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PotsBlitz! Wie lief das digitale Semester? – Eine Blitzumfrage des Zentrums für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium gibt Aufschluss

Foto: Sophia Pakzad
Foto: Alexandra Richter
Foto: Regina Schuller
Photo : Sophia Pakzad
Photo : Alexandra Richter
Photo : Regina Schuller
„Dank Onlinelehre können wir nun selbst entscheiden, wo wir an Seminaren teilnehmen. Wieso nicht draußen in der Natur?“, dachte sich Regina Schuller und wählte einen beschaulichen Ort auf dem Wasser, um mit anderen Studierenden Lehrinhalte zu diskutieren und im Online-Plenum über einen gelesenen Text zu sprechen. Impressionen davon reichte sie bei einem Fotowettbewerb ein, den das Team von eLiS (E-Learning in Studienbereichen) ausgerufen hatte, um das unfreiwillige Studieren im Homeoffice während des digitalen Sommersemesters im Bild festzuhalten und so – gemeinsam einsam – wieder etwas enger zusammenzurücken. Nicht immer und überall ging es so idyllisch zu wie an Reginas schwimmendem Arbeitsplatz. Während die einen mit der Technik oder einer schwankenden Internetverbindung zu kämpfen hatten, mussten andere nebenbei Kinder betreuen oder Probleme der Isolation überwinden.

Das Zentrum für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ) wollte es genauer wissen und startete im Frühsommer eine PotsBlitz-Umfrage zur „Online-Lehre 2020“. Ziel war es, empirische Daten zu erhalten, auf deren Basis sich die aktuellen Umstellungen einschätzen und die digitalen Lehr- und Lernangebote an der Universität weiterentwickeln lassen.

Ein erstes Fazit ergab, dass Studierende wie Lehrende den außergewöhnlichen Universitätsalltag der Situation entsprechend gut bewältigen. Die kurzfristige Umstellung von der Präsenz- auf die Online-Lehre wurde als eine die gesamte Universität betreffende Herausforderung erlebt. Und es gab viel Lob für die gelungene Umsetzung. 72 Prozent der Lehrenden und 57 Prozent der Studierenden äußerten, mit der Online-Lehre gut zurechtzukommen, auch wenn die Präsenzlehre damit nicht zu ersetzen sei. „Vielen fehlte der persönliche Austausch. Der Mangel an sozialen Kontakten erschwerte das Studieren“, sagt Thi Nguyen vom ZfQ und empfiehlt, in einem Online-Setting vermehrt digitale Möglichkeiten zum Austausch der Studierenden zu schaffen. So könnte ihnen der Zoom-Raum während und nach der Sitzung für Diskussionen und Teamarbeit zur Verfügung gestellt werden. Auch ließen sich gezielt „Icebreaker“ einsetzen, um die Kontakte untereinander zu erleichtern.

Für viele ist die Umstellung auf die Online-Lehre mit erhöhter Unsicherheit verbunden, vor allem was die Prüfungen betrifft. „Studierende legen hier großen Wert auf Transparenz“, betont Thi Nguyen. Die erforderlichen (Online-)Prüfungsmodalitäten sollten daher möglichst frühzeitig definiert und kommuniziert werden. Zudem würde mehr direktes und versetztes Feedback den Studierenden helfen, sich aktiv einzubringen und  den eigenen Lern- und Leistungsstand einzuschätzen.

Und wie sieht es mit der Arbeitslast aus? Für die Mehrheit der Universitätsangehörigen ist sie im Vergleich zum regulären Semester gestiegen. Diesen Eindruck bestätigten auch die Teilnehmenden eines Workshops, den das ZfQ nach der PotsBlitz-Umfrage organisiert hatte. Die Kommunikation der Studierenden untereinander und mit den Lehrenden koste viel Zeit und sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden, so das Fazit. Vorgeschlagen wird, die Selbstorganisation der Studierenden zu fördern oder die Tagesstruktur des Unialltags beizubehalten.

Das ZfQ rät, den Studierenden bei der Erfüllung von Aufgaben mehr Zeit zu gewähren, mit klaren „Ankern“ und zeitlichen Orientierungspunkten. Zudem ließen sich formative Evaluationsinstrumente wie Feedback.UP einsetzen, damit auch die Lehrenden eine Rückmeldung zu ihren Lehrmethoden erhalten. Im kommenden Wintersemester könnten Entlastungseffekte durch Synergien bei der Lehre oder durch das Sofortprogramm #digitaleLehreBB des Landes Brandenburg eintreten. Auch das muss  weiter im Auge behalten werden, so das ZfQ. Viele Lehrende wünschen sich in jedem Fall mehr Unterstützung bei der Konzeption der Online-Lehre. Welche technischen Tools sind sinnvoll? Können sie bereits genutzt werden? Wie lässt sich der Organisationsaufwand verringern?  Unterstützende Angebote des ZfQ-Bereichs „Lehre und Medien“ setzen bei den Lehr-Erfahrungen aus dem Sommersemester an und berücksichtigen dabei auch die in der Befragung angesprochenen Themen.

 „Generell bestehen noch Unsicherheiten in der Kommunikation und Ausgestaltung des Miteinanders in der virtuellen Welt“, haben Thi Nguyen und ihre Kollegen festgestellt. Die offenen Antworten in der Befragung geben Einblick in die Probleme, die von schlechter Erreichbarkeit bis zur Anonymität in Webkonferenzen reichen. Hier können klare und transparente Leitlinien Abhilfe schaffen, an denen das Verhalten ausgerichtet wird und auf die sich alle Beteiligten verlassen können, so das ZfQ. Wichtig sei, diese gemeinsam zu definieren, sie transparent zu machen und als verbindlich anzuerkennen. Die Humanwissenschaftliche Fakultät hat die Ergebnisse und Ableitungen der PotsBlitz-Umfrage zum Anlass genommen, konkrete Handlungsempfehlungen für die Lehrenden zusammenzustellen. Auch alle anderen Fakultäten und die Hochschulleitung fanden die Erhebung sehr hilfreich, um die Situation als Ganze einschätzen zu können und repräsentative Daten für die nächsten Entscheidungen und Entwicklungen zu haben. „Zuvor gab es nur einzelne Stimmen und Rückmeldungen“, sagt Thi Nguyen. Die Umfrage habe nun erstmals eine breite Perspektive eröffnet.

Übrigens sind aus den rund 150 Bildern, die beim eLiS-Fotowettbewerb eingereicht wurden,  inzwischen die Gewinnerfotos ausgewählt worden. Unter den Siegermotiven ist Sophia in einem Berg Papier, der bleibt, Corona hin oder her, genauso wie das Zelt, in dem Alexandra mit Kind studiert, und nicht zuletzt der schwimmende Schreibtisch in Reginas Idylle, von der alle gern wüssten, wie man dort hinkommt.

 

Alle Ergebnisse sind auf den Seiten des Potsdamer Evaluationsportals PEP zu finden:
https://www.pep.uni-potsdam.de/articles/eval_online-lehre_2020.html

Informationen, Weiterbildungen und Beratungsangebote rund um die Online-Lehre:
https://www.uni-potsdam.de/de/zfq/lehre-und-medien/online-lehre-2020

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2020 „Digitalisierung“ (PDF).