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Kooperationspraktikum am Martius-Staden-Institut: Deutsche Einwanderungsgeschichte, São Paulo

Ich bin durch meine Unicert-Portugiesisch-Lehrerin auf die International Week der Universität Potsdam aufmerksam geworden und habe so von dem Praktikum am Martius-Staden Institut erfahren. Ich fand dieses Institut direkt interessant, weil ich schon vorher mit dem Gedanken gespielt hatte, nach Brasilien zu gehen, um meine Portugiesisch-Kenntnisse zu verbessern, aber auch weil ich gerne einen Einblick in die Arbeitswelt eines Kulturinstituts bekommen wollte.


Studienfach: Philosophie und Recht der Wirtschaft (2-Fach-Bachelor)

Aufenthaltsdauer: 06/2022 – 09/2022

Praktikumsgeber: Martius-Staden-Institut

Gastland:Brasilien

Bewerbung & Vorbereitung

Ich bin durch meine Unicert-Portugiesisch-Lehrerin auf die International Week der Universität Potsdam aufmerksam geworden und habe so von dem Praktikum am Martius-Staden Institut erfahren. Ich fand dieses Institut direkt interessant, weil ich schon vorher mit dem Gedanken gespielt hatte, nach Brasilien zu gehen, um meine Portugiesisch-Kenntnisse zu verbessern, aber auch weil ich gerne einen Einblick in die Arbeitswelt eines Kulturinstituts bekommen wollte. Deshalb habe ich mich auf dieses Praktikum beworben, wofür es keine spezifischen Voraussetzungen gibt. Es ist allerdings sehr hilfreich, Basiskenntnisse der portugiesischen Sprache zu besitzen, da man mit Englisch nicht überall in Brasilien weiterkommt und generell findet man so natürlich schneller den Eingang in die brasilianische Kultur.

Finanzierung

Durch meinen Praktikumsvertrag wurde geregelt, dass mir die Transportkosten zum Institut sowie das Essen vergütet wird, ich aber ansonsten keine weitere Bezahlung bekomme. Es war ein 30- Stunden-Praktikum und so habe ich Montag bis Donnerstag meist gegen 10 Uhr angefangen und bin je nach Kollege und Arbeitslage am Nachmittag zwischen 15 und 18 Uhr gegangen. Ich habe mich auf das PROMOS-Stipendium beworben, wurde aber leider nicht genommen, vielleicht auch, weil dieses Praktikum kein Pflichtpraktikum war und komplett freiwillig geschehen ist. So musste ich ein wenig sparen, was allerdings auch einige Vorteile mit sich gebracht hat. So habe ich eine recht günstige Airbnb-Wohnung für den ersten Monat gebucht, in welcher ich mit einer kleinen 3-köpfigen Familie zusammengelebt habe.

Aufenthalt im Gastland

Es war ein kleines Häuschen auf einem Hügel inmitten der Vila Madalena (einer, der beliebtesten Partyorte São Paulos) mit einem kleinen Garten, einer Katze und zwei Kater, einem Meerschweinchen, einigen Hühnern, einem Hahn und kleine Äffchen, die Vorort Saguís genannt werden. Diese Äffchen kamen auch jeden Tag zu einer gewissen Uhrzeit vorbei. Der Nachbar, welcher direkt über mir gewohnt hat, ist ein Capoeira Meister, der tagsüber Musik und Capoeira unterrichtet. Die Familie und der Ort sind mir direkt ans Herz gewachsen, sodass ich den gesamten Aufenthalt dort verbracht habe. Mit dem Vater der Familie habe ich oft gekocht, wodurch ich nicht nur Geld gespart habe, sondern auch etwas von der brasilianischen Küche gelernt habe. So kann ich jetzt brasilianischen Reis und Bohnen kochen, die zum Beispiel beide noch in roher Form mit Zwiebeln und Knoblauch scharf angebraten werden, bevor sie dann gekocht werden. Generell kann man so in São Paulo recht günstig leben. Es kommt allerdings sehr darauf an, in welchen Bezirk und in welche Lokale, Bars und sonstiges man geht, denn São Paulo kann auch schnell viel teurer werden als zum Beispiel Berlin, da dort die reichsten Bürger von Brasilien leben. Deshalb gibt es sehr krasse Preisunterschiede innerhalb der Stadt und man sollte sich vor Ort erst mal ein differenziertes Bild davon machen, was die ungefähren Lebensunterhaltskosten sind. Auch muss man als Tourist so wie in jedem Land aufpassen, wenn es keine Preisschilder gibt wie zum Beispiel auf Straßenmärkte, wo man dann horrende Summen für Früchte bezahlen kann (das ist mir einmal passiert, weil es mir unangenehm war, alles zurückzugeben). Unterwegs war ich meist mit Bus und Metro, da São Paulo eine sehr gute Infrastruktur hat. Ab und zu habe ich allerdings auch ein Uber genommen, um nachts sicher zum Ziel zu kommen. Generell habe ich mich allerdings sehr selten unsicher in São Paulo gefühlt und es kam nie zu irgendwelchen Problemen. Nur das Zentrum und einige anliegende Bezirke würde ich nachts alleine meiden und natürlich muss man wie in jeder großen Stadt auf seine Sachen aufpassen. Mir wurde berichtet, dass z. B. Handydiebstähle sehr verbreitet sind. Für den öffentlichen Nahverkehr ist das „Bilhete Unico“ ein Muss, da es sonst sehr teuer wird (mit dem Bilhete Unico kostet es pro Fahrt bis zu 3 Std. und 4 Mal Umsteigen 1 Euro - ohne dieses Ticket kostet es pro Transportmittel 1 Euro, also jedes Umsteigen kostet 1 weiteren Euro). Für dieses Bilhete Unico benötigt man allerdings eine Steuernummer, die „CPF“. Ich würde allen empfehlen, diese „CPF“ schon vor dem Aufenthalt zu beantragen, da sie in Brasilien sehr wichtig ist und z. B. auch zum Kauf einer SIM-Karte benötigt wird. São Paulo hat sehr viele Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten. So gibt es fast immer irgendwelche Liveshows von z.B. Reggae-Bands, Samba-Gruppen oder vielen anderen Genres, die in São Paulo beliebt sind. Musik gehört in Brasilien einfach zum täglichen Leben und meist sind diese Shows umsonst oder kosten wenig Geld, selbst wenn bekannte Künstler auftreten. Des Weiteren gibt es dort eine Vielzahl unterschiedlichster Museen, welche meist einen Tag in der Woche haben, an denen der Eintritt frei ist und für Studenten kostet dieser immer den halben Preis. São Paulo ist eine sehr multikulturelle Stadt, welche vor allem portugiesische, italienische, deutsche, libanesische, japanische und afrobrasilianische, aber auch noch weitere Einflüsse miteinander verbindet. So findet man neben der vielseitigen brasilianischen Küche natürlich auch köstlichstes Essen aus der ganzen Welt.

Zufriedenheit mit dem Praktikum

Mein Alltag im Martius-Staden-Institut war im Allgemeinen sehr abwechslungsreich. Obwohl ich insgesamt nur vier Kollegen hatte, habe ich mit jedem eine andere Aufgabe übernommen und habe mich nie gelangweilt. So habe ich am Anfang gelernt, genealogische Nachfragen auf entfernte deutsche Verwandte zu bearbeiten und wie man sich der Datenbanken bei diesen Nachforschungen bedient. Ich habe auch Zeitungen aus dem frühen 20 Jh. von deutschen Einwanderern digitalisiert und an Kollegen aus anderen Instituten verschickt. Des Weiteren habe ich auch gelernt, wie Social Media in einem Kulturinstitut betrieben wird und habe eigenständig Beiträge verfasst. Ab und zu gab es im Institut auch Aufzeichnungen mit Autoren oder Professoren, welche Vorträge gehalten haben. Diese habe ich dann ebenfalls begleitet und mich mit den jeweiligen Personen danach auch unterhalten. Darüber hinaus habe ich alle Standorte der deutschen Schule „Colégio Visconde Porto Seguro“ besucht. Es gibt nämlich drei weitere Schulen neben dem Standort, in der das Institut liegt. So gibt es auch einen deutschen Zweig in dem Standort Morumbi, welcher Abitur-Klassen besitzt. Ich habe insgesamt drei Tage damit verbracht, unterschiedliche Lehrer bei ihrem Unterricht zu begleiten. Dies fand ich sehr interessant, da ich in der Zukunft auch gerne Deutsch als Fremdsprache unterrichten möchte. Besonders gefallen hat mir der Standort in der Vila Andrade, da dieser Vollstipendien an Familien der unteren Einkommensschicht verlost und über 1000 Schülern eine Möglichkeit auf bessere Schulbildung bietet. In dieser Schule konnte man eine ganz andere Atmosphäre und Leidenschaft spüren, die in den anderen privaten Einheiten so nicht vorhanden war. Einen Tag bin ich auch mit Sven Dinklage, dem Koordinator für die Studenten der Universität Potsdam, in Brasilien zur Humboldt-Schule, einer weiteren deutschen Schule im Süden São Paulos, gefahren, um bei einer Berufsorientierung die Universität Potsdam zu vertreten. Hier habe ich mit Eltern und Schülern über ihre Zukunftspläne geredet. Dabei konnte ich hoffentlich den Schülern die Angst vorm Studieren auf Deutsch nehmen und die Universität in einem guten Licht darstellen. Ich habe alles in allem sehr viele unterschiedliche Leute durch das Praktikum kennengelernt, die mir auch bestimmt in Zukunft noch wichtige Bekanntschaften bleiben werden. Des Weiteren habe ich einen sehr vielfältigen, aber auch tiefen Einblick in den Alltag eines Kulturinstituts bekommen und einige Fähigkeiten erlernt, die mir vorher komplett unbekannt waren. Im Institut habe ich mich zwar mit meinen zwei deutschen Kollegen, wenn wir unter uns waren, auf Deutsch unterhalten, allerdings haben wir, sobald wir alle gemeinsam im Büro saßen, hauptsächlich auf Portugiesisch geredet und auch sonst habe ich fast ausschließlich mit der Landessprache kommuniziert, was meine Kenntnisse enorm verbessert hat. So habe ich mittlerweile keine Schwierigkeiten mehr, Brasilianer untereinander zu verstehen, selbst wenn sie mit starkem Dialekt oder mit viel Umgangssprache reden.

Persönlicher Mehrgewinn

Ich war davor schon von der brasilianischen Kultur sowie Musik, Tanz, Filme und der Poesie begeistert und bin durch São Paulo, welches ein bisschen von jeder brasilianischen Subkultur besitzt, noch weiter in diese eingetaucht. Ich habe viel über die afrobrasilianischen Glauben des Candomblé und des Umbanda gehört, über die ich mich noch genauer informieren möchte. Ich habe an Capoeira-Runden teilgenommen und verstanden, dass es einer Kommunikation genauso nahe kommt wie einem Tanz und einem Kampfsport. Ich war mehrere Male an der Küste und komplett fasziniert von der Flora und Fauna vor Ort. So war ich sehr eingenommen von den Vögeln, welche stets an der Küste kreisen, sowie den Urubus (schwarze Geiervögel, die sehr verbreitet sind um Südosten von Brasilien), den großen Fregattvögeln und den kleinen, komplett weißen Kranichen. Mein Highlight war allerdings, als ich ein in einem kleinen Waldstück neben dem Strand einem wilden Capybara begegnet bin.

Resümee

Ich kann Brasilien für einen Aufenthalt im Ausland an alle weiterempfehlen, welche sich für diese reiche Kultur interessieren. Meine Zeit am Institut und an der Schule habe ich ebenfalls sehr genossen und kann auch dieses Praktikum nur weiterempfehlen, vor allem aufgrund der Kollegen und der vielseitigen Arbeit.

Studienfach: Philosophie und Recht der Wirtschaft (2-Fach-Bachelor)

Aufenthaltsdauer: 06/2022 – 09/2022

Praktikumsgeber: Martius-Staden-Institut

Gastland:Brasilien


 

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