Herr Dr. Prickett, was kann man am Zessko aktuell alles lernen?
Wie der Name schon sagt, bieten wir vor allem Kurse zu Sprachen und Schlüsselkompetenzen an. Wir lehren gegenwärtig elf Sprachen: Chinesisch, Deutsch als Fremdsprache, Englisch, Französisch, Italienisch, Latein, Altgriechisch, Portugiesisch, Spanisch, Polnisch und Russisch. Als akkreditierte Einrichtung vergibt das Zessko Fremdsprachenzertifikate nach dem UNIcert®-Qualitätssiegel, das gewährleistet, dass die Sprachausbildung an Mitgliedseinrichtungen im UNIcert®-Verbund vergleichbare Ergebnisse erzielt. Dort müssen wir uns regelmäßig akkreditieren lassen. Olga Holland, Leiterin des Bereichs Slawische Sprachen und UNIcert®-Prüfungsausschussvorsitzende am Zessko, vertritt das Zessko in der Wissenschaftlichen Kommission von UNIcert®. Die Sprachkurse können Studierende mit frei verfügbaren Leistungspunkten belegen, sofern sie diese haben. In den philologischen Studiengängen, wie zum Beispiel Lehramt Englisch, Lehramt Spanisch und Französisch, Polnisch und Russisch sind sie Teil der Studienordnung.
Sprachen sind wichtig, aber welche Schlüsselkompetenzen fördern Sie darüber hinaus?
Wir bieten Kurse zur Stärkung interkultureller Kompetenz. Das Zusatzzertifikat „Interkulturelle Kompetenz in Studium und Beruf“ ist eine Art Portfolio der im Studium oder in der Praxis erworbenen Kompetenzen. Es gibt immer wieder Studierende, die Kurse belegen, ohne dafür Leistungspunkte zu erwerben. Nicht zuletzt sind wir dafür zuständig, interkulturelles Engagement und Erfahrungen von außerhalb der Universität anzuerkennen, wenn beispielsweise jemand ehrenamtlich aktiv ist. Das Zusatzzertifikat „Docendo Discimus“ zertifiziert den Erwerb didaktischer Grundlagen der Erwachsenenbildung.
Sie sind seit 2019 Leiter des Zessko. Was hat sich seither geändert?
Wir schließen gerade im Auftrag der Hochschulleitung eine Strukturanalyse ab, eine interne Evaluation, auch um den Bekanntheitsgrad des Zessko zu messen. Basierend auf den Ergebnissen werden unter anderem die vier Bereiche, die das Zessko früher ausgemacht haben, auf zwei reduziert. Der Bereich „Studieneinstieg für internationale Studierende“ wird dem Bereich „Sprachen“ zugeordnet, der Bereich „Selbstlernen“ dem Bereich „Schlüsselkompetenzen“. Manche sehen diese Zuordnungen als eine rein kosmetische Änderung, aber ich denke, sie werden zu mehr Synergien führen. Auch wird dadurch klarer, wer was macht und wer mit wem zusammenarbeitet, auch für Studierende.
Ansonsten hat sich die gute Zusammenarbeit im Team nochmal intensiviert. Dass es hier sehr kollegial zugeht, hat das Zessko meiner Meinung nach schon immer ausgezeichnet. Aber auch außerhalb des Zessko kooperieren wir mehr. Von der Gründung des ehemaligen Sprachenzentrums im Jahr 1994 bis zur Etablierung des Zessko im Jahr 2010 lautete dessen Motto per linguas ad mundum – durch Sprachen zur Welt. Wir arbeiten nach wie vor daran, Studierende auf Auslandsaufenthalte vorzubereiten und dass Lehrende und Studierende aus dem Ausland gut hier ankommen.
Die Online-Lehre bietet neue Chancen, auch für internationale Lehrveranstaltungen und Kooperationen. Manche Kolleginnen und Kollegen öffnen ihre Kurse für Studierende von EDUC-Einrichtungen oder arbeiten an gemeinsamen Lehrprojekten mit Lehrenden aus der Allianz. Und die Flexibilisierung, die mit hybriden Formaten einhergeht, hilft auch Studierenden mit Beeinträchtigungen vor Ort.
Ein interessantes Angebot des Zessko ist die Mediothek, in der Studierende arbeiten, Lernmaterialien ausleihen und an Sprachcafés teilnehmen können. Warum heißt es eigentlich Mediothek und nicht Mediathek?
Da bin ich ehrlich gesagt überfragt. Wir suchen aktuell ohnehin nach einem neuen Namen, denn viele Studierende wissen gar nicht, dass es die Mediothek gibt. Oder sie trauen sich nicht hinein, weil sie denken, dass sie dort still sein müssen. Es ist aber keine Bibliothek, sondern ein Ort für das autonome Lernen – allein oder in Gruppen. Mediotheken waren früher Orte, an denen es Sprachlabore gab, mit Kabinen, in denen Studierende mit Kassetten arbeiten und das Gehörte wiederholen konnten. Man konnte dort Realien nutzen, zum Beispiel Zeitungen und aktuelle Bücher aus anderen Ländern. Das hat sich durch das Internet geändert, inzwischen kommen Studierende und Lehrende selber leicht an solche Materialien. Heute bieten wir vor allem Bücher zum Selbstlernen und Unterrichtsmaterialien für Studierende, Tutor*innen und Dozent*innen an.
Sehen sie KI als Chance oder Bedrohung für die Sprachlehre?
KI ist schon längst hier. Man kann nicht so tun, als ob sie das nicht wäre, und sagen, dass man nicht damit umgehen darf. Wir arbeiten aktuell mit dem ZfQ und dem ZIM an einem einführenden KI-Modul für den Modulkatalog Studiumplus: Was ist KI eigentlich? Wozu dient sie? Wie arbeite ich gewissenhaft damit? Um solche Fragen soll es dabei gehen. Bisher gibt es GPT.UP und das ist ein schönes Angebot, aber ich denke, wir könnten ein bisschen mehr Anleitung gebrauchen. Auch was das Schreiben von Prompts angeht. Nicht unbedingt: „Schreib mir einen Aufsatz mit 500 Wörtern“, sondern eher „Ich möchte mein Englisch verbessern, bitte sei mein Übungspartner!“
Und wie stehen Sie zum Knopf im Ohr, der mittels KI simultan übersetzt und das Sprachenlernen überflüssig machen könnte?
Es ist ein interessanter Ansatz. Und im Grunde gibt es das ja schon. Wir haben Smartphones, die übersetzen können. Aber das ist keine Kommunikation. Die Frage ist: Wie funktioniert das und was passiert mit dem, was ich sage? Es ist außerdem sehr anfällig für Fehler – das Programm kennt oder versteht den Kontext nicht, in dem etwas gesagt wurde. Und schon ist die Übersetzung verkehrt. Auch sonst fände ich es schade, wenn der Knopf im Ohr das Lernen von Sprachen ersetzen würde. Um eine Kultur wirklich kennenzulernen, muss man die Sprache lernen. Denn Englisch ist nicht gleich Englisch und Spanisch nicht gleich Spanisch. Vieles erschließt sich erst aus der Geschichte der Sprache und in der konkreten Kommunikation vor Ort.
Was planen Sie für die Jubiläumsfeier?
Wir feiern in der Oberen Mensa auf dem Campus Am Neuen Palais. Eingeladen haben wir unsere um die 50 Beschäftigen, die Hochschulleitung, Partner aus den Fakultäten und der Studienberatung, mit der wir eng kooperieren, aber auch Studierende aus der studentischen Vertretung, aus verschiedenen Gremien und Beiräten. Der Austausch mit ihnen allen liegt uns sehr am Herzen. Und das Jubiläum bietet dafür einen schönen Anlass.
Weitere Informationen zum Zessko: https://www.uni-potsdam.de/de/zessko
Das UNIcert®-Qualitätssiegel: https://www.unicert-online.org/ueber-unicert/vorteile/