Hintergrund zum Forschungsprojekt:
Meinungsumfragen sind zu einem immer bedeutender werdenden Teil repräsentativer Demokratien geworden. Insbesondere in Wahlkampfzeiten finden Prognosen über die Wahlabsichten von Bürger:innen große mediale Beachtung. Zugleich bleibt die Rolle von Meinungsumfragen umstritten. Vor allem die „Sonntagsfrage“ steht hierbei im Verdacht, Bürger:innen in ihrer Wahlentscheidung zu beeinflussen. Infolgedessen diskutieren Forschungsbeiträge häufig, inwiefern Umfragen die Funktionsfähigkeit zentraler Elemente repräsentativer Demokratien (bspw. Accountability und Responsivität) untergraben können. In diesem Zusammenhang wird ebenso regelmäßig debattiert, ob die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen insbesondere vor Wahlen rechtlich untersagt werden sollte.
Zentrale Forschungsfrage des Projekts:
Das Projekt zielt darauf ab, den Einfluss von Meinungsumfragen auf das Wahlverhalten von Bürger:innen zu untersuchen. Hierbei werden insbesondere die Kontextbedingungen, die zu einem durch Umfragen induzierten Wahlverhalten führen, untersucht.
Forschungsziel des Projekts:
Das Projekt untersucht die Rolle von Meinungsumfragen auf Wahlergebnisse in zwei Schritten. Zunächst werden Umfragewerte für mindestens 20 OECD-Demokratien gesammelt. Auf Grundlage des resultierenden Datensatzes werden Umfragetrends in einer vergleichenden Perspektive analysiert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Kontextfaktoren gelegt, die Umfrageeffekte mehr oder weniger wahrscheinlich machen. Konkret werden sich die Analysen auf Länder-, Umfrage- und Parteimerkmale konzentrieren, um zu untersuchen, unter welchen Umständen Umfragen zu self-fulfilling prophecies werden können. Zweitens wird das Projekt Surveyexperimente durchführen, um die kausale Wirkung von Umfragen auf die Wahlabsichten von Bürger:innen zu untersuchen. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Fragen, welche politischen Parteien und welche Wähler:innengruppen am ehesten von Umfrageeffekten betroffen sind.
Das Projekt wird somit neue Erkenntnisse auf Basis von länderübergreifenden Beobachtungsdaten sowie von Umfrageexperimenten kombinieren. Auf diese Weise werden sollen sowohl die interne Validität wie auch die Generalisierbarkeit der Ergebnisse gewährleistet, um robuste kausale Schlüsse zu ermöglichen. Das eingereichte Projekt wird zu einem erweiterten Verständnis des Einflusses von Meinungsumfragen auf Wähler:innen, politische Parteien und Wahlen beitragen. Angesichts der hohen Aufmerksamkeit, die Meinungsumfragen vor allem im Vorfeld von Wahlen genießen, werden die Forschungsergebnisse gleichermaßen für die breitere Öffentlichkeit wie auch politische Parteien von Bedeutung sein.