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Foto: Rüdiger Stehn (Kiel, Deutschland - Am Christian-Albrechts-Platz 06), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=135278300

Human-Animal-Studies in Classics: Aisthesis/Aesthetics

02.– 03. Oktober 2026, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel & Universität Potsdam

Call for papers

(for an English version see below)

Die Wahrnehmung und Beurteilung von Schönheit ist ein entscheidendes Charakteristikum von uns Menschen. Ob uns eine Person oder ein Gegenstand gefällt, bestimmt unsere Reaktionen maßgeblich: Wir fühlen uns angezogen oder abgestoßen, wir möchten diesen Gegenstand besitzen oder aber schätzen ihn gering, wir sind stolz auf eine Verbindung mit dieser Person oder schämen uns für sie.

Die Konferenz fragt nach der Rolle, die die Wahrnehmung von (fehlender) Schönheit für Tier-Mensch-Beziehungen in der Antike spielte: Welchen Unterschied machte es, ob eine Spezies oder ein Individuum als schön oder hässlich angesehen wurde? War die Wahrnehmung von Schönheit zwingend mit Respekt und Zuneigung, die von Hässlichkeit hingegen mit Ablehnung und Ekel verbunden? Waren Schönheit und Gefährlichkeit vereinbar, oder galt was gefährlich war automatisch als hässlich?

Welche Schlüsse wurden von äußerlicher Schönheit auf innere Verfasstheit gezogen? Traf auch auf Tiere das Prinzip der καλοκἀγαθία zu? Nach welchen Kriterien wurde tierliche Schönheit beurteilt, und waren diese Kriterien umstritten? Wurden dabei menschliche Standards auf Tiere übertragen oder gab es speziesspezifische Merkmale – wenn ja, wie wurden solche begründet? Gab es Spezies, denen Schönheit grundsätzlich zu- bzw. abgesprochen wurde? Wurden einzelne Spezies hauptsächlich aufgrund ihrer Schönheit geschätzt? Erfuhren als besonders schön wahrgenommene Individuen eine spezielle Behandlung? War tierliche Schönheit Selbstzweck oder schrieb man ihr eine bestimmte Funktion zu?

Welchen Einfluss hatte die Schönheit von Tieren in Verbindung mit einem Ort, einer Person oder einem Gegenstand? Wurde Natur gerade aufgrund der in ihr lebenden Tiere als schön wahrgenommen? Inwieweit dienten Schönheit oder Hässlichkeit von Tieren als Grundlage für Vergleiche, Metaphern, Epitheta?

Uns interessiert auch die andere Perspektive: Welche Fähigkeiten zur Wahrnehmung von Schönheit wurden Tieren zugesprochen? War es denkbar, dass Tiere nach Schönheit (und nach dem Guten) strebten? Bestand die Vorstellung, dass auch Tiere Entscheidungen aufgrund ihrer Aisthesis fällten? Deckten sich ihre Beurteilungen mit der menschlichen Einschätzung oder gestand man Tieren eigene Kriterien zu? Welche Beziehung(en) bestand(en) zwischen einer zugebilligten Begabung zur Aisthesis und weiteren Fähigkeiten?

Die Tagung verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, und wir freuen uns über Beiträge aus verschiedenen Fachgebieten wie der Alten Geschichte, der Klassischen Philologie, der Philosophie, der Religionswissenschaft und der Archäologie, die sich mit der visuellen oder literarischen Darstellung ästhetischer Aspekte von Mensch-Tier-Beziehungen in der Antike auseinandersetzen. Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Eine Veröffentlichung der Beiträge in einem Sammelband ist geplant. Forschende aller Qualifikationsstufen sind eingeladen, uns ihre Vortragsidee in einem Abstract zu unterbreiten. Bitte schicken Sie Ihren Vorschlag (max. 1 A4-Seite) bis zum 12. Dezember 2025 an isleme.sassiemail.uni-kielde und bettina.reeseuni-potsdamde.

Wir sind bemüht, Fördermittel zur (Teil-)Übernahme der (Zug-)Reisekosten der Referierenden einzuwerben.

The perception and assessment of beauty is a defining characteristic of the human species. Whether we like a person or an object significantly affects our reaction: we are either attracted or repelled; we either want to possess the object or despise it; we either feel proud or ashamed of our connection to the person. Our conference explores the role that perceptions of beauty (or the lack of it) played in human-animal-relations in antiquity. What difference did it make whether a species or an individual was considered beautiful or ugly? Was the perception of beauty necessarily associated with respect and affection, while ugliness was associated with rejection and disgust? Were beauty and danger compatible, or was the dangerous automatically considered ugly?

What conclusions were drawn from external beauty about inner character? Did the principle of καλοκἀγαθία also apply to animals? What criteria were used to judge animal beauty, and were these criteria controversial? Were human standards applied to animals, or were there species-specific characteristics – and if so, how were these justified? Were there species that were generally considered beautiful or ugly? Were there species which were mainly valued for their beauty? Did individuals perceived as particularly beautiful receive special treatment? Was beauty an end in itself for animals, or was a specific function attributed to it?

To what extent did the beauty of animals influence a place, a person or an object? Was nature perceived as beautiful precisely because of the animals that lived in it? To what extent did the beauty or ugliness of animals provide the basis for comparisons, metaphors and epithets?

We are also interested in the other perspective: what abilities to perceive beauty were attributed to animals? Was it conceivable that animals strove for beauty (and possibly for the good)? Was there a notion that animals also made decisions based on their aisthesis? Did their judgements coincide with human assessments, or were animals granted their own criteria? What relationship(s) existed between an acknowledged capability for aisthesis and other abilities?

Taking an interdisciplinary approach, we welcome contributions from various fields such as ancient history, classical philology, philosophy, religious studies, and archaeology which focus on the visual or literary representation of aesthetic aspects of human-animal relationships in antiquity. The conference languages are German, English, French and Italian. The publication of the contributions is planned. Researchers at all qualification levels are invited to submit an abstract.

Please send your proposal (max. 1 A4 page) by 12 December 2025 to isleme.sassiemail.uni-kieldeand bettina.reeseuni-potsdamde. We are seeking funds to contribute towards the speakers' (train) travel expenses.


Hier finden Sie den Call for Papers zum Download.


Kontakt

Prof. Dr. Islème Sassi (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
isleme.sassiemail.uni-kielde

 

Dr. Bettina Reese (Universität Potsdam)
bettina.reeseuni-potsdamde