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Blühende Wiese mit Bläuling
Photo: Bunte Wiese Potsdam

Hintergrund

Seit einiger Zeit wird beobachtet, wie die Zahl der Pflanzen- und Tierarten in Deutschland deutlich zurück geht. Die Vereinten Nationen haben auf internationalem Niveau von 2011 bis 2020 die sogenannte internationale United Nations-Dekade mit dem Titel „Biologische Vielfalt“ ausgerufen, um auf dieses globale Schwinden der Biodiversität aufmerksam zu machen. Dieser Schwund geschieht hauptsächlich wegen des Verlustes von artspezifischem Lebensraum.

Wir wollen neuen Lebensraum schaffen und etwas gegen den Schwund von Biodiversität tun! Dabei wollen wir die Flächen an der Universität nutzen, denn auch im städtischen Raum können viele Arten überleben, wenn geeignete Strukturen vorhanden sind. Durch nachhaltige und gezielt seltenere Pflegemaßnahmen auf Grünflächen  können sich dort viele Pflanzen- und Tierarten ansiedeln. Und damit noch nicht genug! Auch für den Menschen bieten sich dadurch Vorteile: Wildblumenwiesen mit mehr Schmetterlingen, Hummeln und Bienen und vor allem abwechslungsreichen Langgraswiesen und saubere Luft.

 

Blühende Wiese mit Bläuling
Photo: Bunte Wiese Potsdam
Bunte Wiese mit Schild
Photo: Bunte Wiese Potsdam

Konzept

Generelles Konzept: Langgraswiese

Die Umwandlung der ausgewählten Grünflächen zu artenreicheren Wiesengesellschaften ist durch drei Kernaspekte ausgezeichnet:

  1. zweischürige Mahd (Mahd im Juni und September), damit möglichst alle Pflanzen zur Blüte und Samenreife gelangen können
  2. spezielles Mähwerk (Balkenmäher, Sense) , zur Schonung der Insekten
  3. Entnahme des Schnittguts nach einigen Tagen, um den Pflanzen Zeit zum Aussamen zu geben, aber gleichzeitig den Eintrag von Nährstoffen zu minimieren

Wichtig ist außerdem, dass beim Mähen ein Streifen oder eine Insel auf der Fläche bestehen bleibt, um Insekten und anderen dort lebenden mobilen Arten einen Rückzugsort bieten zu können.

Durch den Nährstoffentzug können konkurrenzschwächere und selten vorkommende Arten profitieren, wodurch im Gesamtbild eine höhere Artenvielfalt erzielt wird. Diese Aushagerung ist ein langsamer Prozess und abhängig von dem jeweiligen Nährstoffgehalt der Fläche. Ein Nassregnen des Mahdgutes sollte aufgrund der resultierenden Nährstoffauswaschungen unbedingt vermieden werden.

Vorgehen im Einzelfall

Je nach Fläche und Artenaufkommen können drei unterschiedliche Vorgehensweise verfolgt werden, um die Artenvielfalt einer Fläche zu erhöhen:

  1. Fläche / Arteninventar ist bereits ganz ordentlich: Dann werden lediglich die Mahdintervalle geändert (in eine zweischürige Mahd – 2x pro Jahr). Dies reicht meist aus um konkurrenzstarke Arten etwas zurückzudrängen und den Weg für neue Arten zu ebnen.
  2. Flächen mit sehr lückenhaftem Bestand: Die Fläche wird mit Samen neuer Arten aufgefrischt. Diese Samen können dabei zum Beispiel durch eine Mahdgutübertragung gewonnen oder gekauft werden.
  3.  Flächen mit sehr stark dominierender/n Art/en:  Die Fläche muss großflächig von der Pflanzenauflage befreit und gegebenenfalls umgegraben werden. Danach werden Samen aus einer Mahdgutübertragung oder vom Fachhandel eingesät.

Bei Samenzulieferern ist zu beachten, dass diese möglichst regionales Samengut anbieten sollten. Eine Gewöhnliche Schafgabe, die in Brandenburg wächst, ist doch noch ein bisschen anders als eine, die im westlichen Deutschland zu Hause ist – das Stichwort ist hier „Regionalität“, also kleinräumliche Anpassung von Arten an lokale Standortbedingungen.

Bunte Wiese mit Schild
Photo: Bunte Wiese Potsdam
Blick in eine Bunte Wiese
Photo: Bunte Wiese Potsdam

Monitoring

Was ist Monitoring?

Mit Monitoring ist das schriftliche Erfassen der auf unseren Flächen vorkommenden Arten gemeint. Wird aus einem häufig gemähten Rasen eine Bunte Wiese, so sollte die Artenzahl anfangs zunehmen.

Diese Erfassung der Arten erfolgt strikt nach Bestimmungsschlüssel (z.B. von Schmeil und Fitschen „Die Flora Deutschlands und der angrenzenden Länder“) und auch stets von Studenten mit (zumindest!) Grundkenntnissen in der Bestimmung von Pflanzen. Weiterhin wird das Monitoring auf repräsentativen Teilflächen durchgeführt. Diese sind bei uns 2 x 2 m groß.

Warum überhaupt?

Die aufgeschriebenen Arten und deren prozentuales Vorkommen auf den Teilflächen sollen die Artenzahl und deren -vorkommen auf der Gesamtfläche repräsentieren und damit ein Maß für die Biodiversität dieser Bunten Wiese darstellen.

Außerdem wird über die regelmäßige Zählung geprüft, ob sich eine Bunte Wiese an dieser Stelle auch auf Dauer etablieren kann. Dies nimmt einige Zeit in Anspruch. Erste Wechsel in den Arten sind bereits im ersten Jahr zu erkennen, bis sich langsamere Arten einstellen, kann es jedoch auch fünf Jahren dauern.

Was ändert sich?

Die Initiative Bunte Wiese hat es sich zum Ziel gesetzt in Zukunft auch Zählungen vorzunehmen, zu denen Externe kommen können. Unser Monitoring wird derzeit zweimal pro Jahr durchgeführt (früher Sommer und Herbst), sodass möglichst viele Arten mit unterschiedlichen Blütezeiten abgedeckt sind – denkbar wäre eine Erweiterung auf dreimal pro Jahr (Frühjahr, Sommer, Herbst).

Blick in eine Bunte Wiese
Photo: Bunte Wiese Potsdam