Sandra Wachter wechselt von der Universität Oxford nach Potsdam und übernimmt als Humboldt-Professorin an der vom Hasso-Plattner-Institut und der Universität Potsdam gemeinsam getragenen Digital Engineering Fakultät die Professur Technology and Regulation. Die mit 3,5 Millionen Euro dotierte Professur wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Sandra Wachter ist als Forscherin an der Schnittstelle von Rechtswissenschaft, Informatik und Sozialwissenschaft tätig und hat das Forschungsgebiet der erklärbaren Künstlichen Intelligenz (KI) mitetabliert. Sie erforscht, wie KI und andere neue Techniken reguliert sowie fairer und transparenter gestaltet werden können. Sie soll zum Aufbau ethisch-rechtlicher KI-Expertise in Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland beitragen und mit ihrer Spitzenforschung zur KI-Regulierung den Standort Potsdam international im Wettbewerb stärken.
Humboldt-Professur schenkt Freiheit
Stiftungspräsident Robert Schlögl bezog sich in seiner Rede mehrfach auf die Situation der Hochschulen und der Wissenschaft in den USA. Die letzten Monate stellten eine nie dagewesene Zäsur dar. Fassungslos habe die Forschungscommunity bis dato unvorstellbare Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit erleben müssen. „Weltweit führenden Unis sagt die Trump-Administration den Kampf an. Das können wir nicht ignorieren, das geht uns alle an. Hier wird nicht nur das stärkste und beste Wissenschaftssystem der Welt bedroht. Trumps Vorgehen gefährdet Wissenschaft und Wohlergehen weltweit“, so Schlögl.
„In schwierigen Zeiten Forschende individuell zu unterstützen und Wissenschaftsfreiheit am Leben zu halten, um freie Forschung zu ermöglichen, das ist unser aller Aufgabe – in der Politik, in den Förderorganisationen und in den Universitäten und Forschungseinrichtungen.“ Denn dem Verlust der Freiheit in der Wissenschaft folge der Verlust der Freiheit in der Gesellschaft. Die Alexander von Humboldt-Professur schenke mit der Freiheit, ohne programmatische Fesseln forschen zu können, etwas, das aktuell „bedeutender sein mag als die höchste Fördersumme“.
Unterstützung von Forschenden aus den USA nötig
Zur Unterstützung von Forschenden aus den USA bot Schlögl an: „Mit entsprechender finanzieller Unterstützung kann die Humboldt-Stiftung mehr Spitzenforschende fördern, ihnen auf Zeit Unterschlupf und Arbeitsmöglichkeiten gewähren. Und das nicht, um die Besten der Besten abzuwerben, sondern um starke Netzwerke des Vertrauens zu bilden und brain circulation zu fördern, wo immer das möglich ist.“
Schlögl betonte, dass Forschung vom Austausch lebe. Hypothesen und Gedanken müssten immer wieder überprüft und weiterentwickelt werden: „Wissenschaft auf eine Nation begrenzt, kann nicht funktionieren.“
Wissenschaftsfreiheit ist ein Pfeiler der Demokratie
Auch Bundesminister für Bildung und Forschung Cem Özdemir stellte die Bedeutung der Wissenschaftsfreiheit heraus und betont: „Mit der Alexander von Humboldt-Professur, dem höchstdotierten internationalen Forschungspreis in Deutschland, zeichnen wir herausragende Forscherinnen und Forscher aus, die für Exzellenz und internationalen Austausch stehen. Mit dem Preis würdigen wir ihre beeindruckenden Leistungen und bringen unser tiefes Vertrauen zum Ausdruck, dass sie auch in Zukunft die Grenzen des Wissens weiter verschieben werden. Wir fördern mit diesem Preis also Personen, nicht Projekte – und wir tun es frei von kurzfristigen Nutzenerwartungen. Denn Wissenschaft braucht diese Freiheit – um ihre eigene Vielfalt zu erhalten und den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt zu befördern. Die Wissenschaftsfreiheit hat in Deutschland Verfassungsrang, sie ist ein Pfeiler der Demokratie. Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit sind Einschränkungen der Demokratie selbst. In Zeiten, in denen die Freiheit der Wissenschaft weltweit unter Druck kommt, machen wir deutlich: Forscherinnen und Forschern, die in ihrer Heimat nicht mehr die Möglichkeit sehen frei zu arbeiten, können und wollen wir diese Freiheit im deutschen Wissenschaftssystem bieten.“
Die Alexander von Humboldt-Professur
Die vom BMBF finanzierte Alexander von Humboldt-Professur holt internationale Spitzenforscher*innen aller Disziplinen an deutsche Universitäten. Sie bietet optimale finanzielle Bedingungen und maximale Flexibilität für Spitzenforschung in Deutschland. Neben der herausragenden wissenschaftlichen Qualifikation der Kandidat*innen sind die Konzepte der Hochschulen entscheidend, die den Forscher*innen und ihren Teams eine dauerhafte Perspektive in Deutschland bieten sollen.
Weitere Informationen:
Zur Pressemitteilung der Alexander von Humboldt Stiftung: https://www.humboldt-foundation.de/entdecken/newsroom/pressemitteilungen/verleihung-der-humboldt-professuren-2025
Informationen zu allen Humboldt-Professor*innen: https://www.humboldt-foundation.de/entdecken/newsroom/dossier-alexander-von-humboldt-professur/alle-humboldt-professuren
Zur Website von Prof. Sandra Wachter: https://hpi.de/forschung/fachgebiete/technology-and-regulation/