10 Fragen zum Thema Dürren an Prof. Sascha Oswald (Umweltwissenschaftler an der Uni Potsdam) & Prof. Sabine Attinger (Hydrologin am Umweltforschungszentrum und an der Uni Potsdam)
- Was sind konkrete Kennzeichen einer Dürreperiode?
Dürren sind Phasen, in denen Böden, Grundwasser, Flüsse und Seen deutlich weniger Wasser enthalten als üblich, oder besonders wenig Niederschlag fällt. Diese Trockenperioden können besonders intensiv, langanhaltend oder großflächig sein – oder eine Kombination davon. Wichtig ist: Dürren sind nicht einfach „trockenes Klima“ wie in Wüsten, sondern zeitlich begrenzte extreme Abweichungen vom Normalzustand. - Welche Regionen Deutschlands sind besonders durch Dürreperioden gefährdet, und warum?
Dürreperioden betreffen alle Regionen Deutschlands – sie gehören zur natürlichen Schwankung. Aber durch den Klimawandel werden diese Phasen häufiger, intensiver und dauern länger. Wir sehen das bereits in den letzten Jahren. - Hat eine anhaltende Dürre Auswirkungen auf das Grundwasser und damit auch auf unser Trinkwasser?
Ja. Wenn es länger trocken ist, steigt der Wasserbedarf, zum Beispiel zur Bewässerung in der Landwirtschaft oder in Gärten. Das zeigt sich auch in dem Verbrauch von Trinkwasser. Gleichzeitig sickert weniger Wasser im Boden nach unten, das heißt: das Grundwasser wird weniger erneuert. Das kann sich langfristig durchaus auf die Verfügbarkeit von Trinkwasser auswirken. - Inwiefern kann sich die Landwirtschaft an häufigere Dürre anpassen?
Die Landwirtschaft kann auf verschiedene Weise reagieren: durch den Anbau von Trockenheit besser tolerierenden Pflanzen, durch die stärkere Vermeidung von Verdunstung oder durch intensivere, wenn auch sparsame Bewässerungsmethoden. Welche Maßnahmen wirtschaftlich sinnvoll sind, hängt stark vom Standort und dessen Rahmenbedingungen ab. - Wie wirken sich Dürre- und Hitzeperioden auf die Gesundheit der Bevölkerung aus?
Hitzeperioden gefährden die Gesundheit – besonders für ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen. Der direkte gesundheitliche Einfluss von Dürren in Deutschland ist noch schwer zu beziffern. In manch anderen Regionen der Welt, besonders im globalen Süden, kann extreme Dürre für viele Betroffene lebensbedrohlich sein. - Welche Strategien könnten dazu beitragen, den Wasserverbrauch in Landwirtschaft, Industrie und Haushalten nachhaltig zu reduzieren?
Deutschland ist insgesamt ein wasserreiches Land. Trotzdem steigen in einigen Regionen und in heißen Sommern die Wasserbedarfe. Daher braucht es gutes Wassermanagement: Speicherung von Regenwasser, grüne Städte, Einschränkungen bei übermäßigem Verbrauch und effiziente Nutzung, vor allem in der Landwirtschaft. - Welche erfolgreichen Maßnahmen gegen Dürre aus anderen Ländern könnten auf Deutschland oder ähnliche Regionen übertragen werden?
Wichtig ist: Klimaschutz ist der beste Dürreschutz. Darüber hinaus helfen Maßnahmen wie Regenwassernutzung, angepasste Stadtplanung, Waldumbau oder der Anbau geeigneter Pflanzen. Dennoch brauchen wir für Deutschland eigene Lösungen, die zu unseren Bedingungen passen. - Ist die Natur in der Lage, sich an die schwankenden klimatischen Bedingungen anzupassen?
Ökosysteme verändern sich mit dem Klima. Einige Arten verschwinden, andere – zum Beispiel trockenresistente oder invasive – breiten sich aus. In einigen Regionen kann das zu einem Rückgang der Artenvielfalt führen. In Deutschland sind die Risiken bisher begrenzt, aber in Südeuropa ist die Gefahr von grundlegenden Umbrüchen real. - Wie ändert der Klimawandel die Häufigkeit von Dürren in Deutschland? Sehen wir dies schon jetzt?
Ja, wir sehen einen klaren Trend: Die Temperaturen steigen, und Dürren treten häufiger auf. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Jahr trocken ist – es gibt weiterhin feuchtere Jahre. Trotzdem ist der Trend eindeutig, und je früher wir die Emissionen reduzieren, desto besser. - Welche Relevanz haben Dürren in anderen Ländern für uns?
Dürren im Ausland betreffen uns direkt – durch globale Lieferketten, Migration, Nahrungsmittelpreise oder politische Instabilität. Unsere Welt ist vernetzt, und deshalb haben auch entfernte Dürren Auswirkungen auf Deutschland.