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Unterwegs auf Bali – Tag 8: Deepdive in Balis sprachliche Vielfalt

Potsdamer Studierende zum Field-Trip in Indonesien

Die zweite Woche unserer Reise beginnt mit einem sehr heißen und feuchten Tag. Voller Tatendrang geht es dennoch zu einem weiteren Treffen in der Udayana-Universität in Denpasar. Wir knüpfen an das Treffen von Freitag an und kommen in einen sehr spannenden Austausch mit Prof. Dr. Ni Luh Sutjiati Beratha und drei Studierenden. Gemeinsam sprechen wir über die sprachliche Situation auf Bali auf unterschiedlichen Ebenen: Wir diskutieren gesellschaftliche und sprachpolitische Fragen ebenso wie linguistische Strukturen, Varietäten und Besonderheiten der lokalen Sprachen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Status und der Rolle der einzelnen Sprachen auf der Insel.

Pünktlich um 10 Uhr erheben wir uns, als – wie jeden Morgen auf dem Campus – die indonesische Nationalhymne erklingt. Im Anschluss werden über Lautsprecher die zentralen Grundsätze des Landes verlesen, darunter auch, dass Bahasa Indonesia (Indonesisch) laut Artikel 36 der Verfassung von 1945 die offizielle Staats- und Amtssprache ist.

Anschließend diskutieren wir weiter über die Mehrsprachigkeit der balinesischen Bevölkerung: Die meisten Menschen auf der Insel wachsen mit einer lokalen Erstsprache (z.B. Balinesisch) auf. Spätestens in der Schule kommt Bahasa Indonesia hinzu, außerdem Englisch als Fremdsprache. Indonesisch wird in formellen und offiziellen Kontexten verwendet – etwa im Unterricht, bei Behörden oder vor Gericht. Balinesisch wird hier zur Alltagskommunikation gebraucht, sowohl schriftlich als auch mündlich. Da die Sprecher:innen häufig beide Sprachen beherrschen, kommt es auch zu Mischungen, zu sogenanntem code mixing oder codeswitching.

Ähnlich wie dem Bahasa Indonesia die formellen Kontexte vorbehalten sind, wird in religiösen Situationen ausschließlich Balinesisch verwendet. Bei Zeremonien und Feiertagen soll ausdrücklich nur Bahasa Bali gesprochen werden. Hinzu kommt das besondere Ebenensystem der Sprache – für Konversationen mit Priestern oder Reden bei religiösen Anlässen gibt es eine sprachliche Ebene, die sich im Wortschatz stark von der alltäglichen unterscheidet.

Trotz der Dominanz des Indonesischen in offiziellen Kontexten sehen die Studierenden und Prof. Dr. Ni Luh Sutjiati Beratha das Balinesische nicht als bedroht. Im Gegenteil – sie betonen das Potenzial zur Erhaltung, das aus der engen Verbindung von Sprache und religiöser Praxis erwächst.

Zum Abschluss unseres Austauschs bekommen wir – bei sengender Hitze – noch eine kleine Führung im Udayana Language Center und erfahren etwas mehr über den studentischen Alltag hier auf Bali.

Nach einer Pause geht es für einige Studierende noch weiter zum praktischen Ausprobieren der besprochenen Themen – in einem Crashkurs Indonesisch. Innerhalb von zwei Stunden lernen wir uns vorzustellen, Anredeformen zu sprechen, erste einfache Sätze zu bilden und Bestellungen im Restaurant aufzugeben. Dank des einfachen grammatischen Aufbaus der Sprache und der Verwendung des lateinischen Alphabets können wir das Gelernte auf den Motorradtaxis und an den Straßenständen sofort anwenden.

Ein gelungener Tag voller neuer Eindrücke – theoretisch, praktisch und interkulturell. Sampai besok! – Bis morgen!

 

Zu allen bisher veröffentlichten Reisetagebüchern:
https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebuecher