Skip to main content

„Wir wünschen uns eine Professionalisierung“

Im Interview mit Mathematikdidaktikerin Lena Florian und Informatiker Raphael Zender zu virtuellen Lehr- und Lernformaten an der Universität Potsdam. | Foto: Thomas Roese
Photo : Thomas Roese
Im Interview mit Mathematikdidaktikerin Lena Florian und Informatiker Raphael Zender zu virtuellen Lehr- und Lernformaten an der Universität Potsdam
Die Mathematikdidaktikerin Lena Florian und der Informatiker Raphael Zender engagieren sich in einer universitätsweiten Interessensgruppe für neue, virtuelle Lehr- und Lernformate an der Universität Potsdam.

Sie beide gehören der VR/AR-Gruppe der Universität Potsdam an. Was hat es mit diesem Namen auf sich?

Raphael Zender: VR steht für Virtual Reality und AR für Augmented Reality, übersetzt kann man von einer virtuellen- bzw. erweiterten Realität sprechen. VR bedeutet demnach, dass wir eine komplett virtuelle Welt betreten, meist über eine spezielle VR-Brille. Alles, was wir dort sehen, wird von einem Computer generiert. Im Gegensatz dazu blicken wir bei der AR mithilfe einer Brille mit transparentem Display auf die reale Welt. Dabei ergänzt ein Computer mit Grafiken und Informationen, was wir sehen.

Was sind die Ziele der Gruppe?

Lena Florian: Wir möchten den Austausch von Akteuren an der Uni fördern, die mit VR und AR aus unterschiedlichen Kontexten heraus zu tun haben und sich seit zwei Jahren regelmäßig treffen . Die Gruppe hat einen informellen Charakter, es gibt keine Verpflichtungen oder Hierarchien.

Wer genau kommt hier zusammen und was wird besprochen?

Lena Florian: Das reicht von verschiedenen Fachdidaktiken bis zur Psychologie, es sind Studierende, Mitarbeiter und Professoren dabei. Mal sind fünf Leute da, mal 15. Die Themen kommen aus der Gruppe heraus und sind immer wieder neu. Dadurch entstehen gemeinsame Projekte und wir profitieren gegenseitig von unserem Wissen und unseren Erfahrungen. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel das Future Learning Camp organisiert, in dem es in Vorträgen und Workshops um virtuelle Welten für Bildung und nachhaltige Entwicklung ging. Ganz aktuell haben wir in der Mathematikdidaktik und in der Informatik Seminare, in denen Studierende lernen, wie Lernumgebungen und -anwendungen für VR entwickelt werden.

Gibt es eine große gemeinsame Agenda?

Raphael Zender: Wir wünschen uns eine Professionalisierung von Lehre und Lernen mit VR und AR – das kann nur interdisziplinär funktionieren. Man benötigt die fachdidaktische Perspektive genauso wie die technische Perspektive aus der Informatik und die Kognitionswissenschaften. Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, werden wir mit VR/AR nie die Professionalität erlangebn, die wir gemeinsam erreichen können.

Warum sind VR und AR aus Ihrer Sicht spannend für die Lehre?

Raphael Zender: Die Technologie bietet eine Vielzahl von Stärken für die Bildung. Wir können Situationen nachstellen, die in der Wirklichkeit nur sehr teuer und aufwendig oder gar nicht zu realisieren wären. Zum Beispiel können Lehramtsstudierende in virtuellen Klassenräumen trainieren, wie sie angemessen auf Störungen reagieren. Im dreidimensionalen Raum kann ich zudem alles visualisieren, was sich vorstellen lässt. Zum Beispiel geometrische Körper oder chemische Moleküle. Und in der Forschung haben wir volle Kontrolle über alle Variablen der simulierten Situationen. So können wir ganz gezielt definierte Größen verändern und untersuchen.


Die VR/AR-Gruppe lebt von der fachlichen Vielfalt und Expertise ihrer Akteure. Derzeit aktiv sind:

Komplexe Multimediale Anwendungsarchitekturen - Informatik (Ulrike Lucke, Raphael Zender, Matthias Weise, Axel Wiepke)
Didaktik der Mathematik (Ulrich Kortenkamp, Lena Florian)
Didaktik der Geographie (Nina Brendel)
Humangeographie (Katharina Mohring)
Didaktik der Chemie (Amitabh Banerji, Anja Tschiersch)
Grundschulpädagogik Deutsch (Timo Ahlers)
Jüdische Studien (Nathanael Riemer, Florian Nowotny, Jessica Rehse)
Erziehungswissenschaftliche Bildungsforschung (Dirk Richter, Eric Richter)
Kognitionswissenschaften (Martin Fischer)
ZIM - Zentrum für Informationstechnologie und Medienmanagement (Knut Zeigermann)

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2020 „Digitalisierung“ (PDF).