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Exkursion zum Kammergericht Berlin

Im Rahmen der Projektwoche unternahmen 31 Studierende eine Exkursion zum Kammergericht Berlin, dem höchsten ordentlichen Gericht des Landes Berlin. Die Führung durch das traditionsreiche Gebäude am Kleistpark übernahm dankenswerterweise die Pressesprecherin des Gerichts Frau Lisa Jani, die den Studierenden nicht nur die architektonischen Besonderheiten und die heutige Funktion des Gerichts näherbrachte, sondern auch eindrucksvoll die vielschichtige Geschichte des Hauses vermittelte.

Ein besonderer Schwerpunkt der Führung lag auf der historischen Rolle des Kammergerichts während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Studierenden besichtigten den ehemaligen Sitzungssaal des Volksgerichtshofs, der nach der Zerstörung des eigentlichen Gerichtsgebäudes in der Bellevuestraße 1944 in das Kammergericht verlegt worden war. In diesem Saal wurden unter dem berüchtigten Präsidenten Roland Freisler zahlreiche politisch motivierte Schauprozesse gegen Widerstandskämpfer geführt – unter ihnen auch der Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der wegen seiner Beteiligung am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 angeklagt und zum Tode verurteilt wurde.

Heute erinnert eine Gedenktafel an diese dunkle Phase deutscher Justizgeschichte und mahnt zum verantwortungsvollen Umgang mit Recht und Rechtsstaatlichkeit. Die Studierenden zeigten sich tief beeindruckt von der historischen Bedeutung des Ortes, die diesem Teil der deutschen Rechtsgeschichte auch für das heutige juristische Selbstverständnis zukommt.

Das Kammergericht, dessen Ursprünge bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, ist seit 1913 im neobarocken Gebäude am Kleistpark untergebracht. In den Jahren der Teilung Berlins war es Sitz alliierter Militärgerichte und diente u.a. dem Alliierten Kontrollrat. Daran erinnern heute noch beispielhaft das Seepferdchen als Uhrzeiger oder die eingeritzten Spielergebnisse auf den Treppengeländern.

Frau Jani stand den Studierenden auch für weitere Fragen zur Karriere in der Justiz und alltagsrelevanten praxisbezogenen Fragestellungen zur Verfügung.

Die Exkursion bot den Teilnehmenden zudem einen spannenden Blick hinter die Kulissen des ältesten noch bestehenden deutschen Gerichtsgebäudes und regte auch zur kritischen Auseinandersetzung mit der Rolle der Justiz in unterschiedlichen politischen Systemen an – eine Perspektive, die für angehende Juristinnen und Juristen von bleibender Bedeutung ist.

 

Unser herzlicher Dank gilt Frau Lisa Jani (Pressesprecherin für den Bereich des Strafrechts und übergeordnete Fragen des Kammergerichts & Richterin am Amtsgericht a.w.a.R.) für die informative und eindrucksvolle Führung.