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5. Oktober | Sagunt

Das Programm am fünften Tag der Exkursion begann bei bestem spanischem Wetter an einem ausgetrockneten Flussbett in Sagunt, in dem sich noch heute die Reste einer einstigen römischen Brücke erkennen lassen. In einem kurzen Vortrag legte Herr Dr. Faber die Grundzüge der antiken Geschichte der Stadt dar und wies insbesondere auf die große Rolle Sagunts beim Ausbruch des Zweiten Punischen Kriegs (218 – 201 v. Chr.) hin, als die Stadt durch Hannibal belagert und erobert wurde. Im Anschluss besichtigte die Gruppe die Mauerreste des antiken Zirkus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., der sich auf Grund seines schlechten Erhaltungszustandes nur schwer rekonstruieren lässt und ein Fassungsvermögen von 15.000–20.000 Zuschauerplätzen gehabt haben dürfte. Die historische Bedeutung dieses Bauwerkes liegt allerdings nicht in dessen Größe, sondern vielmehr in der mit der Errichtung verbundenen Intention der Bevölkerung. Der Zirkus ist demnach als Demonstration des römischen Bürgerstolzes der Stadt anzusehen. Der sich daran anschließende Besuch im Museum Scaenicum Graecolatinum vermittelte einen sehr anschaulichen Einblick in die antike Theaterwelt und ergänzte das im Studium vermittelte Wissen über antike Theaterinszenierungen um Eindrücke von rekonstruierten Bühnenbildern, Kostümen und Masken.

Den nächsten Programmpunkt bildete die Besteigung des örtlichen Burgberges und die Besichtigung der dortigen Burg. Nach einem Rundgang durch die umfangreiche Inschriftensammlung, der gleichzeitig eine Wiederholung der im Studium erlernten Kenntnisse über die Merkmale verschiedenartiger lateinischer Inschriften bildete und mit mehrsprachigen Inschriften auch Besonderheiten zu bieten hatte, besichtige die Gruppe das weitläufige Areal dieser über 2.000 Jahre alten Stätte.

Mittags lieferte ein Besuch im Museum Via del Pòrtic ein sehr eindrucksvolles Bild von der Beschaffenheit antiker Straßenzüge. Durch diese von einer Ausstellung umrahmte Ausgrabungsstätte führte uns Prof. Dr. Pedro Barceló, Emeritus der Potsdamer Professur für die Geschichte des Altertums – ein ausgewiesener Experte für die punisch-römische Geschichte der Iberischen Halbinsel, der ursprünglich aus der Region kommt – und referierte über die Geschichte Sagunts, das bedeutende kulturelle Erbe der Stadt und die vielfältigen im Laufe der Zeiten hier ansässigen Kulturen. Professor Barceló erklärte, dass es sich bei dem in diesem Museum gezeigten Straßenzug um eine mit Wohnhäusern überbaute Nekropole handelt, die bis mindestens ins 3. Jahrhundert n. Chr. existierte. Zudem legte er dar, welche Rückschlüsse sich aus den archäologischen Objekten vor Ort über das Leben und den Alltag durch beispielsweise Wasserohre und die Spuren von Pferdewagen hier schließen lassen. Zusammen mit Pedro Barceló war hier unser „Reiseführer“ auch Prof. Dr. Juan José Ferrer Maestro, Emeritus der Alten Geschichte an der Universitat Jaume I in Castellón – der mit Pedro Barceló schon seit der Kindheit befreundet ist. Die Kontakte zwischen Potsdam und Castellón gehen viel weiter zurück als der Eintritt der Universitat Jaume I in die Hochschulallianz EDUC!

Im Anschluss an die Mittagspause, die Gelegenheit zum Rekapitulieren des informativen Vormittags bot, stand die Besichtigung des römischen Theaters auf dem Programm, das durch seine Größe und seine aufschlussreiche Rekonstruktion beeindruckt. Und auch der Besuch im stadtgeschichtlichen Museum von Sagunt erwies sich als sehr interessant. Hier konnte die Gruppe erneut lateinische Inschriften, vielfältige Votivstatuetten, Amphoren und Fundstücke von antiken Alltagsgegenständen, wie Spielwürfel und Öllampen bestaunen. Lohnenswert war auch die Betrachtung eines detaillierten Modells des zuvor besichtigten Theaters, um einen tieferen Einblick in das Bauwerk zu bekommen. Mit dem Besuch des Museums endete das Programm in Sagunt und die Gruppe setzte ihre Reise mit der Weiterfahrt nach Valencia fort. Dort angekommen, bezogen wir die Unterkunft und ließen den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen in der Altstadt von Valencia ausklingen.

Richard Schiffner und Tom Dera