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Praktikum bei Le Laboratoire de Traitement d´Images

Um vor Ende meines Studiums noch einmal praktische Erfahrungen in mei-nem zukünftigen Berufsfeld in einem außereuropäischen Arbeitsumfeld zu sammeln und meine dritte Fremdsprache Französisch zu vertiefen, habe ich mich für ein 2-monatiges Praktikum beim „Laboratoire de Traitement d´Images (LTI)“ in der Hauptstadt Yaoundé, Kamerun entschieden.


Studienfach: Geoökologie (Diplom)

Aufenthaltsdauer: 04/2013 - 06/2013

Praktikumsgeber:Le laboratoire de Traitement d´Images (LTI)

Gastland:Kamerun

Vorbereitung

Eine geeignete Praktikumsstelle zu finden, erwies sich als etwas schwierig. Die Internetpräsenz potentieller Arbeitgeber ist etwas dürftig oder auf französischer Sprache. Obwohl in Kamerun sowohl Französisch als auch Englisch offizielle Landessprachen sind, sind 8 von 10 Bundesstaaten ausschließlich frankophone, die restlichen 2 anglophone. Der englische Sprachraum befindet sich im Nord- und Südwesten. Letzen Endes bin ich nach langem Suchen auf die Internetseite des Institute de Géologique et Minière (IRGM) gestoßen, die seit 3 Jahren ein kleines Institut gegründet haben, dass sich auf dem Gebiet der digitalen räumlichen Datenanalyse und –visualisierung spezialisiert hat: Le laboratoire de Traitement d´Images (LTI).

Ebenso schwierig war das Ausfindigmachen der Email Adressen. Anschließend habe ich an alle gefunden Email Adressen meine Initiativebewerbung geschickt. Glücklicherweise hat die Bewerbung die richtigen Personen erreicht und ich wurde eingeladen ein 2-monatiges Praktikum an deren Institut zu absolvieren. Der weitere Kontakt lief via Email auf Englisch. Das Praktikum habe ich unentgeltlich durchlaufen. Vor Abreise sollten unbedingt folgende Dinge beachtet werden:
- Besuch eines Tropenarztes für die nötigen Impfungen; Gelbfieber ist für die Einreise Pflicht
- Rücksprache mit der Krankenversicherung, welche Kosten übernommen werden
- Beantragung eines Visums bei der kamerunischen Botschaft in z.B. Berlin; Betrag richtet sich nach Aufenthaltsdauer; die erforderlichen Unterlagen finden sich auf der Internetseite der Botschaft oder unter www.visum.de (besonders wichtig ist ein Einladungsschreiben des Arbeitgebers, damit der Einreiseantraggenehmigt wird).

 

Finanzierung

Um mein Auslandspraktikum finanzieren zu können, habe ich mich auf ein PROMOS Stipendium beworben. PROMOS fördert u.a. Studenten, die ein außereuropäisches Praktikum bestreiten möchten. Es gibt mehrere Bewerbungsfristen, die der Internetseite des Auslandsamtes entnommen werden können. Der besondere Vorteil dieses Förderungsprogramms ist, dass die Stipendien relative kurzfristig vergeben werden. Inhalt der Bewerbung ist ein Motivationsschreiben, ein Lebenslauf, ein Sprachnachweis (Ich hatte den DAAD Englisch-Nachweis erbracht, der Test kann kostenlos an der Universität Potsdam gemacht werden; Kamerun ist ja offiziell bilingual), Nachweis der bisher erbrachten Leistungen, Empfehlungsschreiben – für Einzelheiten können ebenfalls alle nötigen Informationen auf der Internetseite des Auslandsamtes abgerufen werden). Ich wurde vom Komitee ausgewählt und mit 300€ pro Monat gefördert, also insgesamt 600€. Die PROMOS unterteilt die Finanzierung in Teilstipendien und Reisekostenzuschüsse. Letzteres ist ein Pauschalbetrag, der einmalig ausgezahlt wird. Es sollte vorher geklärt werden, welche Zusatzförderungen PROMOS erlaubt und welche ausgeschlossen werden. Der Flug nach Kamerun hat allein 700€ gekostet. Je nach Lebensweise und Art der Unterkunft kommen weitere ca. 400-600€ Lebenserhaltungskosten pro Monat hinzu. Ich habe mich selbst über meinen Studentenjob finanzieren können.

 

Aufenthalt im Gastland

Mir wurde die Ankunft in Yaoundé sehr einfach gemacht. Eine bekannte Studienkollegin ist schonen 6 Wochen vorher für ein Projekt der FU Berlin in Kooperation mit anderen afrikanischen Universitäten angereist und hat eine sehr schöne Unterkunft bei einer kamerunischen Familie organisiert. Gastgeberin war eine verwitwete, sympathische, kamerunische Frau, die mit ihren 2 Nichten in einem großen Appartement in Bastos (das Diplomatenviertel in Yaoundé) wohnt. Der Kontakt wurde über andere Bekannte in Berlin und Yaoundé hergestellt. Für das Zimmer haben wir 100.000 CFRC bezahlt (650 CFRC = 1€), also ca. 150€ pro Monat für beide. Das war aber ein absoluter Glücksfall. Ich musste also gar nicht bei meinen Kollegen nachfragen, ob sie mir bei der Zimmersuche behilflich sein könnten.

Als weitere gute Möglichkeit ein Zimmer zu finden, sei hier das Goetheinstitut erwähnt, das sich, wie eigentlich alle wichtigen Organisationen, auch in Bastos befindet. Die haben für ihre deutschen Mitarbeiter Listen mit möglichen Unterkünften zusammengestellt. Vorab könnte sicherlich über deren Internetseite Kontakt aufgenommen werden.

Es dauert einen Moment bis man sich in der lauten, wuseligen Stadt zu Recht finden kann. Aber hat man den Dreh erstmal raus, macht es richtig Spaß. Die Hauptverkehrsmittel sind Taxis, die in der Stadt alle gelb angemalt sind. Man stellt sich an den Straßenrand, möglichst an einer Straßenkreuzung oder zumindest in Richtung des Zieles, gibt ein Handzeichen und sagt dann in knappen Worten Ziel und Preis, den man zahlen möchte. Für jeden Ort gibt es feste Begriffe, die allen Taxifahrern geläufig sind. Da darf man sich nicht entmutigen lassen und lernt das mit der Zeit. Der übliche Preis beträgt 200 CFRC. Ist die Strecke sehr lang (z.B. zum Busbahnhof) oder will man recht zügig ans Ziel, sollte man den Preis nach eigenem Ermessen erhöhen. Es werden nämlich oft Umwege gefahren, damit so viele Fahrgäste wie möglich mitgenommen werden können. D.h. dann oft 4 Personen hinten und 2 Personen vorne plus 1 Fahrer (und manchmal auch Waren wie Kochbananenstauden oder lebendige Schweine).

Vorab sollte sich ein VISA Karte besorgt werden (keine Maestro oder an-dere Kreditkarten), die funktioniert an allen Automaten. Oftmals sind die Automaten leer oder funktionieren nicht, wenn ihr kein Geld bekommt heißt das also nicht, dass eure Karte nicht in Ordnung ist. Ihr solltet immer Bargeld dabei haben, besonders auf Reisen, es ist wirklich die Ausnahme, dass man irgendwo mit Kreditkarte bezahlen kann, selbst in den Hotels. Für die Taxifahrten solltet ihr auch immer Kleingeld sammeln, oftmals können die Taxifahrer kein Geld wechseln. Am besten das Geld dann schon in der Hand bereit halten, damit ihr nicht euer ganzes Portemonnaie aufmachen müsst. Es ist außerdem ratsam bei der Firma CAMTEL sich eine Prepaid-Handykarte ausstellen zu lassen. Dafür muss man einmal in das Hauptbüro gehen und sich mit seinem Ausweis anmelden. Aufladen kann man seine Karten überall am Straßenrand. Wer Internet nicht gleich in seiner Unterkunft hat, kann sich bei der gleichen Firma einen Internetstick kaufen. Die Funktionstüchtigkeit ist mittelmäßig, jedoch besser als bei allen anderen Anbietern. 50 Std. kosten bspw. 20.000 CFRC, aufladen kann man nur im Hauptbüro.

Was ihr unbedingt beachten müsst, für die Ausreise braucht jeder 10.000 CFRC in bar als Flughafengebühr. Es gibt dort zwar einen Automaten, aber der funktioniert meistens nicht. Ansonsten darf man nicht ausreisen. Das Steckdosenformat ist das Gleiche, wie hier in Deutschland. Ich konnte alle technischen Geräte ohne Probleme benutzen. Es gibt Stad große Supermärkte, wo eigentlich auch alle europäischen Produkte gekauft werden können (Casino, Douvv). Allerdings sind die Preise entsprechend angepasst. Wer also ein wenig auf sein Geld achten will, findet auch alle wichtigen Lebensmittel in kleinen Kiosken, die überall in der Stadt verteilt sind. Frisches Obst und Gemüse sollte man auch versuchen auf einen der kleinen Märkte zu kaufen. Vorab sollte immer der Preis verhandelt werden, dann läuft man auch keine Gefahr zu viel zu bezahlen. Ebenso verhält es sich mit, wenn man zum Essen in ein Restaurant gehen will. Ich kann nur jedem empfehlen den landestypischen Fisch „poisson braisé“ (Makrele, Barsch, Scholle) zu probieren, den kann man überall an der Straße kaufen. Zusammen mit „baton de manioc“, der scharfen roten Soße „pimiento“ und einem kühlen Bier ist er ein wirklicher Hochgenuss

Das kulturelle Angebot in der kamerunischen Hauptstadt ist etwas limitiert. Das Institut Francais du Cameroun bietet allerdings einige schöne Aktivitäten, wie bspw. jeden Sonntag eine Kinoveranstaltung, und unter der Woche Tanzvorführungen und Theater an. Ein Programm kann man im Internet finden oder dann vor Ort mitnehmen. 

 

Zufriedenheit mit dem Auslandspraktikum

Leider hatte ich ein wenig Pech, was den Zeitraum meines Praktikums angeht. LTI ist ein unterge-ordnetes Institut des Ministeriums für Wissenschaft und Innovation, also staatlich. Der kamerunische Präsident Paul Bya hatte gerate Senatswahlen einberufen. Damit konzentrieren sich alle staatlichen Aktivitäten auf die Wahlen. Die Regierungsinstitute, die abhängig sind von Staatsaufträgen, sind auftragslos. Normalerweise aktualisiert IRGM gerade die geologischen Karten in den vorgegebenen Planquadraten. Des Weiteren werden gerade mehrere Straßen in Kamerun gebaut, IRGM ist dann für eine erste Raumanalyse zuständig. Die junge Generation der Angestellten des Institutes sind fast alle angehende PhD Studenten, d.h. jeder macht noch eigene Recherchearbeiten nebenbei.

Die Professoren haben alle im Ausland studiert und leiten das Institut. Wissenschaftliches Arbeiten und Austausch untereinander ist dabei ein zentrales Thema. Jeden ersten Freitag im Monat werden aktuelle Recherchearbeiten vorgestellt und diskutiert. Ich wurde sehr herzlich in die Arbeitsgemeinschaft aufgenommen. Mir wurde ein eigenes klimatisiertes Büro ge-stellt mit relativ schnellem Internetzugang. Ich habe mit meinem eigenen Laptop gearbeitet. Fast alle Sozialstrukturen sind hierarchisch durchsetzt, deshalb wird man in den ersten Tagen allen Chefs im Institut vorgestellt und hat auch einen Termin im Hauptbüro im Zentrum der Stadt mit dem Direktor.

 

Resümee und abschließende Tipps

Für alle, die nach Kamerun wollen, muss klar sein, dass sich sehr viel von unserer gewohnten Umgebung unterscheidet. Man fällt als weißer Mensch überall und immer auf. Die Einheimischen rufen ständig „La blanche“ (Die Weiße) hinter einem her. Oft muss man ganz schön kämpfen die gleichen Preise zu bezahlen und nicht das 5fache. Im Taxi ist man ständig Gesprächsthema unter den Fahrgästen. Die Wohnsituation ist auch in den guten Vierteln oftmals gewöhnungsbedürftig: Stromausfall und kein fließend Wasser ist keine Seltenheit. Die sozialen Strukturen sind hierarchisch durchsetzt. In den Familien, im Arbeitsverhältnis. Es gibt überall eine klare Rangfolge, die man beachten muss. Ist man in einem größeren Auftrag unterwegs, muss man sich an die Arbeitsmoral der Behörden gewöhnen: alles dauert lange, ist z.T. korrupt oder die Zuständigkeit erst gar nicht geklärt. Wen die Sicherheitsfrage beschäftigt, dem sei gesagt: wer sich an bestimmte Regeln hält, braucht keine Angst zu haben. Nicht mit wertvollem Schmuck, offenen Taschen und viel Bargeld rumlaufen und spät in der Nacht alleine unterwegs sein.

Dennoch, für mich ist Kamerun eines der schönsten Länder, das ich bisher bereist habe. Die Land-schaft ist wunderschön, es gibt Berge, Savannen, Wüsten, Regenwald und Küste. Ich habe so viele Menschen in mein Herz schließen können, Menschen, die motiviert sind etwas zu verändern, die ihre Kultur lieben und sie erklären und zeigen wollen, Menschen, die nichts haben und doch alles teilen. Es sind Freundschaften über die 2 Monate hinaus entstanden, die Dank der sozialen Netz-werke auch in Zukunft gepflegt werden können. Beruflich bin ich gefühlte 10 Schritte vorwärts gegangen. Ich freue mich auf meinen Abschluss und alles, was danach kommt. Wer weiß, vielleicht Kamerun 2.0?!

 

Studienfach: Geoökologie (Diplom)

Aufenthaltsdauer: 04/2013 - 06/2013

Praktikumsgeber:Le laboratoire de Traitement d´Images (LTI)

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