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Kooperationspraktikum bei ANDHES

Nachdem ich bereits 2019 ein Jahr lang in Buenos Aires studiert hatte, wurde mir schnell bewusst, dass ich noch einmal nach Argentinien zurückkehren wollte, um ein Praktikum zu machen. Ich studiere Politik und Verwaltung, da ich später gerne in einer Nichtregierungsorganisation arbeiten möchte. Über die Seite des International Office über Kooperationspraktika im Ausland fand ich sehr schnell das mich interessierende Angebot in Tucumán, bei einer NGO namens ANDHES. Ich bewarb mich mit meinem Lebenslauf und Motivationsschreiben auf Spanisch im Oktober 2020. Während der Pandemie fand bei ANDHES ein Personalwechsel statt, weshalb ich erst relativ spontan im November 2021, also vier Monate vor Praktikumsbeginn die Antwort erhielt. Ab dem Moment der Zusage hatte ich regelmäßig Kontakt mit Luciana Yépez, die auch während meines Aufenthaltes meine Ansprechpartnerin sein sollte. Ihre Antworten waren immer freundlich und ließen nicht lange auf sich warten. Für die Anmeldung des Praktikums in meinem Studiengang benötigte ich einen Praktikumsvertrag, in dem der Praktikumszeitraum von drei Monaten, eine feste Stundenanzahl pro Woche und ein paar grobe Aufgaben festgelegt wurden. Durch die grobe Formulierung blieb mir während meines Aufenthaltes genug Freiraum, mir eigene Ziele in Abstimmung mit den Kolleginnen zu setzen.

 


Studienfach: Politik und Verwaltung/Spanische Philologie

Aufenthaltsdauer: 04/2022 - 06/2022

Praktikumsgeber: ANDHES

Gastland:Argentinien

Finanzierung des Aufenthaltes

Ich bin sehr dankbar, dass ich das Praktikum durch zwei finanzielle Hilfen der Uni Potsdam mitfinanzieren konnte. Kurz nach Bestätigung des Praktikumsgebers erhielt ich eine Mail einer Mitarbeiterin des International Office, dass ich die „Mobilitätsbeihilfe“ der Uni Potsdam beantragen könnte, die beispielsweise die Flüge erstattet. Dafür brauchte ich nur ein Formular ausfüllen und bekam sehr bald die Zusage für diese finanzielle Unterstützung von bis zu 800 Euro. Man erhält sie erst nach Beendigung des Praktikums, wenn alle Belege und Fotos der Boarding-Karten usw. eingereicht wurden.

Außerdem bewarb ich mich für ein PROMOS Stipendium. Trotz etwas später Zusage des Praktikumsgebers, hatte ich noch Zeit, mein Motivationsschreiben mit dem Career Service zu bearbeiten. Ich kann nur empfehlen, sowohl Motivationsschreiben als auch Lebenslauf vom Career Service checken zu lassen, denn die Mitarbeiterinnen dort sind eine große Hilfe. Noch vor Weihnachten, keine vier Wochen nach Abgabe der Bewerbung, erhielt ich dann auch die Zusage über eine Finanzierung von 350,00 Euro pro Monat. Mit diesem Geld kommt man in San Miguel de Tucumán knapp aus, je nachdem, wo bzw. wie man wohnt. Mein Tipp für die Bewerbung für PROMOS ist, dass man sich frühzeitig informieren sollte über die Dokumente, die dafür eingereicht werden müssen. Ein Sprachzertifikat und ein aktuelles Gutachten eines Hochschullehrers brauchen eventuell etwas Zeit, bis man sie erhält.

 

Aufenthalt im Gastland

Im Vorfeld habe ich über Airbnb eine Unterkunft gefunden, die ich gleich für drei Monate gebucht habe. Im Nachhinein denke ich, dass es eine bessere Option ist, vielleicht eine erste Unterkunft für ein bis zwei Wochen zu buchen und sobald man dann persönlichen Kontakt mit den Kolleginnen hat, nach einem Zimmer zu fragen. Über Airbnb ist die Unterkunft doch wesentlich teurer. Nach meinen Erfahrungen kann man mit zwischen 200 und 300 Euro Miete pro Monat rechnen. Die Lebensmittel sind ähnlich teuer wie in Deutschland. Wenn man im Zentrum von San Miguel de Tucumán wohnt, dann braucht man eigentlich keine öffentlichen Verkehrsmittel, denn es ist alles sehr nah und die Kolleginnen leben alle dort in der Nähe. Alles ist gut zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad zu erreichen. Ich habe etwas weiter vom Zentrum entfernt gewohnt und brauchte so ca. 40-60 Minuten mit dem Bus zum Büro von Andhes. Das Netz der Öffentlichen Verkehrsmittel ist nicht allzu gut ausgebaut und teilweise ist es schwer, die Haltestellen der Busse zu finden. Ich kann die App „Moovit“ empfehlen, damit konnte ich mich ganz gut zurechtfinden. Hier in Argentinien ist es relativ schwer, an Bargeld zu kommen. Am einfachsten ist es, sich monatlich Geld über Western Union schicken zu lassen. Am Geldautomaten muss man für das Abheben mit Visakarte so ca. 10 Euro bezahlen und momentan bekommt man nicht mehr als 8000 Pesos, was ca. 40 Euro sind. Außerdem ist es immer gut, etwas Bargeld in Euro mitzunehmen, denn wechseln ist einfach. Zum Thema Freizeitangebote kann ich sagen, dass ich einfach (über google maps) einen Tanzkurs gefunden habe und dort sehr nett empfangen wurde. Das war ein Afrikanischer Tanzkurs mit Live-Trommeln, es gibt aber auch genug andere Angebote, die einfach zu finden sind. Außerdem spielen auch einige der Kolleginnen bei ANDHES Frauenfußball.

 

Zufriedenheit mit dem Auslandspraktikum

Das Praktikum bei Andhes ist im Großen und Ganzen sehr entspannt. Die Kolleginnen dort teilten mich einem Projekt zu, dass genau dem entsprach, was ich im Motivationsschreiben als mein Interesse angeben hatte. Ich hatte keine festen Tage, an denen ich im Büro sein musste. Es gab 2-3 feste Meetings pro Woche, eins davon online, da es mit dem Team aus Jujuy, einer anderen Provinz, gemeinsam stattfand. Mir wurde schnell angeboten, dass ich mich mit einer Kollegin bei ihr zu Hause treffen könne, und wir bei ihr das online-Meeting abhalten. So war es für mich einfacher, Fragen zu stellen und den Kontext besser zu verstehen. Grundsätzlich läuft in Tucumán alles sehr spontan. Treffen und Meetings können am selben Tag abgesagt oder auf online verschoben werden. Alle Kolleginnen sind sehr nett und offen für alle Fragen. Es ist leicht, mit ihnen in Kontakt zu treten, da einem immer das Gefühl gegeben wird, willkommen zu sein und zusätzlich alle Kommunikation über WhatsApp läuft. Ich fühlte mich während des gesamten Praktikums sehr gut betreut, sowohl durch Verena Kurz, Ansprechpartnerin vor Ort in Argentinien, als auch durch meine Kolleginnen. Am Anfang des Praktikums hatte ich eher Aufgaben, die ich zu Hause erledigen musste, mich in Themen einlesen beispielsweise. Im Laufe des Praktikums habe ich gemeinsam mit Kolleginnen meine Aufgaben noch einmal neu besprochen und eigene Ideen eingebracht, worüber sich alle sehr gefreut haben. Das hat dazu geführt, dass ich mit den Referentinnen des Projekts Interviews führen konnte, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.

 

Persönlicher Mehrgewinn

Es war für mich eine sehr spannende Erfahrung, einen Einblick in die Arbeit einer NGO in Argentinien zu erhalten. Ich habe sehr viel dazu gelernt und neue Erkenntnisse gewonnen. Beispielsweise, wie ein Projekt, das von den Vereinten Nationen finanziert wird, organisiert und aufgebaut ist, wo genau die Hilfe ankommt und wie sie konkret aussieht. Ich habe viel gelernt über geschlechtsspezifische Gewalt und die Gesetze und Instanzen, die es in Argentinien gibt, um diese zu bekämpfen. Hinzukommt, dass ich meine Sprachkenntnisse in diesem Fachgebiet verbessern konnte. Das Praktikum hat mein Interesse bestärkt, nach meinem Studium für eine NGO zu arbeiten. In meinem Studiengang konnte ich das Praktikum anerkennen lassen und habe dafür 12 Leistungspunkte erhalten, musste jedoch zusätzlich eine schriftliche Arbeit von 8 Seiten verfassen.

 

Resümee, abschließende Tipps und hilfreiche Links

San Miguel de Tucumán ist die sechstgrößte Stadt Argentiniens und Hauptstadt der kleinsten Provinz Tucumán. Über 40 % der Bevölkerung der Provinz leben in Armut[1]. Das spiegelt sich auch in der Lebensweise der Tucumanos wider: man läuft nur auf den Avenidas (Hauptstraßen) und nicht in den Querstraßen, das Handy sollte man nur im Notfall auf der Straße aus der Tasche nehmen und im vollen Bus nimmt man die Tasche vor den Bauch. Das waren einige der ersten Tipps, die ich von Einheimischen erhielt, man sollte sich jedoch nicht zu sehr einschüchtern lassen. Besonders extrem in San Miguel de Tucumán ist das Wetter. Im Sommer kann es über 40 Grad heiß werden, im Winter wird es sehr kalt und kann unter 0 Grad sein. Der gesamte Tagesablauf richtet sich nach den heißen Sommern. Die Läden haben von 09:00 bis 13:00 Uhr geöffnet, die Siesta (alle Läden schließen) geht bis 17:00 Uhr und alle Geschäfte öffnen wieder von  17:00 bis 21:00 Uhr. Gegessen wird dementsprechend sehr spät, zwischen 22:00 und 23:00 Uhr. Das ist am Anfang eine große Umstellung, bringt aber an warmen Tagen Vorteile mit sich. Für das Praktikum ist meine Empfehlung, sich nicht zu scheuen, die Kolleginnen anzuschreiben und zu fragen, was am Wochenende geplant ist und ob man sich anschließen kann und auch bei Fragen zur Arbeit immer jemanden zu fragen. Es ist wirklich so, dass alle einem mit einem Lächeln begegnen und nicht müde werden, Dinge mehrmals zu erklären und sich auch über das Interesse freuen.

 

[1] Quelle: https://lanotatucuman.com/tucuman-es-una-de-las-provincias-con-mayor-indice-de-pobreza-en-el-pais/tucuman/31/03/2022/66778/ Zugriff am 8.6.2022

Studienfach: Politik und Verwaltung/Spanische Philologie

Aufenthaltsdauer: 04/2022 - 06/2022

Praktikumsgeber: ANDHES

Gastland:Argentinien


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