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Dr. Małgorzata Stolarska-Fronia

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (DFG Eigene Stelle)

Kunsthistorikerin, Forscherin, Kuratorin, Museologin. Ehemalige Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung und Kuratorin in der Hauptausstellung am Polin – Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau (2008-2013). Kuratorin der Sonderausstellung „Blood. Uniting and Dividing“ (2017-2018).

Studium an der Universität Wrocław (Polen), Philipps-Universität Marburg, European Institute of Jewish Studies PAIDEIA (Schweden) und University of Sussex (UK). Autorin des Buches „Teilnahme der Breslauer Juden am künstlerischen und kulturellen Leben der Stadt von der Emanzipation bis 1933" (Warschau 2008) sowie mehrerer Artikel zur Rolle der modernen Kunst in der jüdischen Kultur. Organisatorin von Congress of Jewish Art in Poland (2008, 2014), Herausgeberin der Reihe Jewish Art in Poland and Central-Eastern Europe. Im Sommersemester 2022-2023 Gastprofessorin für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg.

Forschungsschwerpunkte:

  • Jüdische Avantgarde
  • Geschichte, Kultur und Philosophie der Moderne
  • Kunst im transnationalen Kontext
  • Kunstkritik und Kunsttheorie
  • Moderne Museologie
  • Gender und Geschlecht in der Jüdischen Kunst
  • Geschichte der Kunstsammlungen und der Kunstforschung
  • Provenienzforschung
  • Geschichte und Kultur von Breslau/Wrocław (jüdische Kunst und Kultur)

Aktuell:

Forschungsprojekt Mapping der jüdischen Avantgarde in Ostmitteleuropa. Netzwerk zwischen Lokalität und Transnationalität, gefördert von der DFG

Eigene Stelle, Laufzeit: 01.08.2023 - 31.07. 2026 (Projektnummer: 50520443)

Das Projekts untersucht die jüdische Avantgarde in der bildenden Kunst der 1910er bis 1930er Jahre als eine breite kulturelle Bewegung im internationalen Netz der historischen Avantgarde. Die jüdische Avantgarde war ein kulturelles Phänomen von transnationalem Charakter, an dem Künstlerinnen und Künstler aus Russland/Sowjetunion, Polen, der Ukraine, Belarus, Litauen, Deutschland, Österreich und Rumänien beteiligt waren. Sowohl formelle Gruppen (z.B. Die Pathetiker, Jung Jiddish, Di Chaliastre, Kulturlige) als auch einzelne Künstler haben zu der Suche nach künstlerischem Ausdruck einer neuen jüdischen Identität beigetragen. Der hybride Charakter der jüdischen Avantgarde ergab sich aus der Verflechtung der für die einzelnen Ausprägungen der historischen Avantgarde-Bewegung charakteristischen Merkmale mit den Bezügen auf die jüdische Tradition und Philosophie wie die chassidische Spiritualität bzw. messianische und apokalyptische Topoi. Die jüdische Avantgarde umfasst bildende Kunst, Literatur, Theater und Film.

Im Unterschied zur bisherigen Forschung, die die sich auf konkrete Kunstgruppen (kollektive Biografien) oder einzelne Künstler konzentrierte, zielt das Forschungsprojekt darauf ab, sowohl den fragmentierten Diskurs einer (neuen) jüdischen Kunst als auch die Vernetzung der Ideen wie auch der Akteure monographisch zu rekonstruieren und zu analysieren. Im Mittelpunkt steht das internationale Netzwerk von jüdischen Künstlerinnen und Künstlern, die im formellen und informellen Milieus in Mittel- und Osteuropa agierten. Gegenstand der Analyse sind in der jüdischen Presse veröffentlichte programmatische Texte (auf Jiddisch, Russisch, Ukrainisch, Polnisch und Deutsch), Manifeste, Memoiren und philosophische Schriften. Diskursives Material wird zusammen mit den künstlerischen Artefakten im Hinblick auf die Konzepte des Jüdischen in der Kunst diskutiert. Dabei interessieren sowohl die konzeptionelle Dynamik der jüdischen Kunst als auch die ihres Netzwerks. Die Analyse fokussiert sowohl die Diskurse und Praktiken auf der Seite der Produzenten als auch der Rezeption, d.h. die Kunstkritik.

Das Forschungsprojekt strebt einen transmedialen und interdisziplinären Ansatz und konzentriert sich zugleich hauptsächlich auf die bildende Kunst. Aufgrund des hybriden und dynamischen Charakters der jüdischen Avantgarde-Milieus sowie der medialen Vielfalt der Quellen werden in der Untersuchung Werkzeuge und Methoden eingesetzt, die über die Methoden der Kunstgeschichte hinausgehen und sich kulturhistorischen sowie -soziologischen Ansätzen annähern.

Ausgewählte Publikationen:

Bücher:

  1. The Ukrainian and Jewish Artistic and Architectural Milieus of Lwów/Lemberg/Lviv: From Ausgleich to the Holocaust (Hrsg. mit Sergey Kravtsov and Ilya Rodov), Weimar: Grünberg Verlag 2019.
  2. Polish Avant-Garde in Berlin (Hrsg.), Berlin: Peter Lang Verlag 2019.
  3. Krew. Łączy i dzieli/Blood. Uniting and Dividing. Buch im Rahmen der Ausstellung „Blood. Uniting and Dividing”, POLIN Museum der Geschichte der Polnischen Juden Warschau/Polen 2017.
  4. Art in Jewish Society (Hrsg. mit Jerzy Malinowski, Renata Piątkowska, Tamara Sztyma), Warszawa: Tako 2016.
  5. Udział Żydów wrocławskich w kulturalnym i artystycznym życiu miasta od czasów Emancypacji do 1933 roku, Warszawa: Neriton 2008.

 

Artikel (Auswahl der Publikationen auf Deutsch und Englisch):

  1. “Non-Aryan” modern. Jewish art patrons and artists during National Socialism in Breslau, in: "Entartete Kunst" in Breslau, Stettin und Königsberg (Hrsg. Meike Hoffmann, Andreas Hüneke), Berlin, 2021, S. 95-105.
  2. Revolutionär, zornig, jung? Das Künstlernetzwerk - Die Jungen aus Łódź und Düsseldorf, in: Das Junge Rheinland – gegründet, gescheitert, vergessen? (Hrsg. Andrea von Hülsen-Esch, Cremer D. und Ullner, J-H.), Berlin, De Gruyter, 2021, S. 103-115.
  3. The Centenary of Polish Avant-Garde in Berlin, in: Polish Avant-garde in Berlin (Hrsg. Małgorzata Stolarska-Fronia), Peter Lang Verlag: Berlin, 2019, S. 7-35.
  4. Ephraim Moses Lilien and His Lviv Connections, in: The Ukrainian and Jewish Artistic and Architectural Milieus of Lwów/Lemberg/Lviv: From Ausgleich to the Holocaust (Hrsg. IlyaRodov, Sergey Kravtsov, Małgorzata Stolarska-Fronia), Grünberg Verlag: Weimar, 2019, S. 29-37.
  5. Ludwig Meidner: Ein barocker Künstler der Avantgarde des 20. Jahrhunderts/Ludwig Meidner: Baroque Artist of the Twentieth Century Avant-Garde, in: Ludwig Meidner. Expressionismus, Ekstase, Exil/Expressionism, Ecstasy, Exil (Hrsg. Erik Riedel, Mirjam Wenzel), Jüdisches Museum Frankfurt am Main, 2018, S. 211-231.
  6. Isidor Aschheim – der Künstler des „Chaos“ und der „Impulsivität“, in: MALER, MENTOR, MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau (Hrsg. Dagmar Schmengler, Agnes Kern), Kehrer Verlag: Berlin, 2018, S. 311-316.
  7. Jüdische Künstler und Künstlerinnen aus Breslau um Otto Mueller, in: MALER, MENTOR, MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau (Hrsg. Dagmar Schmengler, AgnesKern), Kehrer Verlag: Berlin, 2018, S. 367-377.
  8. Die Identität des Museums. Das Museum Śląskie in Kattowitz zwei Jahre nach seiner Eröffnung, in: Historie: Jahrbuch des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Nr.17/2017, S. 101-118.
  9. Saints and Tsadikim: The Religious Syncretism of Jewish Expressionism, in: Jewish Aspects in Avant-Garde (Perspectives on Jewish Texts and Contexts) (Hrsg. Mark H. Gelber, Sami Sjöberg), Berlin/Boston: De Gruyter, 2017, S. 161-192.
  10. The Bloodstream of Culture, in: Blood. Uniting and Dividing (Hrsg. Małgorzata Stolarska-Fronia), POLIN Museum der Geschichte der Polnischen Juden Warschau, 2017, S. 22-35.
  11. Stichwort: Korah, Korahite; Ephraim Moses Lilien; Ludwig Meidner, in: Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Bd. XV, Berlin/Boston: De Gruyter, 2017, 2018.
  12. Ludwig Meidner – a hyperbaroque expressionist, in: Art in Jewish Society (Hrsg. J. Malinowski, R. Piątkowska, M. Stolarska-Fronia, T. Sztyma), Tako: Toruń-Warschau, 2016, S. 135-144.
  13. Apocalyptic City versus Apocalyptic Shtetl. The Experience of Catastrophe in the Work of the Jewish Expressionists, in: Centropa, a Journal of Central European Architecture and Related Arts, 2015, S. 242-254.
  14. Jüdische Künstler aus Breslau – eine Einleitung, in: Jüdisches Leben zwischen Ost und West. Neue Beiträge zur jüdischen Geschichte in Schlesien (Hrsg. Andreas Brämer, Arno Herzig, Krzysztof Ruchniewicz), Wallstein Verlag: Göttingen, 2014, S. 371-389.
  15. Jewish Art Collectors from Breslau and Their Impact on the City’s Cultural Life at the End of the 19th and the Beginning of the 20th Century, in: Collecting as a Cultural Code – Jewish Collectors and Their Contribute to Civil Culture in the 19th and 20th century (Hrsg. Annette Weber, Jihan Radjai-Ordoubadi, Heidelberg, 2011, S. 237 – 253. 

Kontakt

Raum: Am Neuen Palais 10
Telefon:
Mail: malgorzata.stolarska-fronia.1@uni-potsdam.de