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Kursgestaltung

Bestandteile eines COIL-Projektes

Phasen eines COIL-Moduls
Foto: based on SUNY COIL
Phasen eines COIL-Moduls

Effektive COIL-Kooperationen folgen einem anerkannten Ablauf durch bestimmte Phasen. Ob kurzfristige Pre-COIL Szenarien oder längerfristige Kooperationen im Full-COIL Format, alle vier Phasen bzw. Kernaktivitäten sollten Bestandteil der Kooperation sein, auch wenn sie individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein werden.

(I) Die Phase der Teambildung umfasst Einführungen und Kennenlernspiele sowie Diskussionen und Aktivitäten, die den Studierenden helfen sollen, sich miteinander bekannt zu machen und sich bei der Zusammenarbeit über das Internet und über Kulturen hinweg wohlzufühlen.

(II) Die nächste Phase umfasst vergleichende Diskussionen und die Organisation des Projekts, an dem die Studierendenteams arbeiten werden. Diese Phase bereitet die Studierenden auf eine effektive gemeinschaftliche Projektarbeit vor.

(III) Die Projektphase konzentriert sich auf die Hauptaktivität der Zusammenarbeit. In dieser Phase wenden die Studierenden ihr Wissen an, stellen gemeinsam etwas her oder führen inhaltliche Diskussionen über das Thema der Zusammenarbeit.

(IV) Die abschließende Phase umfasst die Präsentation der abgeschlossenen Arbeit (in einem von den zusammenarbeitenden Lehrenden vereinbarten Format), die Reflexion sowohl über den Inhalt des Moduls als auch über die interkulturellen Aspekte der Zusammenarbeit und den Abschluss.

(SUNY COIL Homepage “What is COIL?”)

Phasen eines COIL-Moduls
Foto: based on SUNY COIL
Phasen eines COIL-Moduls

Gemeinsame Themen und Lernziele definieren

Viele Kooperationen erfolgen in der Form, dass an den beteiligten Hochschulen separate Kurse mit je unterschiedlichen Themen und Schwerpunkten stattfinden, in die eine COIL-Phase integriert ist. Für die thematische Gestaltung der COIL-Phase können folgende Fragen hilfreich sein:

Gibt es in Ihrem Kurs Themen, Inhalte oder Bestandteile, die im Rahmen gemeinsamer Diskussionen und Lernaktivitäten mit Studierenden an anderen Orten bereichert oder weiterentwickelt werden könnten?

Würde die Einbeziehung verschiedener kultureller und fachlicher Perspektiven in Ihren Kurs das Verständnis der Studierenden für die Kursinhalte fördern?

Sind internationaler und interkultureller Austausch eine wertvolle Ergänzung, wenn die Fachkompetenzen ausschließlich in Ihrem Kurs entwickelt werden sollen? Kann das COIL-Szenario dementsprechend auf diesen Austausch fokussieren?

Beschreiben Sie und Ihr:e Partner:in ihre Ideen, welche fachlichen und/oder interkulturellen Kompetenzen das COIL-Szenario fördern könnte, tauschen und diskutieren Sie diese miteinander.

Der erste Schritt der konkreten Kursplanung sollte dann die Festlegung der Lernziele sein, die durch die Kooperationsphase und die damit verbundenen Aktivitäten erreicht werden sollen. Tauschen Sie sich untereinander über Ihre Vorstellungen aus, was erreichbar ist. Zur Formulierung kann die Verwendung bekannter Lernzieltaxonomien (z.B. Bloom, Anderson/Krathwohl) sehr hilfreich sein.

Lernziele sind kurz und bündig sowie handlungsorientiert (unter Verwendung konkreter Verben) formuliert. Sie lassen sich umsetzen und ihre Erreichung lässt sich prüfen oder messen.

Konkret definierte Lernziele helfen Lehrenden und Studierenden: Lernaktivitäten, Methoden und Prüfungsformen können durch die Lehrenden passend entwickelt und aufeinander abgestimmt werden. Studierende erkennen durch transparent gemachte Lernziele, was von Ihnen erwartet wird und was sie im Kurs lernen können.

Steckbrief: Learning-Outcomes ‚lupenrein‘ formulieren (Wunderlich, A., Szczyrba, B. 2016)


Form der Leistungsbewertung

Abhängig von Umfang und Integration der COIL-Kooperation in die Kurse der beteiligten Partner:innen und der definierten Lernziele gestaltet sich die Leistungsbewertung. Sehr oft differieren zwischen den Kursen die zu erbringenden Leistungen und die Bewertungen in ihrem Format bzw. den angesetzten Maßstäben und institutionellen Vorgaben. Daher bleibt die Erbringung von Prüfungsleistungen häufig weiterhin Bestandteil der jeweiligen Kurse und verbleibt außerhalb des COIL-Szenarios in der Verantwortung der einzelnen Lehrenden.

Inwieweit aber die gemeinsamen Aktivitäten überprüft, bewertet (i.S.v. Feedback) und ob und wie die interkulturellen Bestandteile gemeinsam oder getrennt bewertet werden sollen, ist zwischen den beteiligten Partner:innen zu klären. Folgende Fragen (vgl. SUNY COIL Guide 2016:15) geben Ihnen gegenseitig Aufschluss über die bisherigen Praktiken und Vorstellungen:

Wie erfolgt normalerweise die Bewertung der Studierenden in Ihrem Kurs? Möchten Sie die gleichen Methoden/Werkzeuge für die kollaborative Komponente verwenden?

Verwenden Sie üblicherweise Rubriken (d. h. festgelegte Kriterien) bei der Bewertung der Studierenden? Möchten Sie gemeinsame Rubriken mit Ihrem Partner festlegen?

Wird es - wenn geplant - eine gemeinsame Benotungsskala geben oder wird jeder Dozent seine eigenen Studenten separat benoten?

Wie werden Sie mit der Anwesenheit der Studierenden im Modul oder Kurs umgehen? Wie wird die Online-Teilnahme bewertet?

Planen Sie die Verwendung von Bewertungen vor und/oder nach dem Kurs? Haben Sie überlegt, welche Art von Fragen Sie stellen könnten?

Haben Sie sich überlegt, wie Sie das interkulturelle Lernen, das möglicherweise stattfindet, bewerten können? Wenn ja, welche Instrumente oder Methoden könnten Sie verwenden?

Wenn Sie gemeinsam festgelegt haben, welche Aktivitäten und erbrachten Leistungen der Gegenstand von Feedback- oder Bewertungsprozessen werden sollen, machen sie dies sowie die zugrunde gelegten Bewertungsmaßstäbe nicht nur den Studierenden in Ihrem eigenen Kurs transparent. Geben Sie gemeinsam mit ihrem:ihrer Partner:in etwaig unterschiedliche Vorgehensweisen auch der Gesamtgruppe bekannt.


Lernaktivitäten entwerfen - Lernprozesse unterstützen

Dreh- und Angelpunkt von COIL-Kursen sind die Aktivitäten der Studierenden, die nicht nur auf die für das Format zentrale kollaborative Arbeit an Projekten abzielen, sondern von Beginn an im Kurs eine tragende Rolle spielen. Bereits in der Einführungsphase werden grundlegende Voraussetzungen für eine die spätere Zusammenarbeit zwischen Studierenden geschaffen. Offenheit, ein vertrauensvolles Gruppenklima oder die gegenseitige Kenntnis kultureller Verständnisse und Hintergründe sind wichtig für eine erfolgreiche Kooperation. Diese Voraussetzungen können durch gemeinsame Aktivitäten gefördert werden.

Das Kennenlernen der Partner:innen kann neben der Orientierung auf das Persönliche in einem weiteren Schritt auch durch fachlich-thematische Aspekte bereichert werden. In ersten vergleichenden Aktivitäten (z.B. Diskussionen) werden inhaltliche Grundlagen für die spätere Projektarbeit gelegt und die vorhandene Perspektivenvielfalt sichtbar gemacht. Im Zentrum eines COIL-Kurses steht dann die kollaborative Arbeit in gemischten Studierendengruppen, der Austausch zwischen den Lernenden und die Erschaffung von Lernprodukten. Hier geht es um sinnstiftende und - je nach COIL-Format - mehr oder minder komplexe Aufgabenstellungen, die eine Entwicklung fachlicher, interkultureller und/oder sozialer Kompetenzen unterstützen.

Einige zu klärende Fragen (CEHD COIL Workbook, 2016:15) zur Aktivitätserstellung wie auch zur Rahmung während der Durchführung des COIL-Kurses finden sie hier:

Wie werden sich die Studierenden vorstellen und kennenlernen?

Was könnten Sie als eine Art Eisbrecher die Studierenden sich gegenseitig mitteilen lassen? (z. B. Name, Alter, Lieblingsessen, Musik, Sport, Hobbys)?

Wann und in welchem Modus sollen Aktivitäten und die Kommunikation stattfinden? Synchron, asynchron oder gemischt?

Wann, wo und wie werden die Studierenden zusammenarbeiten?

Welche Themen sind geeignet, um kulturell und fachlich vergleichende Diskussionen und Aktivitäten zwischen den beteiligten Studierendengruppen zu ermöglichen?

Welche Fotos, Videos oder anderen kursbezogenen Artefakte können die Studierenden austauschen und kulturübergreifend diskutieren?

An welchen (Teil-)Projekten zum Kursthema können die gemischte Studierendengruppen gemeinsam arbeiten?

Wie wollen Sie den Austausch von Erfahrungen und die Reflexion der Zusammenarbeit in den Projekten und des gesamten COIL-Kooperation unter den Studierenden gestalten? (in getrennten Gruppen, in der Gesamtgruppe; mündlich, schriftlich, im Abschlussmeeting, nach Beendigung der COIL-Phase)

Welche Strategien werden Sie anwenden, um Ihren Studierenden zu helfen, die Aktivitäten durchführen und die Lernziele innerhalb der bestehenden Einschränkungen erreichen zu können? (z. B. Zeitzonen, Sprache, Technologie usw.)

Die letzte Frage spricht den wichtigen Punkt der Unterstützung und Begleitung von Lernprozessen an, die für die Studierenden oftmals in einem zunächst ungewohnten Rahmen stattfinden. Fehlenden Erfahrungen und etwaigen Unsicherheiten hinsichtlich internationaler und interkultureller Lernkontexte sollte in einer Vorbereitungsphase in den jeweiligen Kursen vor Beginn der COIL-Kooperation entgegengewirkt werden. Durch Information über die Ziele, Themen, Inhalte und Erwartungen sowie über die Besonderheit des Austauschs in internationalen Szenarien lassen sich etwaige Hürden für die Zusammenarbeit abbauen.

Planen Sie zudem Ihre Aktivitäten so, dass Sie einerseits einen niedrigschwelligen Einstieg in den gegenseitigen Austausch bieten (Kennenlernen, Eisbrecher, einfache Diskussionsthemen) bevor die Studierenden in gemischten Gruppen anspruchsvolle und herausfordernde Arbeitsaufträge angehen. Gestalten Sie nach Möglichkeit die verschiedenen Aktivitäten aber auch so, dass Sie sich als Lehrende aus Begleitung und Support nach und nach zurückziehen können. Durch eine gute Vorbereitungs- und Kennenlernphase, die Begleitung erster vergleichender Diskussionen sowie insbesondere die Zuverfügungstellung von Hilfsmaterialien zu den Aktivitäten werden Sie ihre Studierenden schrittweise in die Lage versetzen, selbstorganisiert und eigenverantwortlich miteinander in Kooperation zu treten.


Auswahl der technischen Hilfsmittel für die Zusammenarbeit

Die Entscheidung über Tools und Anwendungen für Information, Kommunikation, Materialdistribution und kollaborative Aktivitäten ist eine weitere gemeinsam zu bearbeitende Kernaufgabe für Sie und ihren:ihre Partner:in. Die Passung zu Lernzielen und den damit verbundenen Lernaktivitäten beeinflusst die Effektivität und den Erfolg von Lern- und Arbeitsprozessen.

Eine Herausforderung besteht darin, einen Kompromiss zu finden zwischen - beiden Seiten bekannten - oder zumindest leicht zugänglichen Online-Tools, einfacher Bedienbarkeit und funktionalem Nutzen zu finden. Alle Partner:innen sollten einander die von ihnen in der Lehre genutzten Tools und ihre Erfahrungen vorstellen, um in der gemeinsamen Diskussion Vorteile und Nutzen abschätzen zu können. Bedenken Sie dabei, dass nach eigenen Präferenzen ausgewählte Werkzeuge immer auch Auswirkungen auf die Arbeit aller Beteiligten hat. Manchmal sind ein Kompromiss und die Entscheidung für ein nicht perfektes, aber von allen einfach zu benutzendes Tool die beste Lösung.

Für den Entscheidungsprozess geben folgende Fragen (CEHD COIL Workbook, 2016:20 ff.) einen ersten Rahmen:

Welche Tools und Hilfsmittel verwenden Sie täglich in der Lehre und darüber hinaus? Warum, wann und wie setzen sie diese ein?

Welche Funktionen benötigen Sie in jedem Fall für Ihr COIL-Szenario, welche wären schön, jedoch verzichtbar? Können alle Lehrenden und Studierenden in gleichem Maße mitwirken?

Unterstützen die Tools verschiedene Sprachen oder zumindest Englisch als Lingua Franca? Sind sie kostenfrei zugänglich oder verfügen Sie über finanzielle Mittel für Lizenzen?

Sind die Anwendungen leicht zugänglich, verständlich und benutzerfreundlich in ihrer Anwendung? Wie steht es um den Schutz persönlicher Daten bei der Nutzung hochschulexterner Tools?

Welche spezifischen Vorteile und welche Nachteile bringen die Tools hinsichtlich der Aktivitäten und Lernziele mit?

Verfügen alle Partner:innen über einen Support durch eine mediendidaktische oder technische Einrichtung an ihrer Hochschule? Kann dieser Support im Zweifelsfall durch eine der beteiligten Hochschulen übernommen werden?

Wenn Sie und Ihre Partner:innen bestimmte Werkzeuge in die engere Auswahl genommen haben bzw. die Wahl getroffen wurde, sind weitere konkrete Fragen zu Einsatz und Durchführung zu klären:

Wie gut kennen Sie sich mit diesen Tools aus?

Welches Maß an technologischer Schulung/Unterstützung wird den Studierenden zur Verfügung stehen? Welche:r Partner:in wird für die Schulung und Unterstützung der Studierenden sorgen?

Wie werden die Studierenden auf den Online-Teil des Kurses zugreifen? Welche(s) Gerät(e) werden sie verwenden?

Welche Art von Internetzugang haben die Studierenden (z. B. Breitband, Einwahl, WiFi)? Ist ihr Internetzugang verlässlich?

Müssen die Studierenden für die Datennutzung im Internet bezahlen?

Wenn Sie planen, Audio- und Videodateien zu verwenden, was können Sie tun, um sicherzustellen, dass die Studierenden auf beide Dateitypen zugreifen und sie abspielen können?

Wie wollen Sie testen, ob die Studierenden in der Lage sind, die Technologie erfolgreich zu nutzen und den Kurs zu besuchen?

Welche Art von Unterstützungsmaterial werden die Studierenden an beiden Standorten benötigen (z. B. technische Unterstützung, Orientierung usw.)?

Weiterführende Informationen zu Werkzeuggruppen und ihren Einsatzbereichen finden Sie auf der Seite: Methoden und Tools