Der Markt spiegelt die mehrsprachige Situation wider, die sich auf Bali durch Kolonialgeschichte, Migrationsbewegungen, aber auch durch den starken Tourismussektor zeigt. Bahasa Indonesisch ist die offizielle Landessprache, die auf der malaiischen Sprache beruht. Sie wird für die offizielle Kommunikation, in Schulen und Medien genutzt. Nach Ende der jahrhundertelangen Kolonialgeschichte wurde sie im Rahmen von Nationsbildungsprozessen als verbindendes Element standardisiert, um die Tausenden Inseln mit ihren vielfältigen Identitäten, Sprachen und Religionen zu vereinen. Bahasa Indonesisch basiert auf der lateinischen Schrift und verfügt über zahlreiche Lehnwörter wie Helm, Stempel oder Apel aus dem Niederländischen, die auf die Kolonialzeit zurückgehen.
Die Mehrheit der indonesischen Bevölkerung spricht daneben eine eigene ethnische Sprache, wobei auf der Insel Bali Balinesisch vorherrschend ist. Während Bahasa Indonesisch von rund 97 Prozent der Gesamtbevölkerung kompetent als Zweit- oder Erstsprache genutzt wird, wird Balinesisch auf Bali, Nusa Penida und Lombok nur von etwa 2,1 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Insgesamt gibt es in Indonesien über 700 Sprachen, was die Vielfalt der ethnischen Gruppen des Inselstaates widerspiegeln. Besonders beeindruckend ist für uns als Linguist:innen die Organisation der Sprache in drei Ebenen, die aus dem früheren Kastenwesen auf Bali hervorgehen. Je nachdem, welcher sozialen Stellung der Gesprächspartner angehört, wird in Hoch-, Mittel- oder Niederbalinesisch gesprochen.
Die balinesische Schrift ist ebenso schwung- wie eindrucksvoll und basiert auf dem indischen Devanagari-Alphabet. Sie wird stark mit der hinduistischen Religion verbunden, die auf Bali vorherrscht. Auch wenn im Alltag häufig das lateinische Alphabet verwendet wird, trägt die traditionelle Schrift eine religiöse und kulturelle Bedeutung, die das lokale Kulturerbe reflektiert.
Besonders in den touristischen Zentren wie Seminyak fällt die dominante Stellung der englischen Sprache auf, die den Bedürfnissen des Tourismus gerecht wird und das internationale Umfeld zeigt. Sie ist die bekannteste Drittsprache des Landes.
Beschilderungen des Badung-Marktes in Bahasa Indonesia, Balinesisch und Englisch dokumentiert eine linguistic landscape (Forschungsdisziplin, die sprachliche Phänomene im öffentlichen Raum untersucht), die sich dem dynamischen kulturellen Kontext anpasst. Die sprachliche Vielfalt schafft dabei ein Umfeld, das durch den Gebrauch der balinesischen Schrift den Ansprüchen des lokalen Spracherhalts gerecht wird, zugleich aber durch den Einsatz des Englischen Zugänglichkeit für internationale Tourist:innen ermöglicht.
Nachdem wir bei Marktverhandlungen und Obstkäufen sowie beim Erkunden von Gewürzen zahlreich Erkenntnisse und Daten für unsere jeweiligen Feldforschungen gesammelt haben, entkommen wir der Hektik und dem Trubel und besuchen die Reisfelder in Sanur. Dabei handelt es sich um einen ruhigen und abgelegenen Stadtteil von Denpasar, und einmal angekommen, können wir kaum glauben, dass wir nur wenige Kilometer vom Markt entfernt sind. Zwischen den Reisfeldern lässt sich das traditionelle agrarische Leben der balinesischen Bevölkerung beobachten, auch wenn der Massentourismus durch Gästehäuser und Restaurants auch hier spürbar ist.
Die balinesische Sprache spiegelt die hiesigen Lebensrealitäten wider, in denen Reis eine kulturell bedeutende Rolle spielt. So gibt es mehrere Wörter für Reis – je nachdem, in welchem Zustand (auf dem Feld, ungekocht, zubereitet usw.) er sich befindet.
Von Sanur aus lassen wir uns treiben und enden am Sanur Beach. Dort genießen wir ein Eis und lassen die Eindrücke des Tages Revue passieren. Interessante Gespräche über die sprachliche Situation im Land führen zur Entwicklung von Forschungsfragen, die in eigenen Projekten im Laufe des Field Trips weiterverfolgt werden.
Am Abend finden sich alle Teilnehmenden im Hotel ein und tauschen sich über die Erfahrungen aus, die sie im Rahmen ihrer Erkundungen machen konnten, besprechen aufgekommene Fragen und planen den weiteren Verlauf der Reise.
Zu allen bisher veröffentlichten Reisetagebüchern:
https://www.uni-potsdam.de/de/up-entdecken/upaktuell/up-unterwegs-reisetagebuecher
Unterwegs auf Bali – Tag 2: Sprachliche Diversität zwischen lokalen Märkten und Reisfeldern
Potsdamer Studierende zum Field-Trip in Indonesien
Der zweite Tag des Field Trips beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück im Hotel. Nach der morgendlichen Stärkung brechen einige Teilnehmende gemeinsam auf, um den größten Markt Balis zu besichtigen und erste Beobachtungen zur sprachlichen Situation machen zu können. Der Badung-Markt ist deutlich untouristischer als klassische Ausflugsziele auf der Insel und umfasst mehrere Etagen, auf denen rund um die Uhr lokale Früchte, Gemüse, Fisch und Fleisch, Haushaltsgüter, Nüsse und Gewürze, aber auch Textilwaren und Handwerksgüter gehandelt werden.