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Gemeinsam zum Schutz der Artenvielfalt – Promovieren im Verbund

Nachwuchsforschende des Graduiertenkollegs „Bio-Move“ | Foto: Kevin Ryl
„Wie tragen Bewegungsmuster zur Biodiversität bei?“ Hierfür werden Wasservögel mit GPS-Sendern ausgestattet. | Foto: Carolin Scholz
Photo : Kevin Ryl
Nachwuchsforschende des Graduiertenkollegs „Bio-Move“
Photo : Carolin Scholz
„Wie tragen Bewegungsmuster zur Biodiversität bei?“ Hierfür werden Wasservögel mit GPS-Sendern ausgestattet.
Es „regt“ sich so einiges im DFG-geförderten Graduiertenkolleg „Bio-Move“, immerhin untersuchen die beteiligten Nachwuchsforschenden, wie sich die Bewegungen von Organismen auf die Artenvielfalt auswirken. Zudem bringt ein dynamischer Austausch von Forschenden mit diversen Erfahrungsstufen Bewegung in das Projekt, was sich in einer hohen wissenschaftlichen Produktivität äußert.

„BioMove“ ging im November letzten Jahres in die zweite Runde, nachdem die erste Kohorte Doktorandinnen und Doktoranden ihre Promotionen erfolgreich abgeschlossen hatte. Im Oktober 2021 startet voraussichtlich die dritte Kohorte.

Seit 2018 sind nun weitere zehn Nachwuchs-forschende mit dem Projekt beschäftigt, darunter Victor Parry, Katrin Kiemel, Maxi Tomowski und Jonas Stiegler. Sie arbeiten sowohl im Feld als auch im Labor. Betreut werden sie von elf erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, welche die Teilprojekte als Principal Investigators leiten und dabei die Schwerpunkte Pflanzen- und Tierökologie, Evolutionsbiologie, Genetik, Zoologie und Diversitätsforschung vertreten. „In der Regel unterstützen uns zwei Betreuungspersonen, aber man kann im Prinzip jeden im Team ansprechen, wenn man Hilfe braucht“, beschreibt Jonas Stiegler die günstige Betreuungssituation. „Der direkte Austausch mit den Experten zu den einzelnen Fachgebieten ist sehr nützlich!“ In seinem Promotionsprojekt untersucht er die Rolle des Feldhasen als Ausbreiter von Pflanzensamen. Maxi Tomowski und Katrin Kiemel statten dagegen unter anderem Wasservögel mit GPS-Sendern aus (Bild oben), um zu verstehen, wie diese durch ihre Bewegungsmuster zur Biodiversität beitragen.

Das Untersuchungsgebiet des Graduiertenkollegs „BioMove“ liegt im Nordosten von Brandenburg bei Prenzlau. Neben Wäldern und Ackerflächen gibt es in diesem glazial geprägten Einzugsgebiet des Flusses Quillow eine Vielzahl von Feldern umschlossener Teiche, eiszeitliche Senken, die als Sölle bezeichnet werden. Katrin Kiemel und Victor Parry nehmen in den zeitweise trockenfallenden Söllen Proben von Zooplankton und untersuchen sie im Labor, um die Wege der Verbreitung und Besiedlung der mikroskopisch kleinen Tierchen nachzuvollziehen. Typische Vertreter von Zooplankton sind Wasserflöhe und Rädertierchen. Ulrike Schlägel meint, das gemeinsame Untersuchungsgebiet sei für alle Einzelprojekte von Vorteil: „Wir bekommen über die Zeit mehr Daten, die wir miteinander vergleichen können, und bauen unsere Vorgehensweise auf den Ergebnissen der ersten Kohorte auf.“

Postdoc Ulrike Schlägel unterstützt die Doktorandinnen und Doktoranden dabei, ihre Konzepte weiterzuentwickeln, indem sie die Ergebnisse der Einzelprojekte bewertet und diskutiert, und in einer Übersichtsarbeit zusammenfasst. Außerdem entwickelt sie als Mathematikerin statistische Methoden zur Analyse von Bewegungsdaten, mit deren Hilfe z.B. Interaktionen zwischen Tieren in Artengemeinschaften studiert werden. Die Motivation, gemeinsam an einem übergeordneten Thema zu arbeiten, sei hoch, bestätigt auch Katrin Kiemel: „Man fühlt sich nicht isoliert und hat keine Hemmungen, Fragen im Team anzusprechen.“ Ulrike Schlägel empfindet insbesondere das Netzwerk im Graduiertenkolleg als großen Vorteil: „Aus meiner Perspektive als Postdoc habe ich in diesem Projekt viel Zeit zu forschen. Darüber hinaus ist es eine gute Möglichkeit, mit den Studierenden zusammenzuarbeiten und die Rolle als Betreuerin kennenzulernen.“ Die Zusammenarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird durch regelmäßige Veranstaltungen befördert. Dazu zählen Workshops, Summer Schools und Jahrestreffen, bei denen sich die Promovierenden der Uni Potsdam, des IZW, ZALF und der FU Berlin austauschen.

Die Promotionsvorhaben werden für drei Jahre gefördert und sind kumulativ angelegt – das bedeutet, die Nachwuchsforschenden veröffentlichen in diesem Zeitraum mehrere wissenschaft-liche Artikel in Erst- oder Co-Autorschaft. Nach erfolgreich abgeschlossener Promotion haben sie die Möglichkeit, eine Start-up-Option zu beantragen. „Die erfolgreichsten zwei Promovenden können dann für weitere neun Monate eine Förderung als Postdoc im Projekt bekommen“, erläutert Maxi Tomowski.

Neben der fachlichen Expertise werden Sozialkompetenz und Auslandserfahrung bei „Bio-Move“ großgeschrieben: „Wir können zu selbst-gewählten Themen Kurse an der Potsdam Graduate School besuchen“, sagt Maxi Tomowski. Außerdem stehen Mittel für einen Aufenthalt in einer internationalen Arbeitsgruppe oder für den Besuch eines Workshops bereit. Von dieser Möglichkeit haben Maxi Tomowski, Katrin Kiemel und Victor Parry bereits Gebrauch gemacht und an Workshops in Schottland bzw. Italien teilgenommen. Die drei, aber auch die sieben anderen Promovierenden fühlen sich im Graduiertenkolleg also gut qualifiziert – und ihre wissenschaftlichen Karrieren kommen in Bewegung.

BioMove

„BioMove“ steht für „Integrating Biodiversity Research with Movement Ecology in dynamic agricultural landscapes“. An dem Gemeinschaftsprojekt, das schon seit 2015 existiert, sind die Universität Potsdam, die Freie Universität Berlin, das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) beteiligt. Das Graduiertenkolleg wird an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam koordiniert, Sprecher ist Prof. Dr. Florian Jeltsch.

www.biomove.org

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2020 „Digitalisierung“ (PDF).