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Praktikum an der North-West University Potchefstroom/Centre of Excellence for Nutrition

Ein großer persönlicher Gewinn war für mich die Teilnahme an einem Animal Handling Course, bei dem ich den Umgang mit Versuchstieren erlernte. Auch wenn ich sonst fachlich nicht so viel Neues gelernt habe, so hab ich doch gelernt, meine Arbeitsweise sinnvoll zu strukturieren und hinsichtlich Effizienz zu optimieren.


Studienfach: Ernährungswissenschaften (Master)

Aufenthaltsdauer: 02/2018 - 05/2018

Praktikumsgeber: Centre of Excellence for Nutrition’s (CEN)

Gastland:Südafrika

Vorbereitung

Seit Beginn meines Bachelorstudiums wollte ich gern Zeit im Ausland verbringen, um zum einen eine andere Kultur und ein anderes Land zu erleben, gleichzeitig andere Herangehensweisen an Studieninhalte kennenzulernen und natürlich meine Englischkenntnisse zu verbessern. Im Laufe meines Studiums habe ich ein vermehrtes Interesse für Entwicklungsländer entwickelt und da ich mich schon immer für den Kontinent Afrika begeistert hab, entschied ich mich, dass ich mein Auslandspraktikum gern dort absolvieren möchte.
Ich grenzte die Länder auf die englischsprachigen Länder ein. Da es aber kaum Angebote für Praktika in Afrika, die meinen Interessen entsprachen, gibt, habe ich mich an meinen Professor gewendet, der einige Kontakte nach Afrika hat. Von ihm bekam ich dann unter anderem den Kontakt für Südafrika, bei dem auch bereits andere Studierende ein Auslandspraktikum abgeschlossen haben. Nach einem sehr unkomplizierten ersten E-mailkontakt und einigem Abwägen, entschied ich mich also für Südafrika. Ein Land was eigentlich nicht mehr zu den Entwicklungsländern zählt und deutlich mehr westlichen Einfluss hat, als ich vorher dachte.

Für die Universität musste ich keine weiteren Unterlagen einreichen. Und ein Visum braucht man als deutscher Staatsbürger auch nicht, solange man sich nur max. 90 Tage im Land aufhält. Für mich passte das also ganz gut.
Die Kommunikation mit der Gastuni erfolgte auf Englisch per E-Mail und ich wurde umgehend meiner Betreuerin weitergeleitet. Ab dann ging alles sehr schnell. Die E-mails wurden tagfolgend beantwortet und die Praktikumsinhalte wurden schnell diskutiert. Einen Praktikumsvertrag gab es nicht, jedoch eine Zustimmung, dass das Praktikum stattfinden werde.

Finanzierung

Da es sich leider um ein unbezahltes Praktikum handelte und ich kein BAföG bekam, bewarb ich mich zum einen für das PROMOS-Stipendium und beantragte zum andern Auslands-BAföG.

Die Bewerbung für das PROMOS-Stipendium war recht umfangreich, doch letzten Endes sehr gut machbar. Ein Professor stellte mir umgehend ein Empfehlungsschreiben aus und den DAAD-Sprachtest konnte ich innerhalb kurzer Zeit absolvieren. Nun brauchte ich nur noch meinen Lebenslauf, Motivationsschreiben, Leistungsnachweis, Bachelorzeugnis und die Bestätigung des Praktikums von der Gastuni.
Zu Beginn meines Praktikums, war ich leider lediglich auf der Nachrückliste, konnte also nicht gefördert werden. Auslands-BAföG erhielt  ich leider ebenfalls nicht. Also finanzierte ich mich mit Ersparnissen und versuchte alle Kosten so gering wie möglich zu halten (z.B. Gabelflüge wählen; bei Reisen in Gruppen verreisen, um Kosten zu teilen) und suchte mir für die Zeit einen Zwischenmieter für mein WG-Zimmer in Potsdam.

Nach meiner Ankunft in Deutschland bekam ich allerdings glücklicherweise noch die nachträgliche Bewilligung für das PROMOS-Stipendium und konnte für Reisekosten und 2 Monate mit 1600€ gefördert werden.

Aufenthalt im Gastland

Gleich einen Tag nach meiner Ankunft kaufte ich mir mit meiner Betreuerin eine lokale Handykarte, um mit den Kollegen und Freunden in Kontakt stehen zu können. Es gibt zahlreiche Prepaid-Anbieter mit verschiedenen Paketen. Ich habe bei Vodacom für einen Monat für 1GB ca. 13€ gezahlt. Das Netz ist sehr gut ausgebaut, Empfang hat man eigentlich überall, außer vielleicht in der Wüste.

Meine Unterkunft wurde von der Gastuniversität organisiert und ich bekam ein Zimmer im Haus meiner Betreuerin, die auch nur ca. 10€ pro Nacht verlangte und  mich  jeden Tag mit in die Uni und wieder zurück fahren konnte. Dies war auch notwendig, da es in Potchefstroom nur kaum öffentliche Verkehrsmittel gibt. Es sei denn man möchte einmal die Minibusse, Taxis genannt, ausprobieren, die jedoch immer eine andere Route fahren und auch immer einen anderen Preis verlangen und sehr abenteuerlich zu sein scheinen.

Ich selber habe einen solchen Bus nie in Potchefstroom genutzt, da mir von den Kollegen davon abgeraten wurde. (In Kapstadt hat es allerdings viel Spaß gemacht, diese Busse einmal auszuprobieren!) Zudem fuhren diese Busse auch nicht bis in den Vorort, wo wir wohnten. Ich musste also immer mit dem Rad fahren, oder Kollegen und Freunde bitten, ob sie mich zu Hause abholen oder absetzen konnten. Letzteres war für mich am Anfang sehr ungewohnt, da ich mich sonst immer selbstständig bewege, allerdings ist das für die meisten absolut kein Problem und sie baten mir auch ab und zu an, mich zum Einkaufen zu fahren.

Auch wenn es keinen organisierten Nahverkehr gibt, so gibt es allerdings Fernbusse, die in die nächsten größeren Städte fahren. Diese kommen meistens ca. 15 bis 30 Minuten zu spät, aber sie kommen und sind ganz normale Reisebusse, in denen man auch die Möglichkeit hat sein Handy zu laden und größeres Gepäck aufzugeben. Allerdings sind sie noch verhältnismäßig teuer. So hab ich für Fahrten nach Johannesburg, die knapp 90 min dauert, zwischen 15€ und 25€ bezahlt. Später habe ich dann über facebook-Gruppen Mitfahrgelegenheiten gesucht. Gerade für Studentenstädte wie Potchefstroom gibt es für fast jede Strecke eine eigene Gruppe und die Preise sind deutlich günstiger.

Einkaufsmöglichkeiten gibt es genügend. Vor allem in den Malls und in der Innenstadt gibt es Supermärkte wie Spar, Woolworth Foods, Pick n Pay, Shoprite und Checkers, wovon letzterer der deutlich günstigste ist. Die Lebensmittelpreise kann man recht gut mit den deutschen vergleichen. Das Obst kann saisonal sehr günstig sein und die Mangos und die Wassermelonen sind der Wahnsinn! Sollte man aber mal backen wollen, vor allem mit Nüssen, kann das mitunter recht teuer werden. Auch eine Packung Nudeln ist verhältnismäßig teuer. So kostet die günstigste Packung bei Spar ca. 1€. Insgesamt gilt: wenn man ein bisschen Preise vergleicht und selber kocht, sind die Kosten für Lebensmittel sowie Kosmetikartikel den deutschen sehr ähnlich.

Essen zu gehen ist auch vollkommen im Rahmen. Man bekommt eine Pizza auch mal ab 4€ und in einer Bar habe ich auch einmal Cocktails für nur 3€ gefunden. Wie auch in Deutschland sind touristische Plätze deutlich teurer als unbekanntere, einheimische Restaurants und Bars.

Um meine Bankgeschäfte regeln zu können, habe ich mir noch in Deutschland zwei (falls doch mal eine Karte wegkommt) Konten mit Kreditkarte eingerichtet und darauf geachtet, dass die Abhebegebühren nicht so hoch sind. Ich konnte fast an allen Geldautomaten problemlos den Südafrikanischen Rand (ZAR) abheben und in den meisten Geschäften und Restaurants kann man auch einfach mit Kreditkarte zahlen. Sonstige Geldtransfers habe ich meistens Bar abgewickelt, da die Überweisungskosten recht hoch sein können.

Potchefstroom hat einen großen Unicampus, auf dem es auch zahlreiche Sportangebote gibt. Es gibt eine Schwimmhalle, die umsonst genutzt werden kann und ein großes Stadion, wo viele Athleten trainieren. Die Studenten verbringen ihre Freizeit hauptsächlich mit Sport auf dem Campus, gehen zu den beliebten Rugby- und Cricketspielen oder gehen ins Kino. Kulturelle Angebote gibt es in Potchefstroom leider kaum, man muss für größere Events nach Johannesburg reinfahren. Auch für Outdooraktivitäten braucht man meist ein Auto. Doch es lohnt sich. Nahe Johannesburg gibt es den Pilanes National Park mit der nahe gelegenen Sun City (ein Freizeitpark) und 30 km von Potchefstroom entfernt gibt es einen ehemaligen Meteoriteneinschlag, der wunderschöne Hügelketten und Vegetation aufweist und zum Wandern einlädt.

 

Zufriedenheit mit dem Auslandspraktikum

Leider war meine Arbeit vor Ort nicht ganz so vielseitig und abwechslungsreich, wie es vorher gedacht war. Bevor ich kam haben sich sehr viele humane Blutplasmaproben von Studienteilnehmern angehäuft, die analysiert werden mussten und die Kollegen waren sehr dankbar, dass ich Zeit hatte, mich darum zu kümmern. Das hieß aber auch, dass ich meist alleine arbeitete und ich hauptsächlich die Probenanalyse durchführte und kaum Einblick in andere Themengebiete gewinnen konnte. Zudem erledigte ich häufig die Dateneingabe von Studienfragebögen in das jeweilige Programm, was sich als sehr ermüdende Tätigkeit herausstellte. Allerdings konnte ich mir meinen Tag komplett selbstständig einteilen, was es mir erlaubte ab und zu kurz in die Projekte von anderen Studenten reinzuschnuppern.

Das Arbeitsklima war sehr entspannt und angenehm. Die Kollegen waren immer sehr neugierig, wollten wissen, was ich so mach und halfen mir sofort, wenn es Probleme gab. Oft kam es auch zu Missverständnissen, da unsere Englischkenntnisse recht verschieden waren. In Potchefstroom wird hauptsächlich Afrikaans gesprochen. Diese Kommunikationsprobleme wurden jedoch mit sehr viel Humor wieder behandelt.
Meine Betreuer hatten immer ein offenes Ohr und standen mir bei Problemen zur Seite. Sie halfen mir auch meine Freizeit ein wenig zu gestalten und hatten nützliche Tipps für Wochenendausflüge. Da ich die meiste Zeit alleine arbeitete und die meisten Studenten immer sehr beschäftigt waren, fühlte ich mich manchmal recht einsam, weswegen ich dann verstärkt über die Plattform Couchsurfing Kontakte suchte. Mit diesen Leuten und Backpackern unternahm ich vor allem die Wochenendausflüge.

Persönlicher Mehrgewinn

Ein großer persönlicher Gewinn war für mich die Teilnahme an einem Animal Handling Course, bei dem ich den Umgang mit Versuchstieren erlernte. Auch wenn ich sonst fachlich nicht so viel Neues gelernt habe, so hab ich doch gelernt, meine Arbeitsweise sinnvoll zu strukturieren und hinsichtlich Effizienz zu optimieren. Obwohl in Potchefstroom sehr viel Afrikaans gesprochen wurde, konnte ich meine Sprachkenntnisse deutlich verbessern. Ich habe die Hemmungen Englisch zu sprechen recht schnell überwunden und die Tatsache, dass meine Kollegen auch kein perfektes Englisch sprachen hat mir auch die Angst genommen, Fehler zu machen. Vor allem aber durch die Ausflüge mit Reisenden wurde ich immer besser. Die Anerkennung meines Praktikums war recht unkompliziert, da es sich hierbei um ein Praktikum handelte, das selbstwählbar und -gestaltbar ist und lediglich einen forschungsorientierten Tätigkeitsbereich aufweisen muss. Eine Benotung ist ebenso optional.

Mein Aufenthalt in Südafrika war generell mein erster im Ausland über einen längeren Zeitraum. Die  von Freunden und Familie geteilte Sorge, dass es ein so gefährliches Land sei, habe ich glücklicherweise am eigenen Leib nie erfahren müssen. Allerdings sollte man sich an bestimmte Regeln halten, wie z.B. nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine auf den Straßen und in der Stadt herumzulaufen. In größeren Städten, wie Johannesburg, sollte man in einigen Vierteln auch tagsüber immer wachsam sein. Dies hat mich zu Beginn etwas irritiert, doch wenn man sich nicht zu naiv bewegt und seinem Gefühl vertraut, passiert auch nichts. Manchmal fühlte ich mich auch etwas eingesperrt. Um jedes Haus sowie um den Campus sind große Mauern, teilweise mit Elektrozaun, um Kriminelle fernzuhalten. Da es in Südafrika auch relativ zeitig dunkel wird, konnte ich nach meiner Arbeit, die häufig bis 17 Uhr ging, nicht mehr so viel alleine draußen unternehmen.

Leider herrscht in Südafrika noch eine große Spannung zwischen den Kulturen. Es gibt 11 Amtssprachen und dementsprechend auch viele verschiedene Mentalitäten und Sitten. Da die Kommunikation jedoch zu wenig scheint, gibt es immer mal wieder Unverständnis der anderen Kultur gegenüber. Die Kluft zwischen Arm und Reich hab ich vorher noch nie so deutlich gesehen. In Johannesburg findet man teilweise auf der einen Straßenseite einen Hochsicherheitstrakt mit teuren Villen und gegenüber ein Township mit Wellblechhütten. Ein solches Township zu entdecken ist ein ganz besonderes Erlebnis und sollte man am besten mit Einheimischen zusammen machen. Ich nahm einmal bei einer Tour durch Soweto teil. Es war ein super lustiger Tag und unser Guide hat uns die verschiedenen Kulturen erläutert. Trotz allem sind die Südafrikaner, die ich kennengelernt habe, ein sehr herzliches Volk und immer hilfsbereit. Sie interessieren sich sehr für Reisende und laden einen auch schnell auf ein typisches Braai ein, ein großes Barbeque mit viel Hühnchen, teilweise sogenanntes „Game Meat“ wie kleine Antilopen und dem typischen Pap, einem recht geschmackslosen Maisbrei.

 

Resümee, abschließende Tipps und hilfreiche Links

Alles in Allem kann ich sagen, dass ich fachlich leider nicht allzu viel aus dem Praktikum mitnehmen konnte, dafür aber persönlich und menschlich umso mehr. Südafrika ist ein Land voller Potential und mit wunderbaren Landschaften. Das Bildungssystem ist leider noch sehr lückenhaft, was jedoch unter anderem auf der Geschichte des Landes beruht. Ich werde auf jeden Fall noch einmal hinfliegen.
Wenn ich noch einmal hinkönnte, würde ich eventuell einen anderen Ort wählen, der die Regenbogennation besser repräsentiert als Potchefstroom, um noch mehr von der vielschichtigen Kultur kennenzulernen. Außerdem halte ich es für wichtig, Praktikumsinhalte klar zu besprechen und bei Unstimmigkeiten oder Wünschen immer direkt nachzufragen, damit die Zeit auch möglichst sinnvoll genutzt wird.
Da ich mich wie gesagt ab und zu recht einsam fühlte, würde ich jetzt auch eher eine Unterkunft zusammen mit anderen Studenten, wie z.B. in einem Wohnheim, wählen, um den Anschluss zu erleichtern. Allgemein immer viel auf die Leute zugehen und Interesse zeigen. Dann wird ein solches Praktikum zu einem wundervollen Lebensabschnitt.

Studienfach: Ernährungswissenschaften (Master)

Aufenthaltsdauer: 02/2018 - 05/2018

Praktikumsgeber: Centre of Excellence for Nutrition’s (CEN)

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