Geschichtliches
Das Institut für Ernährungswissenschaft (IEW) der Universität Potsdam (UP) wurde am 6.7.1994 als Institut der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zusammen mit 15 weiteren Instituten eröffnet. Die Evaluierungskommission des Wissenschaftsrates der Bundesrepublik Deutschland befürwortete die Institutsgründung am traditionsreichen Standort in Potsdam-Rehbrücke, an dem schon seit 1946 weltweit anerkannte Ernährungsforschung betrieben wurde, mit vier Professuren: Lebensmittelchemie, Physiologie und Pathophysiologie der Ernährung, Ernährungstoxikologie, Biochemie der Ernährung. Erster Direktor des Instituts war Jürgen Kroll, der auch gleichzeitig die Professur für Lebensmittelchemie an der Universität Potsdam inne hatte. Zuvor fungierte Kroll als Beauftragter der Universität Potsdam für den Studiengang "Ernährungswissenschaft", der als Diplomstudiengang bereits zum Wintersemester 1992/93 eingerichtet worden war. In die Konzeption und Ausgestaltung des Studiengangs wurden Resultate einer langjährigen Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Ernährungs- und Lebensmittelforschung eingebracht, weil gemeinsam mit der Universität Potsdam berufene Professoren des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), das am gleichen Standort aus dem Zentralinstitut für Ernährung hervorging, in die Lehre eingebunden wurden. Folgende Arbeitsgebiete wurden dadurch abgedeckt: Allgemeine Ernährungslehre und Epidemiologie, Energiestoffwechsel, Ernährungsmedizin, Gastrointestinale Mikroökologie, Molekulare Genetik, Molekulare Toxikologie, Vitaminstoffwechsel. Eine fundierte Ausbildung in naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern sowie die Vermittlung von Kenntnissen in angewandten medizinischen Fragestellungen und von Kompetenzen in einer, auf eine forschende Berufstätigkeit ausgerichteten, laborpraktischen Arbeit stellen die Kerninhalte des Studiengangs dar. Im Zuge der Durchsetzung des "Bologna"-Prozesses wurde auch der Diplomstudiengang "Ernährungs-wissenschaft" an der Universität Potsdam reformiert und ab dem Wintersemester 2005/2006 als modular aufgebauter Bachelor-/Masterstudiengang "Ernährungswissenschaft" fortgesetzt.
Ab Oktober 1996 stehen dem IEW durch Ausbau und Modernisierung Labor- und Büroflächen in dem Maße zur Verfügung, dass die im Gründungsakt vorgesehenen Lehrstuhlbesetzungen zügig voranschreiten konnten: Florian Schweigert (Physiologie und Pathophysiologie der Ernährung, November 1996), Pablo Steinberg (Ernährungstoxikologie, Oktober 1998), Gerhard Püschel (Biochemie der Ernährung, September 1999). Die vorerst letzte Ausbaustufe des IEW wurde erreicht, als weitere Labor- und Büroflächen am gleichen Standort als Praktikums- und Abteilungslabore eingerichtet werden konnten (2007-08).
Das IEW erfuhr im Verlauf seiner Existenz Erweiterungen oder strukturelle Veränderungen. Für das Fachgebiet "Lebensmittelchemie" wurden Neubesetzungen erforderlich. Der Erstinhaber des Lehrstuhls, Jürgen Kroll, leitete den Lehrstuhl bis zu seiner Emeritierung (März 2005). Als Nachfolgerin trat Sabine Kulling die Professur an. Weil sie an das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe als Leiterin des Instituts für Sicherheit und Qualität bei Obst und Gemüse berufen wurde, verließ Kulling zum 1.12. 2009 die Universität Potsdam wieder. Die daraufhin veranlasste Lehrstuhlvertretung bis zur Wiederbesetzung des Lehrstuhls übernahm Harshadrai Rawel. Er hatte die kommissarische Leitung vier Jahre lang inne. Ab 1.10.2013 ist Tanja Schwerdtle Inhaberin des Lehrstuhls.
Das Fachgebiet "Ernährungstoxikologie" wurde ebenfalls neu besetzt, nachdem der Lehrstuhlinhaber, Pablo Steinberg, einen Ruf als Leiter des Instituts für Lebensmitteltoxikologie und chemische Analytik der Tierärztlichen Hochschule Hannover ab April 2008 angenommen hatte. Mit Wirkung vom 1.10.2009 wird dieser Lehrstuhl an der Universität Potsdam durch Burkhard Kleuser vertreten. Zusätzliche Professuren erweiterten die Lehr- und Ausbildungsmöglichkeiten am IEW. Von April 2010 bis März 2015 wurde die "Experimentelle Ernährungsmedizin" als Stiftungsprofessur geführt und durch Berthold Hocher geleitet. Für das Fachgebiet "Lebensmittelchemische Analytik sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe" wurde eine Juniorprofessur eingerichtet und mit Susanne Baldermann besetzt (ab 2012). Eine außerplanmäßige Professur erhielten Harshadrai M. Rawel (2010) für das Fachgebiet "Instrumentelle Analytik in der Ernährungswissenschaft" und Jens Raila (2015) für das Fachgebiet "Tierschutz und Stoffwechselphysiologie".