Posttranslationale Proteinmodifikationen (PTPM) stellen ein wichtiges metabolisches Instrument zur Modulation und Regulation von Struktur, Funktion und Aktivität von Proteinen dar. Mittlerweile wurden mehr als 300 verschiedene PTPM beschrieben, wobei Phosphorylierung, Acetylierung, Glykosylierung und Ubiquitinierung zu den bekanntesten Vertretern gehören. Aber auch oxidative PTPM sind von zentraler Bedeutung für die Regulation der Proteinfunktion und des Stoffwechsels. Ihre Analyse stellt einen Schwerpunkt der Arbeitsgruppe dar.
Im Zentrum unserer Untersuchungen steht dabei das homotetramere, viszerale Protein Transthyretin (TTR), das sich aufgrund seiner Struktur (reaktiver Cysteinrest in jeder Untereinheit, nicht-kovalente Bindung der Untereinheiten) und metabolischen Funktion (Biomarker für Ernährungsstatus, Körperzusammensetzung) als hervorragendes Modell zur Untersuchung oxidativer PTPM im Bereich der Ernährungswissenschaft und Medizin präsentiert. Darüber hinaus ermöglicht das relativ niedrige Molekulargewicht der TTR-Untereinheiten (ca. 14 kDa) die Analyse des intakten Proteins und erleichtert so die Berücksichtigung von Protein-Protein- und Protein-Ligand-Wechselwirkungen.
Im Rahmen unserer Arbeit werden dabei Veränderungen der PTPM-Muster des TTR und ihre Bedeutung für Prävention, Prognose und Therapie unter besonderer Berücksichtigung von nephrologischen und endokrinologischen Erkrankungen untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch die Eignung des TTR als Biomarker für pharmakologische Analysen bewertet. Darüber hinaus wird der Einfluss verschiedener PTPM auf die Funktionen des TTR als Transportprotein für Schilddrüsenhormone und Vitamin A sowie der Eigenschaft des TTR als Protease analysiert.
Neben oxidativen PTPM wird in der Arbeitsgruppe auch das diagnostische Potenzial von Protein-Carbamylierung (TTR und Serumalbumin) sowie posttranslationaler Proteinverkürzungen (v.a. Retinol-Bindungsprotein 4) berücksichtigt.
Die Analyse der PTPM erfolgt durch die Kombination verschiedenster Methoden wie Elektrophorese, enzymatischem Verdau, Immunpräzipitation, MALDI-TOF-MS und HPLC.
Literatur