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Kulturwinter im Modellversuch – Forschende untersuchen Infektionsrisiko und Schutzkonzepte bei Veranstaltungen in Innenräumen

Aufführung von „Linie 1“ an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt | Foto: Uckermärkischen Bühnen Schwed
Photo : Uckermärkischen Bühnen Schwedt/Sandra Zabelt
Mit der Aufführung von „Linie 1“ an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt startet am 11. September der Modellversuch, bei dem die Schutzkonzepte von Veranstaltungen in Innenräumen auf ihre Wirksamkeit hin geprüft werden.

Musik und Tanz, Theater und Kabarett – wo es ging, wurden kulturelle Veranstaltungen in diesem Sommer nach draußen verlegt. Nun aber steht die kalte Jahreszeit bevor und damit die Frage: Können Kunst und Kultur wieder in geschlossenen Räumen erlebt werden?  
Das Potsdamer Harding-Zentrum für Risikokompetenz und die Medizinische Hochschule Brandenburg – beides Partner der Fakultät für Gesundheitswissenschaften – werden dies in Kooperation mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg wissenschaftlich untersuchen, indem sie einzelne Veranstaltungen begleiten und dabei evaluieren, ob die gewählten Strategien zur Eindämmung der Infektionsrisiken aufgegangen sind.

Um trotz steigender Inzidenzen Kunst- und Kulturerlebnisse im Land Brandenburg zu ermöglichen, hat das Kulturministerium im Einvernehmen mit dem Gesundheitsministerium im kommenden Herbst und Winter vereinzelt Veranstaltungen als Modellprojekte zugelassen. Die Veranstalter verfolgen dabei verschiedene Konzepte zur Eindämmung des Infektionsrisikos. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Harding-Zentrums für Risikokompetenz und der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) werden nun an insgesamt zehn Abenden zwischen dem 11. September und dem 8. Januar Veranstaltungen in Schwedt/Oder, Potsdam, Cottbus und Brandenburg an der Havel begleiten und die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen überprüfen. „Ziel unseres Modellversuchs ist es herauszufinden, wie Kultur auch unter anhaltenden Pandemiebedingungen in der kalten Jahreszeit weiterhin stattfinden kann“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Harding-Zentrums, Dr. Felix Rebitschek. Offen ist, inwieweit die aus den Modellprojekten gewonnenen Erkenntnisse maßgebend auch für die landesrechtlichen Corona-Regelungen sein werden.

Ein in anderen Bundesländern bereits eingeführter Versuch hat die 3-G-Regel als Ausgangspunkt, die eine Vollauslastung mit Genesenen, Geimpften und Getesteten ermöglicht. Hier ist jedoch unklar, welche Infektionsrisiken entstehen, vor allem mit Blick auf steigende Inzidenzen. Aufgabe des Modellversuchs ist es deshalb, im Rahmen von sechs der Veranstaltungen das Besucherverhalten zu überprüfen, die Rolle des Testens zu bestimmen und die Wirksamkeit des Lüftens zu evaluieren.

„In vier der Veranstaltungen erproben wir den Ansatz der sogenannten harten Tür“, sagt Prof. Dr. Michael Hauptmann, Leiter des Instituts für Biometrie und Registerforschung der MHB. „Diese harte Tür umfasst eine Doppeltestung für alle Gäste, unabhängig von ihrem Immunisierungsstatus.“ Statistische Analysen bestimmen, welches inzidenzabhängige Risiko trotz verschiedener Zugangsbeschränkungen besteht. Und es wird empirisch erhoben, welches Verhältnis von Risiko, Zugangsbeschränkungen und Hygienemaßnahmen von Gästen akzeptiert wird. Hieraus soll abgeleitet werden, inwieweit auch bei steigender Inzidenz und Impfdurchbrüchen Tür-Konzepte skalierbar sind und mit welcher Risikotoleranz und welchen Hygienemaßnahmen Veranstaltungen praktikabel durchführbar sind. Auf der Basis dieser Erkenntnisse sollen evidenzbasierte Vorschläge für zukünftige Sicherheitskonzepte gewonnen werden.

Das Harding-Zentrum für Risikokompetenz
wechselte 2020 vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung nach Potsdam an die Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg. Es steht für Aufklärung, für die allgemeinverständliche Aufbereitung von Fakten und für die Entwicklung analoger und digitaler Werkzeuge, die dabei helfen, informierte und effiziente Gesundheits- und Verbraucherentscheidungen zu treffen.
Das Team des Harding-Zentrums führt Studien, Expertenbefragungen und Umfragen in der Bevölkerung durch. Zudem organisiert es Fort- und Weiterbildungen für Ärzte, Journalisten und Verbraucherschützer, für die es besonders wichtig ist, Risiken richtig zu interpretieren und verständlich gegenüber Patienten und der allgemeinen Öffentlichkeit vermitteln zu können.

Die Medizinische Hochschule Brandenburg
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, eine der Trägerhochschulen der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, ist eine staatlich anerkannte Universität in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft. Mit ihren vier Universitätskliniken Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, Immanuel Klinik Rüdersdorf, Ruppiner Kliniken und Städtisches Klinikum Brandenburg sowie aktuell insgesamt über 35 kooperierenden Krankenhäusern und mehr als 150 Lehrpraxen steht sie für praxisorientierte und wissenschaftsbasierte Lehrkonzepte sowie für die Einheit von Forschung, Lehre und Patientenversorgung im Land Brandenburg und darüber hinaus.

Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg
wurde 2018 als gemeinsame Fakultät der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg gegründet. Sie bildet den Kern des Gesundheitscampus Brandenburg. Ziel ist es, neuartige medizinische, pflegerische und medizin-technische Versorgungsangebote sowie innovative Studiengänge zu entwickeln. In Kooperation mit weiteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen soll die Fakultät zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Flächenland Brandenburg beitragen.

Kontakt
Dr. Felix G. Rebitschek
Wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des Harding-Zentrums für Risikokompetenz
E-Mail: rebitschekuni-potsdamde

Medieninformation der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, herausgegeben von der Universität Potsdam
09-09-2021 / Nr. 007