Hintergrund zum Forschungsprojekt:
In unserem Projekt EtaPPP analysieren wir, ob und wie stark sich das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im deutschen Parteiensystem etablieren kann und welche Folgen dies für die etablierten Parteien hat. Im Fokus stehen drei Kernfaktoren: die programmatische Positionierung, der Populismus und die Personalisierung – kurz: die PPP-Faktoren.
Unsere Analyse konzentriert sich auf die Angebots- und Nachfrageseite sowie deren Interaktion. Auf der Nachfrageseite unterscheiden wir zwischen potenziellen und tatsächlichen Wähler des. Auf der Angebotsseite untersuchen wir die Partei als Kollektiv und ihre innerparteiliche Heterogenität.
In Bezug auf die programmatische Positionierung sehen wir derzeit Tendenzen, dass sich das BSW als links-konservative Partei positioniert. Da konkrete Positionierungen zu vielen Themen noch ausstehen, wollen wir sowohl die aktuelle Einordnung des BSW als auch deren Entwicklung über die Zeit untersuchen. Besonders wichtig sind hierbei außenpolitische Positionierungen. Wir analysieren die programmatische Kongruenz zwischen potenziellen Wähler und dem BSW sowie die Chancen und Risiken verschiedener issue-Positionen.
Aus politikwissenschaftlicher Sicht wird das BSW als populistische Partei klassifiziert. Wir untersuchen, wie stark der Populismus des BSW im Vergleich zur AfD und der Linken ausgeprägt ist und welche Entwicklungen während der Etablierungsphasen zu beobachten sind. Zudem analysieren wir die Rolle populistischer Individualeinstellungen bei der Wahl des BSW.
Das BSW ist stark um seine Gründerin Sahra Wagenknecht personalisiert, ein Phänomen, das bei keiner anderen relevanten Partei in Deutschland in diesem Ausmaß beobachtet wurde. Wir erforschen den Einfluss der Popularität Wagenknechts auf den Wahlerfolg des BSW und ob sich die Personalisierung im Laufe der Zeit verändert, beispielsweise durch programmatische Faktoren abgelöst wird.
Wir verwenden einen Mixed-Methods-Ansatz, der qualitative und quantitative Analysemethoden kombiniert. Im Zentrum steht die Analyse textzentrierter politischer Kommunikation (Pressemitteilungen, Social Media Posts, Wahlprogramme, Talkshow-Auftritte) und die positionelle Einordnung (CHES, MAPOR) auf der Angebotsseite. Auf der Nachfrageseite arbeiten wir mit Sekundärdaten (GLES, EES). Zur Identifikation kausaler Effekte der BSW-Kommunikation auf die Wahlabsicht nutzen wir eine Vignettenanalyse, wozu wir eine eigene Online-Befragung konzipieren werden.
Die zentrale Forschungsfrage des Projekts untersucht:
- Wo sind die BSW-Wähler:innen ideologisch verortet, wie populistisch sind diese und wie stark ist der Personalisierungseffekt im Vergleich zu anderen Parteien?
- Wie stark fällt die programmatische Kongruenz für BSW und (potenzielle) Wähler:innen aus?
- Welche potenziellen Verschiebungen von Issue-Positionen bieten elektorale Chancen, welche Risiken?
- Gibt es einen kausalen Effekt der populistischen Kommunikation des BSW auf sein Wahlpotenzial?
Was ist das Forschungsziel?
Unser übergeordnetes Ziel liegt in der Analyse der Faktoren, die zur Etablierung des BSW (bzw. zum Ausbleiben dieser) beitragen. Basierend auf den aktuellen Ausgangsbedingungen begreifen wir Etablierung zunächst als ein kontinuierliches bzw. zumindest mehrstufiges Konzept.