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Ethische Fragen eines digitalisierten Gesundheitssystems – Universität Potsdam und Eberhard Karls Universität Tübingen bauen „Netzwerk digitale Medizinethik“ auf

 

Die Digitalisierung verändert das Gesundheitssystem rasant und wirkt sich immer stärker auf die medizinische Praxis aus: Künstliche Intelligenz für Diagnose und Therapie, Gesundheits-Apps auf dem Smartphone oder soziale Robotik in der Pflege zeigen das große Potenzial der neuen Technologien. „Damit verbundene ethische Risiken zu verstehen und mit ihnen umzugehen, ist Aufgabe der Medizinethik, die sich angesichts der digitalen Transformation des Gesundheitswesens neu ausrichten muss“, sagt Prof. Dr. Robert Ranisch, einer der Gründer des neuen „Netzwerks digitale Medizinethik“. Das Projekt, das Forschende bei der Aneignung entsprechender Kenntnisse und Fähigkeiten unterstützen will, wird von der Universität Potsdam innerhalb der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg und der Eberhard Karls Universität Tübingen getragen und von der VolkswagenStiftung finanziell gefördert.

Die Medizinethik fragt nach angemessenem Verhalten in der Gesundheitsversorgung und nach gerechten Strukturen im Gesundheitssystem. Entsprechend qualifizierte Fachleute bringen ihr Wissen in das Medizinstudium und die Ausbildung anderer Heilberufe ein. Sie untersuchen grundlegende Aspekte des Miteinanders im Gesundheitswesen und beraten in der klinischen Praxis, etwa bei schwierigen Entscheidungen am Lebensende. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer guten und gerechten Gesundheitsversorgung. „Doch die Ressourcen sind knapp bemessen“, sagt Robert Ranisch. „Die viele Arbeit in Lehre und Forschung muss auf wenigen Schultern verteilt werden, weil die Medizinethik ein kleines Fach ist und nicht jede Universität darüber verfügt. Aspekte der Digitalisierung kommen deshalb oft zu kurz“, so Ranisch, der an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg die Juniorprofessur für Medizinische Ethik mit Schwerpunkt auf Digitalisierung leitet.

Die Medizinethik ist ein Fachgebiet, in dem Philosophie, Medizin oder die Sozialwissenschaften interdisziplinär zusammenarbeiten. Mit der voranschreitenden Digitalisierung kommen Wissen und Fähigkeiten aus den technischen Wissenschaften hinzu, die dringend gebraucht werden. „Genau hier soll das Netzwerk unterstützen und durch gezielte Initiativen Forschung und Lehre stärken“, kündigt Ranisch an. Dazu gehöre etwa die Entwicklung eines eigenständigen Curriculums „Digitale Medizinethik“, das mit verschiedenen Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg Partnern erprobt und dann frei zur Verfügung gestellt wird. An der Universität Potsdam soll zudem ein Forschungshub entstehen, der die digitalethische Grundlagenforschung und Vernetzung in der Wissenschaft fördert.

Neben der Beschreibung von Risiken gelte es jedoch auch, die Potenziale der Digitalisierung für die medizinische Versorgung zu nutzen: „Brandenburg hat ausgedehnte ländliche Gebiete mit geringer Bevölkerungsdichte. Gerade hier ist der Einsatz von digitalen Technologien sinnvoll“, meint Ranisch. Deshalb sollen innerhalb des Projekts digitale Angebote der Ethikberatung entwickelt und evaluiert werden, um Patienten und medizinisches Personal in schwierigen Entscheidungssituationen unterstützen zu können. Begleitet werden alle Aktivitäten des Netzwerkes durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und Dialoge mit Bürgerinnen und Bürgern.

Das Netzwerk digitale Medizinethik („Digital Medical Ethics Network“) wird von Prof. Dr. Robert Ranisch (FGW Brandenburg) und Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing sowie Prof. Dr. Hans-Jörg Ehni (Universität Tübingen) geleitet. Die beteiligten Universitäten in Tübingen und Potsdam unterstützen das Projekt langfristig im Rahmen eines Matching-Funds.

Kontakt
Prof. Dr. Robert Ranisch
Juniorprofessur für Medizinische Ethik mit Schwerpunkt auf Digitalisierung
Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg
Universität Potsdam
Tel.: +49 331 977-213841
E-Mail: robert.ranischfgw-brandenburgde

Medienkontakt
Antje Horn-Conrad
Universität Potsdam
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 331 977-1474
E-Mail: presseuni-potsdamde

Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg
wurde 2018 als gemeinsame Fakultät der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg gegründet. Sie bildet den Kern des Gesundheitscampus Brandenburg. Ziel ist es, neuartige medizinische, pflegerische und medizin-technische Versorgungsangebote sowie innovative Studiengänge zu entwickeln. In Kooperation mit weiteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen soll die Fakultät zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Flächenland Brandenburg beitragen.

Medieninformation der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, herausgegeben von der Universität Potsdam
21-02-2023 / Nr. 001