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Foto: Stefanie Mikulla

10 Fragen zum Thema Starkregen an Prof. Axel Bronstert (Hydrologe an der Uni Potsdam) & Prof. Jan Härter (Physiker an der Uni Potsdam)

  1. Wann ist ein Regen ein Starkregen?
    Von Starkregen spricht man bei großen Niederschlagsmengen je Zeiteinheit. Er fällt meist aus konvektiver Bewölkung (Gewitterwolken). Starkregen tritt meist lokal begrenzt (ca. 10 – 100 km² Ausdehnung) und kurz (bis max. 6 Stunden) auf und kann zu schnell ansteigenden Wasserständen und Überschwemmungen führen. Häufig verursacht Starkregen auch Bodenerosion. Der Deutsche Wetter Dienst warnt vor Starkregen in 3 Stufen (wenn voraussichtlich folgende Schwellenwerte überschritten werden):
    • Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden (Markante Wetterwarnung)
    • Regenmengen > 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² bis 60 l/m² in 6 Stunden (Unwetterwarnung)
    • Regenmengen > 40 l/m² in 1 Stunde oder > 60 l/m² in 6 Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)
  2. Wie häufig treten solche Starkregen auf? Hängen sie mit der Jahreszeit zusammen?
    Starkregen treten selten auf. Das kann für eine bestimmte Örtlichkeit deutlich weniger als 1 x /Jahr sein. Umso stärker die Intensität eines Starkregens ist (siehe Warnstufen), desto seltener treten sie auf. In den warmen Jahreszeiten treten Starkregen öfter auf. Denn warme Luft kann mehr Wasserdampf speichern. Der Regen, der sich aus dem kondensierten Wasserdampf aus warmer Luft bildet, ist daher stärker als der aus kälterer Luft entstandener Regen. 
     
  3. Welche Änderungen von Starkregen durch den Klimawandel erwarten wir? Und warum?
    Wenn das Klima wärmer wird, gibt es häufiger warme Tage und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit bzw. die Häufigkeit, dass sich Wärme­gewitter bilden. Die häufigeren bzw. intensiveren Starkregen in einem wärmeren Klima haben wir auch schon anhand langer Regendaten nachgewiesen.
     
  4. Wie ändert der Klimawandel denn den Jahresniederschlag in Deutschland?
    Für die Regionen Deutschlands lassen sich für den gesamten Jahresniederschlag bislang keine statistisch signifikanten Trends erkennen. Man erkennt aber, dass es im Sommerhalbjahr insgesamt weniger regnet, dafür im Winterhalbjahr mehr. Allerdings gibt es immer wieder Perioden mit trockeneren und feuchteren Jahren. So waren die 2010 Jahre trockener als der langfristige Durchschnitt, während 2023 und 2024 feuchter waren.
     
  5. Sind Starkregen in allen Regionen Deutschlands gleich problematisch?
    Starkregen können in Deutschland im Prinzip überall auftreten. Allerdings können sie an Gebirgsrändern aufgrund der dort an Berghängen aufsteigenden Wolken bisweilen noch stärker sein als im Flachland. Anders sieht es bei den aus Starkregen entstehenden Überschwemmungs­ereignissen, den sogenannten Sturzfluten aus. Diese sind dort besonders ausgeprägt, wo der Boden nur wenig Regenwasser aufnehmen kann (etwa in versiegelten Gebieten oder Gegenden mit nur wenig durchlässigen und/oder flachen Böden) und wo aufgrund der Topographie (Gebirge) oder aufgrund von urbanen „Abflussbahnen“ (Straßen oder Entwässerungsgräben) der Oberflächenabfluss sehr schnell zusammen fließen kann.  
     
  6. Wie sieht die Entwicklung in Deutschland bezüglich des Schutzes vor Extremniederschlägen aus?
    Aufgrund der genannten Effekte der Klimaerwärmung treten Starkregen häufiger und/oder mit größeren Intensitäten auf. Dadurch entstehen auch vermehrt lokale Sturzfluten. Der Umgang mit solchen Ereignissen hat sich aber auch verbessert. So werden inzwischen „Starkregen­gefährdungs­karten“ für fast alle Regionen Deutschlands herausgegeben, wo man die potentiell besonders stark von Überschwemmungen betroffenen Flächen erkennen kann und deswegen dort besondere Schutzvorrichtungen durchführen kann, etwa baulicher Art oder dass man in diesen Regionen die möglicherweise geschädigten Werte reduziert. Auch die meteorologische und hydrologische Vorhersage solcher Ereignisse wurde verbessert.
     
  7. Welche Rolle spielen sogenannte Schwammstädte im Umgang mit Extremniederschlägen?
    Das Prinzip der Schwammstadt hat zum Ziel, den sich bei Starkregen bildenden Abfluss zu reduzieren, indem ein größerer Teil des Regenwassers zurückgehalten werden kann. Dies kann durchaus eine Reduktion der entstehenden Überschwemmungen bedingen. Je intensiver die Starkregen sind, desto kleiner (relativ gesehen) ist aber dieser erhöhte Rückhalteeffekt.
     
  8. Gibt es bereits gute Beispiele von Städten, die die Speichermöglichkeiten von Wasser erhöht haben oder anderweitig gut mit Starkregen umgehen
    Viele Städte in Deutschland, u.a. auch Berlin, versuchen, die potentiellen Überschwemmungen in den besiedelten Gebieten durch Maßnahmen nach dem Prinzip der „Schwammstadt“ zu reduzieren. Das ist aber nur durch langfristige (über Jahrzehnte andauernde) Maßnahmen zu realisieren und auch kostenträchtig.
     
  9. Manchmal sieht man in den Medien den Begriff „Starkregen-Demenz“. Was hat es damit auf sich?
    Wenn es relativ lange her ist (mindestens länger als 5 Jahre), hat die Bevölkerung einer Stadt häufig die Möglichkeit und die potentiellen Schäden von Starkregen vergessen. Dann wird der Vorsorge und Reduktion der Schadenspotentiale oft kaum noch Beachtung geschenkt. Das wird auch als „Starkregen-Demenz“ bezeichnet.
     
  10. Worauf sollte jeder von uns, im Zusammenhang mit möglichen Starkregen, achten?
    Keine Menschenleben riskieren, das heißt sich von Überflutungsbereichen fernhalten. Keine Autos „retten“, denn fortschwimmende Autos sind Fallen für deren Fahrer, manchmal sogar tödliche. Falls Häuser in potenziellen Überflutungsgebieten stehen, keine großen Werte in Kellern anhäufen. Brücken und Durchlässe von Gewässern können verstopfen („verklausen“) und dadurch sehr schnelle und starke Anstiege der lokalen Überschwemmungen verursachen.