Was steht in Ihrem Buch – in drei Sätzen?
Im Buch wird eine Dorfgemeinde ca. 250 Jahre durch die Herausforderungen ihrer Zeit – Gutsherrschaft, Kriege, Seuchen –, aber auch durch die guten Phasen begleitet. Ich konnte die Schicksale der einzelnen Familien sehr genau nachvollziehen, einzelne Familienprofile erstellen und eben nachweisen, dass Bauernfamilien nicht nur passive Figuren ihrer Gutsherren waren, sondern auch eigenmächtig handeln konnten und durften. Das Buch ist eine Mikrostudie, die der Dorfgeschichtsforschung in Brandenburg hoffentlich mehr Impulse geben kann, um weiter Forschungsgegenstand zu bleiben, denn die Geschichte der „kleinen Leute“ ist so spannend und vielfältig!
Hat Ihr Buch eine Geschichte?
Ich war 2016 Praktikant im Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums in der Zitadelle Spandau und der dortige Archivar hat mich gebeten, ein paar unerschlossene Bestände zu sichten. Ein Bestand zu einem Hof in Schönow, der Spandau unterstand, hat mich dann sehr interessiert. Mein Doktorvater und ich konnten anfangs allerdings nicht ahnen, dass aus einem einzelnen Bestand eine solche Dissertation entstehen konnte!
Sie veröffentlichen im Universitätsverlag Potsdam – und damit open access. Warum?
Ich habe an der Universität Potsdam studiert und ihre besondere Lage ist immer mit großer und kleiner Geschichte verbunden. Ich bin der Meinung, Forschung muss für alle Interessierten zugänglich sein. Damit treffen also zwei tolle Umstände zusammen.
Wer sollte Ihr Buch lesen – und wann?
Alle, die der Meinung sind, dass nicht nur die Geschichte der „Großen“ spannend ist, sondern stattdessen die anderen 99 Prozent der Bevölkerung, seien es Bauern, seien es Landlose, seien es Stadtbürger in zurückliegenden Zeiten besser verstehen wollen. Das packt mich als Historiker – diejenigen ins Licht zu rücken, die in den Quellen größtenteils ausgeschwiegen, werden und Quellen zu bearbeiten, die Historiker vor mir eben kaum benutzt haben. Das Buch kann immer gelesen werden, die verschiedenen Themen lassen alle Zeiten am Tag zu!
Was lesen Sie selbst?
Ich lese sehr gerne epochenübergreifende Bücher. Geschichte ist kein Fotoausschnitt aus der Vergangenheit, sondern immer ein Prozess. Deswegen mag ich Bücher, die Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft verknüpfen und vielleicht unsere Welt dadurch verständlicher und unsere Zukunft optimistischer machen.
Was hat Spaß gemacht beim „Buchmachen“ – und was eher nicht?
Jede wenig oder gar nicht erschlossene Quelle zu lesen und zu analysieren, das war das Spaßigste. Die Kirchenbücher zu durchforsten, Stammbäume zu erstellen, die einzelnen Familien zu verknüpfen, daraus Erkenntnisse zu ziehen. Es war aufregend zu sehen, wie sich die einzelnen Mosaikstücke aus unterschiedlichen Quellen zu einem Ganzen zusammenfügten. Wenig Spaß hingegen hat dann die Selbstkontrolle gemacht. Man ist dann doch immer selbst sein größter Kritiker.
Wenn Sie könnten: Würden Sie sich für das Buch einen Preis verleihen – und wenn ja, welchen?
„Das wichtigste an einer guten Geschichte ist ihr Zuhörer.“ Dementsprechend möchte ich darüber nicht entscheiden. Der Doktortitel ist ein wunderbarer Preis. Und wenn hier jemand höhere Preise bekommen soll, dann bitte die Protagonisten in meinem Buch.
Und nun noch 3 Sätze zu Ihnen …
Ich bin Historiker, seit meiner Kindheit getrieben von der Neugier, die Vergangenheit zu ergründen und zu verstehen und dabei immer wieder Unerschlossenes zu erschließen. Diese Passion treibt mich an. Ich hoffe, dieser in weiteren Projekten in der Zukunft nachgehen zu können.
„Zehn Fragen für ein Buch“ öffnet die Tür zum Potsdamer Universitätsverlag und stellt regelmäßig Neuerscheinungen vor. „Schönow 1600 bis 1830 – geteiltes Dorf, vereinte Dorfgemeinde“ ist online hier (https://publishup.uni-potsdam.de/frontdoor/index/index/docId/63673) und sowie im Webshop (https://shop.verlag.uni-potsdam.de/shop/schoenow-1600-bis-1830-geteiltes-dorf-vereinte-dorfgemeinde/) verfügbar. Weitere Neuerscheinungen aus dem Universitätsverlag hier (https://shop.verlag.uni-potsdam.de/neuerscheinungen/).
*Die Befragten erhalten von der Redaktion zehn Fragen zu ihrem Buch und dürfen selbst entscheiden, ob sie alle oder nur eine Auswahl davon beantworten. Deshalb kann es passieren, dass trotz der Überschrift keine „Zehn Fragen für ein Buch“ zusammenkommen.