (Studiengängen) zusammenbastelte. Abhängig von der Anzahl der Kurse und somit der Credit-Points, die Du erwirbst, musst Du für Masterkurse zahlen. Ich schrieb mich ursprünglich für 5 Kurse ein, von denen ich allerdings am Ende nur 4 besuchte und zahlte insgesamt ca. 200 Euro, somit also ungefähr den Wert, der dem Semesterbeitrag an der Universiät Potsdam entspricht. Als Austauschstudent*in wirst Du Dich für den Auslandsaufenthalt an der Universität Potsdam beurlauben lassen müssen. Ich empfehle Dir, eine Rückerstattung des Semestertickets zu beantragen. Dazu musst Du (1.) einen Nachweis über die Beurlaubung im Internationalen Büro beantragen und (2.) anschließend einen Antrag auf Rückerstattung vornehmen. Alle weiteren Informationen findest Du hier : www.uni-potsdam.de/de/studium/konkret/studienorganisation/beurlaubung.html. Die meisten meiner Kommilliton*innen studierten den Master berufsbegleitend. Dementsprechend fand die Mehrzahl der Kurse abends und zweiwöchig in Blöcken statt (in meinem Fall ausschließlich von 19-23 Uhr zweiwöchig). Da ich tagsüber viel Freizeit hatte, entschied ich mich, zusätzlich einen (kostenpflichtigen) Sprachkurs am Centro Universitario de Idiomas (CUI) zu absolvieren (http://www.cui.edu.ar/).

 Das akademische Niveau an der UBA ist hoch, aber im Vergleich zum Studienumfang und –niveau in Deutschland machbar. In den meisten Kursen erhielt ich zahlreiche Dokumente (Pflicht- sowie Optionallektüre). Da die Kurse aber im Zweiwochenrythmus stattfanden, war es kein Problem, dem Pensum gerecht zu werden. Die Prüfungsleistungen hängen von den Dozent*innen ab. Ich musste Individual- und Gruppenhausarbeiten, sowie auch Präsentationen einreichen. Gute Spanischkenntnisse sind nicht nur von Vorteil, sondern unerlässlich. Die Notenskala in Argentinien reicht von 1-10, wobei 4 die Mindestbestehensnote ist. Mit entsprechendem Aufwand und Engagement kann man auch als Nicht-Muttersprachler*in die Höchstnote 10 erreichen. Das Studienklima ist sehr angenehm und die Dozent*innen hilfsbereit. Ich habe mich in all meinen Kursen sehr wohl gefühlt. Einziges Manko sind die 4-stündigen Vorlesungs- bzw. Seminarblöcke. Hier hat das gemeinsame Mate-Tee-Trinken für den nötigen Energieschub gesorgt ! Die Kontaktaufnahme zu ausländischen und einheimischen Studierenden ist unkompliziert. Da die UBA international einen guten Ruf genießt und kostenlos ist (zumindest für den Bachelor), ist sie Anlaufstelle für tausende Studierende aus anderen lateinamerikanischen Staaten. Ein Willkommensprogramm gibt es für Masterstudierende nicht. Der Semesterbeginn war somit relativ unspektakuär. Insgesamt hatte ich persönlich überwiegend Kontakt zu Studierenden aus Lateinamerika. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn Du Dein Spanisch verbessern möchtest. Im Vergleich zu anderen Fakultäten der UBA, ist die FCE ziemlich modern und gut ausgestattet. Da die Dozent*innen die Lektüre/Arbeitsmaterialien per Mail verschickten, habe ich die Bibliothek nie besucht.

Außeruniversitäres Leben

Das außeruniversitäre Leben in Buenos Aires bietet ein unerschöpfliches Kulturangebot. Mit der Subte (U-Bahn) kannst Du zügig, unkompliziert und günstig die Stadt erkunden. Daneben verfügt das ÖPNV-Netz in Buenos Aires über ein gut ausgebautes und umfangreiches Linienbussystem. Die App Moovit hilft Dir, durch den Mikrokosmos des Öffentlichen Verkehrssystems durchzusteigen. Taxis sind dann eine Alternative, wenn Du zum Beispiel abends schnell nach Hause willst. I.d.R. sind die offiziellen Radiotaxis sehr sicher – aber auf Taximetro bestehen, damit Dich Dein Ausflug kein Vermögen kostet. Apropos Vermögen, natürlich wirst Du in Buenos Aires Geld benötigen. Zwar kommt uns (aufgrund der Abwertung des Pesos) die Inflation zugute, allerdings zahlst Du pro Abhebung mit VISA (Max. 5000 Pesos) horrende Summen von bis zu 10 Euro. Alternativ kannst Du natürlich Devisen mitbringen und diese umtauschen. Meine Monatsmiete (= 3 Bankabhebungen) habe ich an meine Vermieterin mittels Transferwise (https://transferwise.com/) erfolgreich und schnell überwiesen. Pro Transaktion zahlst Du 5 Euro – also deutlich weniger, als die Bankgebühren. Die Lebenshaltungskosten (ebenfalls aufgrund der Inflation) sind aktuell geringer als in Deutschland. Der größte Anteil meiner monatlichen Ausgaben belief sich auf die Miete, wobei Du auch Zimmer finden kannst, die unter 11.000 Pesos liegen. Verglichen mit den exorbitanten Mietpreisen in Potsdam und Berlin jedoch immer noch ein Schnäppchen. Eine Fahrt mit der U-Bahn kostet beispielsweise 12 Pesos, eine Empanada gibt es ab 20 Pesos und der Klassiker am Nachmittag, ein Kaffee und 3 Medialunas, gibt es für 80 Pesos (Stand Ende 2018).

Buenos Aires eilt ihrem Ruf als Kulturhauptstadt nicht voraus. Insbesondere die Viertel Recoleta, Palermo, San Telmo und Colgiales sind besonders sehenswert und laden zum Flanieren ein. Die Hautstadt hat unheimlich viel zu bieten und in verschiedenen Kulturzentren werden fast täglich kostenlose Veranstaltungen, sei es Tanz, Konzert oder Theater, veranstaltet. Wer Lust hat, andere Austauschstudis kennenzulernen, der findet ein umfangreiches Angebot über BAIS (http://baisargentina.com/es), PALS (https://www.facebook.com/pals.estudiantes/) oder Argentina For All (http://www.argentinaforall.com/). Problematisch wird es nicht, ein Kulturprogramm zu finden, sondern sich für eines zu entscheiden. Wer am Wochenende etwas frische Luft schnappen möchte, der sollte nicht zögern, das wunderschöne Land zu erkunden. Bezahlbare Fernbusverbindungen gibt es in nahezu alle Richtungen zu allen Tageszeiten.

Generell habe ich mich in Buenos Aires stets sehr sicher gefühlt. Vorsichtig sollte man in der U-Bahn oder in Bussen sein – Taschendiebe ! Auch abends habe ich mich frei und allein bewegt (kommt natürlich auf die Gegend an), entlegene und verlassene Straßen sollten aber eher gemieden werden. In den Straßen Buenos Aires herrscht eine unverkennbare Polizeipräsenz (ob man der nun traut oder nicht, sei jedem selbst überlassen). Ich hatte jedenfalls nie das Gefühl, in einer misslichen Lage oder bedroht zu sein.

 

Studienfach: Verwaltungswissenschaft (Master)

Aufenthaltsdauer: 08/2018 - 01/2019

Gastuniversität: Universidad de Buenos Aires

Gastland: Argentinien


Rückblick

Insgesamt habe ich mein Auslandssemester von Anfang bis Ende zu 100% genossen und es zu keinem Zeitpunkt bereut. Sowohl der akademische Part an der UBA, als auch mein außeruniversitäres Leben haben sich als richtige Entscheidung für ein Auslandssemester in Buenos Aires offenbart. Buenos Aires ist – nach meiner Wahrnehmung und Erfahrung – eine äußerst lebenswerte und abenteuerliche Stadt, in der es nie langweilig wird. Das Leben ist auch als Student*in erschwinglich. Besonders spannend sind auch die zivilgesellschaftlichen Bewegungen, die wöchtenlich zu manifestaciones und marchas aufrufen und die Gesellschaft mobilisieren. Wer jetzt Lust auf ein Auslandssemester an der UBA hat, dem helfe ich bei diesem Vorhaben gerne weiter (Emails diesbezüglich an das International Office!)

 

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