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„Ein bisschen Spaß macht es auch“ – Prof. Ulrich Kortenkamp gibt alles für gute Lehre

Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp ist passionierter Dozent und engagiert sich auch in zahlreichen Gremien für gute Lehre.
Der Professor für Didaktik der Mathematik im Gespräch über Lernmittel.
Photo : Thomas Roese
Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp ist passionierter Dozent und engagiert sich auch in zahlreichen Gremien für gute Lehre.
Photo : Thomas Roese
Der Professor für Didaktik der Mathematik im Gespräch über Lernmittel.

Wer dachte, dass Forschung und Lehre den Arbeitstag einer Professorin oder eines Professors bestimmen, den belehrt ein Besuch bei Ulrich Kortenkamp eines Besseren. Der Professor für Didaktik der Mathematik und Studiendekan an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist nicht nur selbst passionierter Dozent, er engagiert sich auch in zahlreichen Gremien für gute Lehre. Konkret heißt das: Sitzungen über Sitzungen. Und dann sind da noch die Verwaltungsaufgaben, die das Hamsterrad am Laufen halten …

9:00 Uhr

Ulrich Kortenkamp kommt in seinem Golmer Büro an. Im Zug hat der Professor schon E-Mails beantwortet, nun stehen Online-Sitzungen an. Die AG Digitalisierung des Zentrums für Lehrerbildung (ZeLB) tagt, anschließend geht es weiter mit dem Jour Fixe des Studiendekanats. Auf der Agenda: In vielen Seminarräumen fehlen „vernünftige“ Tafeln. Diese sollen nun nachgerüstet werden. „Mir ist Lehre unglaublich wichtig“, sagt der Didaktiker, der selbst bereits mit mehreren Lehrpreisen ausgezeichnet worden ist. „Und sie ist ein entscheidender Punkt, um die Universität attraktiv zu machen.“ Sind die Studienordnungen gut? Sind die technischen Voraussetzungen für die Lehre da? Kennen und nutzen die Dozierenden die Bandbreite didaktischer Methoden? Wie lösen wir das Raumproblem an der Uni? Auf solche Fragen will Kortenkamp Antworten finden. Deswegen engagiert er sich in zahlreichen Gremien, wie in der Kommission für Studium und Lehre, in der Runde der Studiendekane, in der Studienkommission Mathematik Lehramt, in der AG Digitalisierung des ZeLB, im Fakultätsrat …. Mindestens ein Viertel seiner Arbeitszeit widmet der Professor der Gremienarbeit, die zu den Dienstverpflichtungen gehört. Für Kortenkamp ist sie aber mehr als das, nämlich eine Möglichkeit der Gestaltung. „Ich kann mich schlecht über die Dinge ärgern, ohne mitzuwirken“, sagt der Professor. „Und ein bisschen Spaß macht es auch.“

11:00 Uhr

Nach den Sitzungen tauscht sich Ulrich Kortenkamp in Präsenz mit einer Doktorandin zu ihrer Arbeit aus, in deren Zentrum Lehrmaterialien im Unterricht stehen. Danach ist Kortenkamp mit Nadine Dittert verabredet, die Vertretungsprofessorin für Didaktik der Informatik ist. „Der innerfakultäre Austausch ist sehr wichtig, endlich haben wir es geschafft, uns zusammenzusetzen.“ Die beiden brainstormen über den Einsatz von Lernbausteinen in der Schule. Solche Arbeitsmittel im Mathematikunterricht – sowohl die analogen als auch die virtuellen – sind das Forschungsgebiet des Didaktikers. Hinter ihm steht noch eine Kiste mit Steckwürfeln aus der letzten Vorlesung. Sie helfen Kindern, die Grundrechenarten zu erlernen. Die Studierenden bekommen von ihm sogar einen Beutel Steckwürfel mit.

14:00 Uhr

Und dann sind da noch Termine der besonderen Art: Die Pressestelle der Uni Potsdam kommt für ein Interview zu Besuch. Währenddessen piept immer wieder das Handy. „Da kommen wahrscheinlich gerade Tausend neue Nachrichten rein.“ Kortenkamp spricht schnell, schließlich drängt die Zeit bis zum nächsten Termin um 15 Uhr: ein Online-Meeting zur neuen E-Learning-Strategie, die bald veröffentlicht werden soll. „Der Tag ist sehr voll“, sagt Kortenkamp. „Ich habe Null Minuten Wechselzeit zwischen den Sitzungen.“ Sein Fahrrad braucht er daher vor allem, um auf dem Campus schnell von einem Präsenztermin zum nächsten zu radeln.

16:30 Uhr

Zwischendurch programmiert der Mathedidaktiker virtuelles Schulmaterial: und zwar Punktefelder, die als offene Bildungsressource für ein Fortbildungsprojekt für Lehrkräfte entstehen. Nicht zu vergessen –  die Verwaltungsaufgaben. „Das Administrative verschlingt den größten Teil meiner Arbeitszeit“, erzählt Kortenkamp. „Dauernd“ schreibe er Anträge, von denen die Mehrheit nicht bewilligt werde. Und doch sei die Antragsstellung wichtig, damit er sich das Arbeitsumfeld schaffen kann, das er möchte. Weil die wissenschaftlich Beschäftigten in der Regel nur für wenige Jahre angestellt sind, hat Kortenkamp auch viel mit Einstellungsverfahren zu tun. Im Schnitt müsse er jedes Jahr vier Personen neu einstellen oder ihre Verträge verlängern, das Geld dafür organisieren, die Tätigkeitsdarstellungen schreiben, die Auswahl treffen. „Wir Professorinnen und Professoren tun so viele Dinge, für die wir nicht ausgebildet sind und die uns nicht sonderlich Spaß machen.“

17:30 Uhr

Kortenkamp versucht, noch rechtzeitig den Zug nach Berlin zu kriegen. So oft wie möglich arbeitet er im Homeoffice. So hat er zwei Stunden mehr Zeit am Tag, die er vor dem Rechner sitzen kann. Wie er das E-Mail-Aufkommen bewältigt? Nun ja, er schreibt Mails nicht nur im Zug, sondern auch während Sitzungen – wenn es gerade ein paar Minuten Leerlauf gibt. „Anders würde ich es gar nicht schaffen. Ich bekomme so viele Mails, das ist nicht mehr witzig.“

20:30 Uhr

Bei all der Gremienarbeit kommt die Forschung oft zu kurz – deswegen setzt sich der Professor jetzt noch an einen wissenschaftlichen Artikel. „Ein Kollege hat bei seiner Emeritierung gesagt, dass er jetzt endlich Zeit für all das habe, von dem er früher dachte, dass es die Hauptaufgaben eines Professors seien“, erzählt Kortenkamp und schmunzelt.

 

Dieser Text erscheint im Universitätsmagazin Portal - Eins 2023 „Zukunft“ (PDF).