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Projektbeschreibungen: Ess- und Gewichtsstörungen

Promotionsprojekt 3-1

Exekutive Funktionen und Essverhalten (2011–2016)

In diesem Projekt wird untersucht, wie sich eingeschränkte kognitive Kontrollfähigkeiten (Exekutive Funktionen) als intrapersonale Risikofaktoren auf das Essverhalten und das Körpergewicht im Kindesalter auswirken. Hierbei wird der Einfluss von kalten (kognitiven) und heißen (affektiven) Exekutiven Funktionen getrennt betrachtet. Außerdem wird längsschnittlich über mehrere Jahre die Stabilität der kognitiven Kontrollfähigkeiten, dem Essverhalten und den Beziehungen zwischen beiden untersucht. Die Erfassung exekutiver Funktionen erfolgt über kindgerechte, teils computerbasierte Testverfahren; für die Erfassung des Essverhaltens werden neben den Kindern selbst auch ihre Eltern befragt.

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Elsner, Prof. Dr. Warschburger & M.Sc. Karoline Groppe (Kohorte 1) & Dipl.-Psych. Nele Lensing (Kohorte 2)


Promotionsprojekt 3-2

– entfallen –


Promotionsprojekt 3-3

Körper- und Emotionswahrnehmung – ihre Bedeutung für Gewicht und gestörtes Essverhalten im Grundschulalter

Die reduzierte Wahrnehmung körpereigener Signale, etwa von Gefühlen wie Sattheit oder Hunger, ist für Essstörungen und Adipositas ein wichtiges pathologisches Charakteristikum, wobei Körperwahrnehmung meist subjektiv etwa über Fragebogen erfasst wird (z.B. Essstörungsinventar „Eating Disorder Inventory“ (EDI-2; Garner, 1984), hierbei Subskala „Interoceptive Awareness“). Erste Arbeiten deuten bei Verwendung objektiver Tests, z.B. über die Wahrnehmung des eigenen Herzschlags, ebenfalls auf eine reduzierte Körperwahrnehmungsfähigkeit bei Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Probanden mit pathologisch gestörtem Essverhalten hin (z.B. Pollatos et al., 2008). Die Wahrnehmung körpereigener Signale (Interozeption) spielt für viele Konzeptionen von emotionalem Erleben eine wichtige Rolle (z.B. Damasio, 1999) und Unterschiede in der Variable Interozeptionsfähigkeit interagieren empirisch sowohl mit subjektivem Erleben, peripher-physiologischen Größen als auch mit zentralen Markern der Emotionsverarbeitung (z.B. Critchley, Wiens, Rotshtein, Ohman, & Dolan, 2004; Herbert, Pollatos, & Schandry, 2007; Pollatos, Kirsch, & Schandry, 2005; Pollatos, Traut-Mattausch, Schroeder, & Schandry, 2007; Wiens, Mezzacappa, & Katkin, 2000). Deshalb lässt sich annehmen, dass interindividuelle Unterschiede in der interozeptiven Sensitivität und in der Emotionsverarbeitung als wichtige interagierende intrapersonale Risikofaktoren für die Entwicklung von Übergewicht und pathologischem Essverhalten fungieren. Bislang liegen diesbezüglich allerdings gar keine oder kaum Befunde zum in dieser Studie be­trach­te­ten Kindesalter vor.

Das Promotionsprojekt ist im Rahmen der Untersuchung der jüngeren Stichprobe von Kin­dern zwischen der­zeit 6 und 10 Jahren angesiedelt. Diese werden bezüglich ihrer Fähigkeit, den eigenen Herzschlag zu detektieren (Kardiosensibilität), untersucht. Zusätzlich wird die Herzratenvariabilität zur Messung der autonomen Aktivität erhoben. Weiterhin werden Fragebogendaten zur Emotionalen Intelligenz/Kompetenz sowie Fragen zum Körperbild erfasst. Pathologisches Essverhalten wird über Elternfragebögen und der Body Mass Index (BMI) über die reale Bestimmung von Größe und Gewicht der Kinder erhoben. Zur genaueren experimentellen Bestimmung der emotionalen Verarbeitung auf behavioraler und physiologischer Ebene wird eine Substichprobe von Kindern zusätzlich im Labor bezüglich ihrer Emotionserkennungs- und Emotionsregulationsfähigkeiten untersucht.

Dabei werden korrelativ Bezüge zwischen Interozeptionsfähigkeit, Herzratenvariabiliät und Emotionaler Intelligenz/Kompetenz einerseits und pathologischem Essverhalten bzw. BMI andererseits ermittelt. Im Längsschnitt sollen Aussagen über die zeitliche Stabilität der Konstrukte gemacht werden, des Weiteren sollen mögliche kausale Wirkketten zwischen den untersuchten Variablen aufgezeigt werden.

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Pollatos, Prof. Dr. Warschburger & Dipl.-Psych. Anne Koch (Kohorte 1)


Promotionsprojekt 3-4

Entwicklungsrisiken für Übergewicht: Rolle von Lern- und Verhaltensauffälligkeiten (2011–2014)

Übergewicht/Adipositas ist in der heutigen Gesellschaft weit verbreitetet. Ihre Prävalenz nimmt nicht nur im Erwachsenenalter weltweit zu, sondern auch im Kindes- und Jugendalter (z.B. Kurth & Schaffrath Rosario, 2007; Tuschen-Caffier, 2005; Wabitsch et al., 2005). Insbesondere die mittlere Kindheit mit Schuleintritt scheint eine Risikoperiode für die Entstehung von Übergewicht/Adipositas im Kindesalter zu sein (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). In einer Reihe von Studien wurde kindliche/s Übergewicht/Adipositas wiederholt in Zusammenhang mit diversen psychosozialen Beeinträchtigungen gebracht, wie beispielsweise mit verringerter Lebensqualität, gewichtsbezogener Stigmatisierung, erhöhter Körperunzufriedenheit, schulischen Leistungsproblemen sowie Lern- und Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Griffiths et al., 2010; Gray et al., 2011; Puhl & Latner, 2007; Fonseca et al., 2011; Krukowski et al., 2009; Sanderson et al., 2011; Pitrou et al., 2010; Braet & Beyers, 2009; Dyer et al., 2007). Die bisherigen Forschungsbefunde deuten insgesamt auf eine erhöhte psychosoziale Belastung übergewichtiger/adipöser Kinder im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern hin, die sich auf die weitere Entwicklung der Betroffenen ungünstig auswirken kann.

Mithilfe dieses Forschungsprojekts soll primär die Beziehung zwischen Übergewicht/Adipositas und Lern- und/oder Verhaltensauffälligkeiten in der mittleren Kindheit näher beleuchtet werden, da die Wirkrichtungen dieser Konstrukte in der Literatur bis dato kontrovers diskutiert werden. Es fehlt diesbezüglich an prospektiven Längsschnittuntersuchungen (z.B. Blaine, 2008; Rampersaud et al., 2005). Im Kontext des längsschnittlichen Designs des Forschungsprojekts bietet sich die Möglichkeit, den genauen Zusammenhang dieser Konstrukte im zeitlichen Verlauf zu betrachten. Auch weitere potentielle Einflussfaktoren von Übergewicht/Adipositas (z.B. Selbstkonzept, Selbstkontrolle, Erleben gewichtsbezogener Hänseleien und kritischer Kommentare) sollen hinsichtlich der Entwicklung und/oder Aufrechterhaltung von Übergewicht/Adipositas untersucht werden. Zudem sollen vor dem Hintergrund, dass nicht alle übergewichtigen/adipösen Kinder psychosoziale Belastungen aufweisen, komplexe Moderator- und Mediationsmodelle geprüft werden.

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Warschburger & Dipl. Psych. Mareen Selle (Kohorte 1)


Die Rolle des Gewichtsstatus und der Stigmatisierung im Kindes- und Jugendalter (2014–2017)

Übergewicht/Adipositas ist in der heutigen Gesellschaft weit verbreitetet. Ihre Prävalenz nimmt nicht nur im Erwachsenenalter weltweit zu, sondern auch im Kindes- und Jugendalter (z.B. Kurth & Schaffrath Rosario, 2007; Tuschen-Caffier, 2005; Wabitsch et al., 2005). Insbesondere die mittlere Kindheit mit Schuleintritt scheint eine Risikoperiode für die Entstehung von Übergewicht/Adipositas im Kindesalter zu sein (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). In einer Reihe von Studien wurde kindliche/s Übergewicht/Adipositas wiederholt in Zusammenhang mit diversen psychosozialen Beeinträchtigungen gebracht, wie beispielsweise mit verringerter Lebensqualität, erhöhter Körperunzufriedenheit, schulischen Leistungsproblemen, Lern- und Verhaltensauffälligkeiten sowie gewichtsbezogener Stigmatisierung (z.B. Griffiths et al., 2010; Gray et al., 2011; Puhl & Latner, 2007; Fonseca et al., 2011; Krukowski et al., 2009; Sanderson et al., 2011; Pitrou et al., 2010; Braet & Beyers, 2009; Dyer et al., 2007).  Die bisherigen Forschungsbefunde deuten insgesamt auf eine erhöhte psychosoziale Belastung übergewichtiger/adipöser Kinder im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern hin, die sich auf die weitere Entwicklung der Betroffenen ungünstig auswirken kann.

Die Hänselerlebnisse prädizieren bei adipösen Kindern und Jugendlichen längsschnittlich einen geringeren Selbstwert, eine beeinträchtigte Lebensqualität, eine vermehrte Körperunzufriedenheit, gestörtes Essverhalten, depressive Symptome und sogar Suizidgedanken und Suizidversuche, auch nach Kontrolle des Körpergewichts (Eisenberg, Neumark-Sztainer, Haines, Wall, 2006; Libbey, Story, Neumark-Sztainer, Boutelle, 2008).

Die gewichtsbezogene Stigmatisierung wurde häufig von übergewichtigen Personen internalisiert. Diese Selbststigmatisierung (Internalisierung des Gewichtsstigmas) beinhaltet, dass adipöse Menschen sich selbst aufgrund ihres Übergewichts abwerten und ein benachteiligendes Verhalten gegenüber sich selbst zeigen. Die Internalisierung des Gewichtsstigmas kann ein besserer Prädiktor als gewichtsbezogene Stigmatisierung für psychischen Störungen und gestörtes Essverhalten sein. Nicht alle übergewichtigen Kinder, die von anderen gehänselt wurden, zeigen depressive Symptome, höheres Angstniveau, gestörtes Essverhalten oder negatives Selbstwertgefühl. Kinder, die gewichtsbezogene Stereotype nicht internalisieren, kommen wahrscheinlich besser zurecht und sind mit dem Leben zufriedener.

Mithilfe dieses Forschungsprojekts soll primär die Beziehung zwischen Übergewicht/Adipositas und Lern- und/oder Verhaltensauffälligkeiten in der mittleren Kindheit näher beleuchtet werden, da die Wirkrichtungen dieser Konstrukte in der Literatur bis dato kontrovers diskutiert werden. Es fehlt diesbezüglich an prospektiven Längsschnittuntersuchungen (z.B. Blaine, 2008; Rampersaud et al., 2005). Im Kontext des längsschnittlichen Designs des Forschungsprojekts bietet sich die Möglichkeit, den genauen Zusammenhang dieser Konstrukte im zeitlichen Verlauf zu betrachten. Auch weitere potentielle Einflussfaktoren von Übergewicht/Adipositas (z.B. Selbstkonzept, Selbstkontrolle, Erleben gewichtsbezogener Hänseleien und kritischer Kommentare, Internalisierung des Gewichtsstigmas) sollen hinsichtlich der Entwicklung und/oder Aufrechterhaltung von Übergewicht/Adipositas untersucht werden. Zudem sollen vor dem Hintergrund, dass nicht alle übergewichtigen/adipösen Kinder psychosoziale Belastungen aufweisen, komplexe Moderator- und Mediationsmodelle geprüft werden.

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Warschburger, Prof. Dr. Elsner & M.Sc. Anna Jendrzyca (Kohorte 2)


Promotionsprojekt 3-5

Intrapersonale Risikofaktoren für Binge Eating im Jugendalte (2011–2014)

Das Projekt verfolgte das Ziel, intrapersonale Faktoren zu erforschen, welche über Umweltfaktoren hinaus zu gestörtem Essverhalten in Form von Essanfällen (Binge Eating) führen können. Zu diesen Faktoren gehören u.a. die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur oder eine eingeschränkte Fähigkeit, Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen. Dabei standen drei Fragestellungen im Fokus: Zuerst wurde untersucht, ob intrapersonale Faktoren nur zu Essanfällen oder auch zu anderen psychischen Symptomen führen können. Eine längsschnittliche Untersuchung ging anschließend der Frage nach, ob sich intrapersonale Risikofaktoren und Essanfälle möglicherweise gegenseitig beeinflussen und somit einen sogenannten Teufelskreis bilden, durch den sich das problematische Essverhalten chronifiziert. Im dritten Teil des Projekts wurde schließlich erforscht, wie verschiedene Risikofaktoren in der Entstehung von Essanfällen zusammenwirken.

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Warschburger & Dipl.-Psych. Marie Sehm (Kohorte 1)


Gestörtes Essverhalten und Geschlecht (2014–2017)

Auffälliges und gestörtes Essverhalten sind insbesondere in der Population junger Frauen, aber auch zunehmend in der Gruppe der jungen Männer verbreitet. Die Pubertät mit den einhergehenden körperlichen Veränderungen stellt dabei eine besondere Risikoperiode für die Entstehung essgestörten Verhaltens dar, in dieser Zeit liegen auch die Erkrankungsgipfel für Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa (Jacobi & de Zwaan, 2011). In der KiGGS-Studie zeigten 29.4% der Mädchen und 14.4% der Jungen zwischen 11 und 17 Jahren auffälliges Essverhalten (Herpertz-Dahlmann et al., 2008). Vollständige klinische Syndrome sind zwar relativ selten, aber der Übergang vom auffälligen Essverhalten zur Essstörung erfolgt meist schleichend mit einer stetigen Zunahme der Restriktion des Essens und der Beschäftigung mit Figur, Gewicht und Essen. Diese Faktoren erhöhen daher das Risiko, an einer Essstörung zu erkranken. Deshalb ist es zunächst wichtig, Risikofaktoren und Entstehungsmodelle dieser Syndrome zu erforschen, um dann im nächsten Schritt effektive präventive Maßnahmen zu entwickeln.

Als einer der einflussreichsten und am besten bestätigten Risikofaktoren für gestörtes Essverhalten bei Frauen gilt Körperunzufriedenheit (Jacobi et al., 2004). Während hierbei bei Mädchen und Frauen besonders die Unzufriedenheit mit Gewicht und Figur im Fokus steht, ist für Jungen und Männer v. a. die Unzufriedenheit mit der Muskelmasse relevant (Mohnke & Warschburger, 2011; Presnell et al., 2004). Als Folgen von Muskelunzufriedenheit wird neben speziellen Diäten zum Muskelaufbau auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Steroiden thematisiert (Cafri et al., 2005).

Da es bisher nur wenige prospektive Studien zu Risikofaktoren für Körperunzufriedenheit gibt (Stice & Whitenton, 2002), liegt dieses Konstrukt im Fokus des Projektes. Im Besonderen soll den unterschiedlichen Aspekten von Körperunzufriedenheit sowie geschlechtsspezifischen Besonderheiten Rechnung getragen werden.

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Warschburger, Prof. Dr. Esser & M.Sc. Svenja Hoffmann (Kohorte 2)