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Der Herkunft von Judaica aus NS-Raubgut auf der Spur

Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Potsdam

An der Universitätsbibliothek Potsdam startet ein Forschungsprojekt zur Herkunft von Judaica aus NS-Raubgut. Ein Jahr lang werden nun die Judaica der Bibliothek auf Hinweise auf ihre Provenienz hin untersucht. Die Arbeitsstelle für Provenienzforschung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz fördern das Projekt mit rund 32.000 Euro.

„Manche Bücher im Besitz der Universitätsbibliothek Potsdam haben wahre Odysseen hinter sich“, erklärt Dr. Andreas Kennecke, Fachreferent der Bibliothek und Initiator des Projekts. „Zahlreiche Bücher des NS-Raubguts wurden nach dem Krieg in die zentrale Sammelstelle in der amerikanischen Besatzungszone, das Offenbach Archival Depot, gebracht. Über drei Millionen Bände wurden damals restituiert und viele gelangten nach Amerika oder Israel. Einige dieser Bücher erwarb die Universitätsbibliothek Potsdam entweder antiquarisch oder durch Schenkung. Und nicht selten hatte auch der letzte Besitzer seine Spuren darin hinterlassen, die nun erforscht werden sollen“, so Kennecke.
Im Projekt werden vor allem die großen Judaica-Sammlungen der Universitätsbibliothek bearbeitet: von Israel Mehlmann (1900–1989) aus Jerusalem, Israil Bercovici (1921–1988) aus Bukarest oder Yehuda Aschkenasy (1924–2011) aus Amsterdam. Seit Gründung der Jüdischen Studien an der Universität Potsdam vor 20 Jahren wurden zudem zahlreiche Bücher weltweit antiquarisch erworben. Alle Bände aus diesen Beständen, die vor 1945 gedruckt wurden, insgesamt 4500, werden auf Provenienzmerkmale hin untersucht. „Finden wir entsprechende Stempel, Exlibris, Widmungen oder ähnliches, beginnt die eigentliche Recherche“, erklärt Andreas Kennecke. Handschriften müssen dann entziffert und transkribiert, Personen beziehungsweise Körperschaften identifiziert werden. „Sollte es sich um NS-Raubgut handeln, werden die Ergebnisse in einer Datenbank, die gemeinsam mit der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und der FU Berlin genutzt wird, eingetragen“, so der Fachreferent. Zusätzlich werden die ermittelten Provenienzen im Katalog der Universitätsbibliothek Potsdam sichtbar gemacht. Schließlich müssen die Fundstücke in der Lostart-Datenbank registriert und soweit möglich restituiert werden.

Kontakt: Dr. Andreas Kennecke, Universitätsbibliothek Potsdam
Telefon: 0331 977-1289 / -2533
E-Mail: andreas.kenneckeuni-potsdamde
Foto: Exlibris von David Philipson, darstellend die Gründerväter Israels und der USA, Moses und Washington. Bildquelle: Universitätsbibliothek Potsdam.

Medieninformation 17-09-2014 / Nr. 161
Matthias Zimmermann

Universität Potsdam
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Online gestellt: Edda Sattler