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Unterwegs in Namibia – Tag 8: Drei Dörfer

Potsdamer Forschende in der afrikanischen Savanne

Der Tag beginnt früh mit einer einstündigen Fahrt auf staubigen Schotterstraßen zum Gemeinschaftsdorf Ozangarangombe. Hier treffen wir uns mit Bauern aus der Umgebung, um das NamTip-Projekt vorzustellen, unsere Ergebnisse zu diskutieren und Lösungen zu erörtern, die von NamTip-Forschenden und lokalen Bauern in enger Zusammenarbeit entwickelt wurden, um die Bodendegradation in Gemeinschaftsgebieten zu bekämpfen. Viele Menschen sind der Einladung gefolgt, und so versammeln sich über 80 Personen am Treffpunkt des Dorfes, darunter zahlreiche Bauern aus der Gemeinde und mehrere Mitglieder der örtlichen Naturschutzverbände und der Landbehörde.

Zum Auftakt begrüßen Vertreter der drei Universitäten und die Oberhäupter der drei teilnehmenden Dörfer die Anwesenden. Sie alle äußern sich optimistisch, dass die Herausforderungen, vor denen die Bauern in den Gemeinden stehen, durch Zusammenarbeit und gegenseitiges Lernen bewältigt werden können.

Prof. Anja Linstädter von der Universität Potsdam gibt anschließend eine kurze Einführung in das NamTip-Projekt, skizziert dessen Ziele und stellt das Konzept der ökologischen Kipppunkte vor. Als Nächstes präsentiert Dr. Clara Nesongano (UNAM) Indikatoren, anhand derer die Bauern den Zustand ihrer Weideflächen bestimmen können. In ihrem sehr interaktiven Vortrag präsentiert sie Grasproben, die als Indikatoren für den Zustand der Weideflächen dienen können, was bei den versammelten Bauern großes Interesse weckt. Sie vergleicht das Weideland mit einem kranken Menschen und erklärt, dass so wie Ruhe und Medizin einen Menschen allmählich heilen, Veränderungen an den Flächen zwar nicht sofort sichtbar sind, aber mit der Zeit zu einer Wiederherstellung führen können.

Anschließend spricht Dr. Mark Bilton das Problem der Buschverbreitung an. Er betont, wie wichtig das Ausdünnen des Buschwerks für den Erhalt gesunder Weideflächen ist. Anhand von Pflanzenproben veranschaulicht er die Veränderungen der Grasarten, die durch die fortschreitende Buschverbreitung verursacht werden. Seine Präsentation wird durch viele aufschlussreiche Fragen und Ergänzungen aus dem Publikum ergänzt.

Dr. Diego Menestrey Schwieber präsentiert danach eine Karte, die in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaftsbauern erstellt wurde und das gesamte Gemeinschaftsgebiet mit allen drei Dörfern zeigt. Er spricht das Problem der zu hohen Viehbestände auf kleinem Raum an, die zu einer Verschlechterung der Weideflächen führen, insbesondere in der Nähe der Lager und Wasserstellen. Er betont, dass das Land in seinem derzeitigen Zustand nur einen Rinderbestand von maximal 18 Tieren pro Hektar nachhaltig ernähren kann – eine Grenze, die in allen Dörfern überschritten wird.

Nach einer kurzen Mittagspause hören wir Vorträge von Lernenden des EduVentures-Programms unter der Leitung von Corris Kaapehi. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie junge Menschen ihre Ergebnisse präsentieren – nicht nur gut vorbereitet und selbstbewusst, sondern auch unter Einhaltung einer klaren wissenschaftlichen Struktur, einschließlich Einleitung, Methoden, Ergebnissen und Diskussion. Diese Präsentationen unterstreichen den Erfolg des Projektteils, der sich auf Schülerinnen und Schüler konzentriert, von denen alle den Wunsch geäußert haben, nach der Schule weiter zu lernen. Sie sind die zukünftigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Namibias.

Anschließend stellt Nali Moyo, Doktorandin an der NUST, Strategien zur Wiederherstellung degradierter Weideflächen vor. Sie skizziert verschiedene Methoden, darunter Brachlegung und Neuaussaat, und verknüpft diese mit konkreten Experimenten, die im Rahmen des NamTip-Projekts durchgeführt wurden. Ihre kompetente Präsentation stößt bei den Bauern auf großes Interesse, viele kommentieren den Vortrag und steuern eigene Erfahrungsberichte bei.

Dr. Diego Menestrey Schwieber stellt anschließend weitere Strategien vor, die gemeinsam mit lokalen Bauern entwickelt wurden. Ein zentraler Vorschlag ist der Bau eines Zauns entlang der Hauptstraße und um das gesamte Gemeindegebiet herum. Dadurch würden die Menschen nicht mehr gezwungen, ihre Tiere in der Nähe ihrer Häuser zu halten, was kleinere Lager ermöglichen und damit eine Vergrößerung der gemeinschaftlichen Weidefläche bedeuten würde, die dann weniger Tiere pro Hektar ernähren müsste. Er betont auch die Bedeutung der Einführung von Rotationsweiden, wobei mehr Zäune verwendet werden, um das Gebiet in vier separate Weidezonen zu unterteilen.

Der Tag endet mit einer lebhaften Diskussion und einigen abschließenden Dankesworten eines Mitglieds der Okakarara-Naturschutzorganisation, bevor wir uns sehr müde, aber auch sehr zufrieden von einem äußerst erfolgreichen Tag auf den Rückweg machen.

 

Link zur NamTip-Website: https://www.uni-potsdam.de/en/namtip