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Unterwegs in Spanien – Tag 4: Tiefer graben, tiefer verstehen

Potsdamer Studierende zur Summer School in Burriana

Pünktlich wie an den Tagen zuvor bringt uns der Bus zur Villa Romana de Sant Gregori. Die vertraute Strecke scheint uns inzwischen fast wie ein Weg zur Arbeit, und in gewisser Weise ist sie das auch. Wir freuen uns auf den letzten Grabungstag und hoffen auf neue Erkenntnisse sowie zahlreiche Funde.

An der Grabungsstelle angekommen, werden sofort Wasserflaschen bereitgestellt, motiviert die Arbeitsutensilien verteilt und Handschuhe übergezogen. Wir wissen, was zu tun ist. Nach zwei intensiven Tagen haben wir nicht nur Muskelkater, sondern auch ein geschärftes Auge für die Orte, wo Funde verborgen liegen.

Im Fokus steht heute ein Bereich, in dem sich zahlreiche große Keramikfragmente häufen. Wie uns José Manuel Melchor-Monserrat, der Museumsdirektor, erklärt, geht man davon aus, dass hier Überreste aus einem Raum zusammengetragen wurden, vielleicht beim Aufräumen oder bei Umbauten der Villa. Aufgrund der Schwerkraft könnten sich die Stücke dabei über mehrere Schichten verteilt haben. Zwischen Ziegeln und Bauteilen finden sich wieder iberische Amphoren (Lagergefäße), einst gefüllt mit Öl, Wein oder mit Fisch, der in Salz eingelegt wurde. Es ist faszinierend, sich vorzustellen, wie diese Gefäße einst das Leben in der Villa bestimmten und wie ihre Überreste nun, Jahrhunderte später, von uns Studierenden entdeckt werden.

In der ersten Tageshälfte bekommen wir Besuch von der Stadtverwaltung. Unter den Besuchern ist auch der Bürgermeister, Jorge Monferrer Daudí. Er steht vor einer multikulturellen Gruppe von Studierenden, die die Überreste der Villa Sant Gregori erforschen und äußert, welchen Wert vor allem solche Programme für die Region und Geschichte von Burriana haben. Für einen Moment wird deutlich, wie eng kulturelles Erbe, lokale Identität, aber auch Politik und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verwoben sind.

Geehrt durch diese Begegnung arbeiten wir uns am Nachmittag noch tiefer in die Strukturen. Wir erschließen weitere Räume der Villa und gewinnen ein besseres Verständnis für die Aufteilung des Gebäudes. Was früher vielleicht Spekulation war, nimmt nun langsam Form an. Mit jeder Wand, die wir freilegen, und jedem weiteren Bodenstück, das sichtbar wird, fügen wir dem Bild der Villa ein weiteres Puzzleteil hinzu. Besonders aufregend: Die räumliche Ausrichtung und einige Funde lassen uns sicherer annehmen, dass es einst einen direkten Anleger an der Villa gab. Hier wurden in der Antike Waren gebracht und abgeholt.

Nachdem wir die Funde dokumentiert, extrahiert und für den Transport ins Museum von Burriana vorbereitet haben, wird das Grabungsareal gesäubert und abgedeckt. So wird es vor Witterung und Pflanzenwuchs geschützt. Daraufhin vertreiben wir uns die Zeit, bis der Bus uns abholt, in einem einheimischen Restaurant. Hier haben die Potsdamer Studierenden der letzten Jahre zu jeder „Siesta“ den Schatten genossen und etwas getrunken; das erzählt uns die Eigentümerin. Für uns ist es das letzte „Dirt-Getränk“ zum Abschluss der Grabungstage.

Drei Tage, in denen wir gemeinsam viel bewegt, gelernt und erlebt haben. Drei Tage, die uns mit der Vergangenheit und miteinander verbunden haben. Drei Tage in denen wir schätzen gelernt haben, wie wertvoll die Erfahrungen sind, die wir unter freiem Himmel gesammelt haben. Morgen dürfen wir – zur Arbeit – in das Ärchäologische Museum von Burriana, wo wir die Artefakte aufbereiten, die wir heute geborgen haben.