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Graduiertenkolleg Mittelstadt
Foto: PT, 2019

Mittelstadt als Mitmachstadt

Qualitativer Wandel durch neue Kulturen des Stadtmachens

Das Team aus RWTH Aachen University, Universität Stuttgart und Universität Potsdam entwickelt für die Robert Bosch Stiftung ein Graduiertenkolleg zu zukünftigen Entwicklungen kleiner Mittelstädte (20.000-50.000 Einwohner). Das Graduiertenkolleg ist inter- und transdisziplinär angelegt und zielt darauf ab, in acht ausgewählten Mittelstädten Zukunftsfragen und Transformationsanliegen zu untersuchen, um durch neue Formen des Stadtmachens und Mitmachens Veränderungen herbeizuführen.

Die Bewerbungsphase für die Doktorierenden und kleinen Mittelstädte ist im Januar 2020 abgelaufen.  

Das Graduiertenkolleg: Team aus Stiftung, Hochschulen, Doktorierenden und Kommunen

Das Graduiertenkolleg wird von sechs Professorinnen und Professoren der RWTH Aachen University, der Universität Stuttgart und Universität Potsdam für die Robert Bosch Stiftung entwickelt und durchgeführt. Sie stehen mit Know-How in den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur, Stadt-, Regional-, Raum- und Umweltplanung, Raumwissenschaften, Politik-/Verwaltungswissenschaften und Sozialwissenschaft für die Betreuung der Dissertationen und als Wissensgeber in die Kommunen zur Verfügung:

Dr. Fee Thissen, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, RWTH Aachen University, ist Koordinatorin des Graduiertenkollegs. Das Team des Graduiertenkollegs soll erweitert werden um acht ausgewählte kleine Mittelstädte und zehn Doktorierende.

Wissenschaft trifft Mittelstadt: Innovation auf drei Ebenen

Das Graduiertenkolleg verfolgt einen innovativen Ansatz und verknüpft dabei drei Ebenen:

1) Agentenansatz: Doktoranden arbeiten eingebettet in ein Praxisfeld, erlangen dadurch Zugang zu Praxis- und Insiderwissen sowie zu lokalen Akteursnetzwerken und wirken selbst als Agenten für die Zukunftsthemen des Graduiertenkollegs in den Kommunen. Die Kommunen werden von innen heraus erforscht und erhalten dadurch Impulse zur Erneuerung und Weiterentwicklung. Vernetzung, Wissenstransfer und Projektentwicklung greifen eng ineinander. Der Agentenansatz wird gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung als neuer Standard entwickelt und ist für weitere Mittelstädte nutzbar.

2) Verknüpfung von Zukunftsthemen und partizipativen Prozessen: Das Graduiertenkolleg bietet die Chance, wesentliche inhaltliche Säulen für zukunftsfähige Mittelstädte eng mit partizipativen, integrativen Vorgehensweisen als verschiedenen Ebenen des „Mitmachens“ zu verknüpfen. Das vierjährige Kolleg ermöglicht relativ schnelle Rückkopplungen zwischen Konzepten, Implementierung und Evaluierung. Diese iterative Vorgehensweise ist wesentliche Grundlage für Planungs-, Kommunikations- und Koordinationsinnovationen. Damit werden Doktoranden unterstützt, akademische Kompetenzen reflexiv mit den Anforderungen von Stadtplanung und -verwaltung zu verknüpfen.

3) „Mittelstadt“ als Kulturleistung: Das Kolleg verfolgt einen qualitativen Ansatz und versteht Wandel von Planung und Verwaltung als Kulturleistung. Wertschätzung, Produkt- und Organisationsentwicklung greifen eng ineinander. Synergien dieser drei Ebenen lassen sich nur in einem interdisziplinären Umfeld in engem Dialog mit der Praxis ent-wickeln.

Wandel anstoßen: Die Verschränkung von Inhalten und Prozessen führt zu Lösungsansätzen für konkrete Innovations- und Transformationsanliegen der Mittelstädte

Das Graduiertenkolleg verfolgt einen qualitativen Ansatz, um Wandel und damit Stabilisierung und zukunftsfähige Entwicklung in Mittelstädten zu beforschen, zu testen, zu reflektieren und auch neu zu denken. Das Graduiertenkolleg setzt an den spezifischen Ressourcen von Mittelstädten an und verfolgt eine Entwicklungsperspektive von innen heraus. Das Ziel ist ein qualitatives Wachstum hin zu neuen erlebbaren Qualitäten in den Städten, welche über neue Formen des „Mitmachens“ und „Stadtmachens“ Verbreitung und Wirkung im Raum erfahren.

Städte sind Orte besonderer Lebensqualität, der Identifikation und Heimat, lokaler Demokratie und Mitsprache, aber auch des Engagements für und in der Gemeinschaft. Diese machen sich fest an „gemeinsamen Gütern“, die Städte entwickeln und ihren Bürgerinnen und Bürgern bieten: Wohnen und Arbeiten, Freiraum, Infrastruktur, Mobilität. Diese Handlungsfelder der Stadtentwicklung unterliegen wesentlichen Trends und Treibern: u.a. demografischer Wandel, Wandel der Lebensstile, wirtschaftlicher Strukturwandel, digitale Transformation, Energiewende, Klimaanpassung. Diese Entwicklungen machen neben der Gestaltung von Themen und Räumen auch neue Prozesse und Formen der Organisation und Abstimmung erforderlich.

Davon ausgehend wird in dem Kolleg das Ziel verfolgt, zu konkreten Innovations- und Transformationsanliegen der Kommunen Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen und einen (planungs-/ verwaltungs-)kulturellen Wandel herbeizuführen. Drei mögliche Ansätze stehen dabei im Mittelpunkt:

Wandel über Orte und Räume, Wandel über Institutionen und Governance, Wandel über Prozesse und Dialoge.

In Kooperation mit den Kommunen gilt es für die Doktorierenden, Transformationsprozesse zu untersuchen, Transformationsaufgaben zu identifizieren und zu konkretisieren sowie Governancestrukturen, Planungs- und Kommunikationskulturen zu beobachten. Das Mitmachen und Mitgestalten zu drängenden Zukunftsfragen soll vor Ort angeregt, erprobt und reflektiert werden. Mit dem Ansatz der „transformativen Forschung“ werden die Doktorierenden zu Agenten vor Ort, die ihre empirische Forschung mit konkreten räumlichen, strukturellen und planerischen Impulsen vor Ort verknüpfen.

Im Gespräch: Mittelstädte und Graduierte unter- und miteinander

Im Rahmen des Graduiertenkollegs wird ein deutschlandweites Mittelstadtnetzwerk gegründet. Die teilnehmenden Kommunen haben die Möglichkeit sich bei Vernetzungstreffen und Mittelstadtkonferenzen zu ihren Anliegen, Lösungsansätzen und Erfahrungen auszutauschen.

Die Doktorierenden des Kollegs sollen von Austausch und Kooperation untereinander profitieren. U.a. unterstützen gemeinsame Veranstaltungen, Peer-to-Peer-Verfahren und Thementandems die Zusammenarbeit.

Durch die Zusammenarbeit der Kommunen mit den Promovierenden wird ergänzend der Wissensaustausch zwischen Forschung und Praxis ermöglicht. Die Doktorierenden arbeiten in Tandems jeweils in ein bis zwei Mittelstädten vor Ort und haben direkten Kontakt in die Verwaltung, zu öffentlichen Einrichtungen oder zu zivilgesellschaftlichen Organisationen.