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Kooperationspraktikum in der Deutsch-Uruguayischen Handelskammer (AHK)

 

Schon seit Anfang meines Studiums hatte ich vor, ein Semester im Ausland zu verbringen und es stand für mich fest, dass es Lateinamerika wird, da ich zum einen mein Spanisch aufbessern wollte und zum anderen die Latinokultur liebe. Die ersten Semester hat sich leider nicht so wirklich etwas ergeben, doch dann kam mir die zündende Idee: Ich schließe zuerst alle Kurse ab und schreibe dann meine Bachelorarbeit im Ausland während eines Praktikums. Seit vergangenem Jahr bot das International Office Kooperationspraktika in Lateinamerika an. Besonders das Praktikum in der deutsch-uruguayischen Auslandshandelskammer (kurz: AHK) lachte mich an, da es genau meine Fächerkombination abdeckte.  Der Bewerbungsprozess ging schnell und unkompliziert und nur 2 Monate nach der Ausschreibung hatte ich den Praktikumsplatz in der Tasche. Alle Kurse habe ich erfolgreich abgeschlossen und jetzt heißt es nur noch neben einem Vollzeit-Praktikum die Bachelorarbeit und die letzte noch ausstehende Modularbeit schreiben.


Studienfach: Spanische Philologie und VWL (Zwei-Fach-Bachelor)

Aufenthaltsdauer: 03/2017 - 09/2017

Praktikumsgeber: AHK Uruguay

Gastland:Uruguay

Praktikumsgeber

Vor meinem Praktikum hatte ich recht wenig Ahnung von der Arbeit meines Praktikumsgebers. Ich wusste zwar, dass wir ein kleines Team sein werden, aber zu meiner Überraschung habe ich nur 7 Leute in der Kammer und einen Interims-Geschäftsführer angetroffen. Einen Geschäftsführer gab es seit Februar nicht und wann ein neuer kommen würde, wusste keiner so wirklich. Ich hatte noch eine andere Mitpraktikantin aus Deutschland und 2 Wochen nach mir kam noch ein Rechtsreferendar für 3 Monate. Da einige Kolleginnen kein Wort Deutsch sprechen, wurde glücklicherweise im Team meist Spanisch gesprochen. Ich hatte anfangs nämlich die Befürchtung, dass man doch noch zu viel von Deutsch umgeben ist und man am Ende keine Verbesserungen in der Sprache vermerken kann. Das Team ist super nett, wir redeten sehr viel, teilten viel von uns persönlich mit und machten auch manchmal außerhalb der Arbeit etwas zusammen. Außerdem aßen wir immer gemeinsam Mittag, wobei ich am Anfang meist schweigend dasaß, weil mir der uruguayische Akzent große Schwierigkeiten bereitet hat. Nach einer Weile hatte ich mich aber sehr daran gewöhnt und natürlich den Akzent gleich übernommen. Mein Tätigkeitsbereich war vor allem im Bereich der Außenwirtschaft. Seit Anfang Juli waren wir zu viert in diesem Bereich tätig, drei Praktikantinnen und unsere Vorgesetzte. Zu unseren Aufgaben zählte das Beantworten von eingehenden Anfragen, die Organisation von Delegationsreisen, das Erstellen eines monatlichen Newsletters aus verschiedenen Zeitungsberichten, die wir aussuchten (und übersetzten - also war Zeitunglesen auch unsere Aufgabe) und 2 Monate lang saßen wir an einer Marktstudie. Da Uruguay ein sehr kleines Land ist, ist nicht nur die Kammer sehr klein, sondern die Aufgaben halten sich auch sehr in Grenzen. Manchmal gab es viel zu tun, aber viele Tage war ich auch „arbeitslos“. Generell ist die uruguayische Arbeitsweise doch sehr anders als das, was ich bisher aus anderen Ländern gewohnt war. Es läuft alles sehr entspannt hier ab und wenn man etwas haben möchte (eine Dienstleistung zum Beispiel. muss man den Leuten wirklich hinterherrennen. Daran musste ich mich gerade anfangs sehr gewöhnen, aber später wurde es normal für mich.

 

Land & Leute

Uruguay wird nicht grundlos die Schweiz Südamerikas genannt, da es sich in vielen Aspekten deutlich von den anderen Ländern dieses Kontinents abhebt. Entgegen der meisten katholischen Nationen in dieser Gegend gilt Uruguay als säkulare Nation. So sind in diesem Land sowohl Abtreibung als auch die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt. Vor ein paar Jahren wurde Marihuana legalisiert.

Außerdem Uruguay ist unglaublich teuer! Im Supermarkt kostet eine einzelne Zahnbürste gut und gerne um die 4€, 8 Rollen einlagiges (!) Toilettenpapier schlappe 3 €. Auch Lebensmittel sind deutlich teurer als in Deutschland. Obst, Gemüse und Käse kann man auch auf dem Markt kaufen, dort ist es deutlich günstiger als im Supermarkt und häufig sogar günstiger als in Deutschland. Viele „Urus“ sehen sehr europäisch/hellhäutig aus. Zum einen, weil die indigene Bevölkerung vor etwa 200 Jahren fast vollständig ausgerottet wurde und zum anderen weil es sehr viele Einwanderer im letzten Jahrhundert aus Europa gab. Die Urus fragen sehr viel nach, sind weltoffen und interessiert an anderen Kulturen, besonders die jüngeren Leute reisen sehr viel. Obwohl sie sehr nationalstolz auf der einen Seite sind, wurde ich sehr oft gefragt, was mich denn als Deutsche in ein Dritte-Welt-Land ziehen würde. Uruguay hat leider kaum Latino-Kultur, wie ich es gehofft hatte. Die Urus selbst sagen, dass sie nicht viel eigene Kultur haben. Viele Traditionen wurden vom „großen Bruder“ Argentinien übernommen. Am Samstagabend hört man immer die sogenannten Candombe. An bestimmten Orten treffen sich Trommler und manchmal auch Tänzer auf der Straße und trommeln fleißig auf ihren Candombe. Die verschiedenen Gruppen ziehen dann stundenlang trommelnd durch die Stadt.

 

Aufenthalt im Gastland

Am Anfang war die Wohnungssuche nicht sehr einfach. Ich hatte eine Liste der AHK bekommen, wo sowohl Privatpersonen, als auch z.B. Studentenwohnheime aufgeführt waren. Am liebsten wollte ich in eine WG einziehen, aber das war gar nicht so leicht zu finden, weil das System von WGs in Uruguay nicht so viel zur Anwendung kommt. Die meisten Leute ziehen erst sehr spät bei ihren Eltern aus (mit etwa 30 Jahren). Hinzu kam, dass ich Anfang Januar mit der Wohnungssuche begann, zu Beginn der Sommerferien, und mir kaum jemand antwortete. Ich brauchte ab Anfang März eine Wohnung und bis Ende Februar tat sich immer noch nichts. Gott sei Dank hat dann eine Kollegin von mir bei ihrer damaligen Vermieterin nachgefragt und daraufhin erfahren, dass sie noch eine weitere Wohnung vermietet. In der Wohnung wurde ab dem 1. April ein Zimmer frei. Davor habe ich bei ihrer Mutter gewohnt, bzw. ich war auch viel mit einer Freundin unterwegs auf Reisen. Dann landete ich in „meinem Kiez“, im Stadtviertel Parque Rodó: Von der Wohnung, in der ich wohnte, waren es zu Fuß etwa 10 Minuten zur Strandpromenade, 30 Minuten zur Arbeit ins Stadtzentrum und etwa 10 Minuten ins „Hipsterviertel“ Pocitos. Die Lage ist super, es gibt Supermärkte, Märkte, Restaurants, Cafes und Bars in der Nähe. Im Viertel gibt es keine Hochhäuser, sondern nur Reihenhäuser mit 1-2 Etagen. Ich habe dort in deiner WG mit einer Deutschen und einer Französin gewohnt. Für ein Zimmer in einer WG, zwar keineswegs modern oder neu saniert, aber dafür sehr groß und funktionstüchtig, zahlte ich pro Monat 10 400 Pesos, was bei derzeitigem Wechselkurs etwa 315 € sind. Das ist für die Verhältnisse Montevideos ein sehr guter Preis.

 

 

Fazit

Die 6 Monate in Uruguay gingen wirklich sehr schnell um. Ich habe sehr viel dazugelernt und möchte diese Zeit nicht missen. Von meinem Praktikum hatte ich mir etwas mehr erhofft und mich oft etwas unterfordert gefühlt. Dadurch, dass Uruguay nun mal so klein ist, gibt es natürlich keinen großen Markt. Dadurch war mir das Praktikum oftmals zu ruhig. Allerdings habe ich mein Team sehr geschätzt und habe mich dort sehr integriert gefühlt. Mittlerweile wird Arbeit der AHK sicherlich strukturierter sein, seit es wieder einen Geschäftsführer gibt. Kulturell hätte ich erwartet, dass Uruguay ähnlich latino wie Mexiko ist. Dass es das absolut nicht ist, hatte mich am Anfang enttäuscht und erst nach ein paar Monaten habe ich der Kultur auch wirklich eine Chance gegeben. Dann habe ich auch den Charme dieses kleinen Landes kennengelernt und auch die Leute sehr lieben gelernt. Ich musste mich dran gewöhnen, dass alles entspannter und ruhiger abläuft. Spontanität habe ich definitiv mitgenommen. Den uruguayischen Akzent habe ich immer besser verstanden und natürlich habe ich auch einen regionalen Wortschatz aufgebaut. Besonders durch die Gemeinde habe ich mich sehr integriert gefühlt und habe mit einigen Leuten weiterhin Kontakt. Ich möchte meine Freunde dort definitiv besuchen und plane auch, dass der ein oder andere mich einmal besuchen kommt. Abschließend kann ich sagen, dass ich die Zeit sehr genossen habe, es absolut nicht bereut habe nach Uruguay gegangen zu sein, selbst wenn viele Dinge anders verlaufen sind als erhofft und geplant. Ich kann jedem mit bestem Gewissen empfehlen mal für ein paar Monate das Land zu verlassen. Uruguay war für mich schon die dritte Station im Ausland und in jedem Auslandsaufenthalt bin ich gewachsen und habe enorm viel dazugelernt. Es ist zwar nicht immer leicht, aber es ist es definitiv wert.

Studienfach: Spanische Philologie und VWL (Zwei-Fach-Bachelor)

Aufenthaltsdauer: 03/2017 - 09/2017

Praktikumsgeber: AHK Uruguay

Gastland:Uruguay


Aktuell haben wir Kooperationspraktika in England, Polen, Spanien, Frankreich, der Türkei, Israel, Indien, Argentinien, Brasilien und Uruguay akquiriert. Von studienbezogenen Praktika bis hin zu fachübergreifenden Angeboten bieten wir Studierenden einen bunt gedeckten Tisch mit Praktika auf dem Silbertablett.

 

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