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Wasser ist sein Element – Thorsten Wagener forscht als Alexander von Humboldt-Professor an der Universität Potsdam

Der Hydrologe Prof. Dr. Thorsten Wagener ist seit Anfang 2021 als Humboldt-Professor an der Universität Potsdam. | Foto: Sandra Scholz
Foto : Sandra Scholz
Der Hydrologe Prof. Dr. Thorsten Wagener ist seit Anfang 2021 als Humboldt-Professor an der Universität Potsdam.
„Mit 25 Jahren Abstand zurück zu bekannten Dingen“ – so empfinde er nach vielen Jahren im Ausland die Rückkehr nach Deutschland, sagt Prof. Thorsten Wagener. Am 1. Januar 2021 hat der Forscher die Alexander von Humboldt-Professur für die Analyse hydrologischer Systeme am Institut für Umweltwissenschaften und Geographie angetreten. Seitdem war er allerdings erst wenige Tage tatsächlich am Campus Golm. Seinen Neustart aus dem Home Office beschreibt er so: „Es ist etwas seltsam, auf diese Weise die neuen Kollegen kennenzulernen, und man kommt nicht so in den Uni-Ablauf rein. Daher treffe ich mich bei gutem Wetter mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern draußen zum Spaziergang.“

Zum Thema Wasser kam Thorsten Wagener durch einen Auslandsaufenthalt in Äthiopien, während er Bauingenieurwesen an der Universität Siegen studierte. Nach seinem Masterabschluss an der Delft University of Technology (Niederlande) verbrachte er zunächst einige Jahre als Doktorand am Imperial College in London, bevor er mit einem DAAD-Forschungsstipendium 2002 als Postdoc an die University of Arizona ging. 2004 nahm er eine Stelle als Assistant Professor an der Pennsylvania State University an, wo er sich im Bereich Analyse und Simulation hydrologischer Systeme spezialisierte und 2009 Associate Professor wurde. Von 2012 bis 2020 leitete Thorsten Wagener als Professor für Wasser- und Umweltingenieurwesen die Forschungsgruppe Water and Environmental Engineering an der University of Bristol (Großbritannien).

Im vergangenen Jahr wurde Thorsten Wagener im Rahmen einer Humboldt-Professur an die Uni Potsdam berufen. Die mit 3,5 Millionen Euro dotierte Professur wird von der Alexander von Humboldt- Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Nach Harald Clahsen in den Kognitionswissenschaften erhält Thorsten Wagener als zweiter Humboldt-Professor an der Universität Potsdam den höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis.

Ein interdisziplinäres Wasserzentrum

Sein großes Ziel hier an der Uni Potsdam ist es, ein Forschungszentrum für Wasser, Umwelt und Gesellschaft aufzubauen. Thorsten Wagener möchte dafür die interdisziplinäre Forschung stärken und institutsübergreifend arbeiten. „Dieses Wasserzentrum wird Personen aus verschiedenen Bereichen der Universität zusammenbringen und auch die assoziierten Forschungsinstitute mit einbeziehen. Wir möchten den Standort Potsdam in der Wasserforschung national und international noch weiter nach vorn bringen“, sagt er.

Auf dem Campus Golm ist mit Haus 32 ein Forschungsneubau entstanden, in dem Thorsten Wagener und seine Arbeitsgruppe noch 2021 untergebracht werden sollen. In den Räumlichkeiten werden unter anderem Hochleistungsrechner installiert, denn Wagener arbeitet schwerpunktmäßig mit mathematischen Modellen zur Vorhersage hydrologischer Prozesse: „Wie empfindlich reagieren Regionen auf Wetterextreme? Wie wirken sich Änderungen im Niederschlag und in der Temperatur auf die Grundwasserneubildung aus? Wie unterscheidet sich die Auswirkung von Trockenphasen über große Entfernungen? Dieser Art von Fragen wollen wir mit unserer Arbeitsgruppe nachgehen“, sagt der Professor. „Wir wollen solche Fragen dann im Wasserzentrum noch weitreichender und auch interdisziplinär betrachten, als es für einzelne Forscher möglich ist.“

Mit den Computersimulationen möchten er und sein Team verstehen, wie sich der Klimawandel – von lokalen bis hin zu globalen Größenordnungen – auf Wetterextreme wie Trockenheit und Überschwemmungen auswirkt. „Dabei ist es auch unser Ziel herauszufinden, welche Unsicherheiten es in diesen Modellierungen gibt, wo und für welche Zeitabschnitte sie robust beziehungsweise verbesserungswürdig sind“, erklärt Thorsten Wagener.

Engagiert für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Während seiner Zeit in Großbritannien und den USA hat der Forscher unterschiedliche Herangehensweisen an wissenschaftliches Arbeiten und die Ausbildung von Promovierenden kennengelernt. „Ich möchte alte Verhaltensmuster aufbrechen und schauen, wie man Dinge kombinieren kann“, sagt er. „Über das Wasserzentrum wollen wir den wissenschaftlichen Stand der Dinge kommunizieren, um Schnittstellen zwischen Forschenden innerhalb und außerhalb der Uni Potsdam und den Anwendern unserer Forschung zu erkennen und zu nutzen.“ Für diese direkte Vermittlung werden bereits eine Webseite und ein Twitter- Account eingerichtet.

Am neuen Master-Studiengang Climate, Earth, Water and Sustainability, der zum Wintersemester 2021/22 startet, wird sich Thorsten Wagener mit einer Veranstaltung zur Umweltmodellierung beteiligen. Um das Profil des wissenschaftlichen Nachwuchses zu schärfen, hat er einiges vor: „Mit meinen Postdocs mache ich grundsätzlich einen mehrjährigen Karriereplan bis zu ihrer nächsten Anstellung. Außerdem habe ich begonnen, Online-Materialien für die Doktorandenausbildung zusammenzustellen. Dazu gehören beispielsweise Werkzeuge und Methoden für wissenschaftliches Arbeiten und das Schreiben von Artikeln. In meiner Zeit in Bristol habe ich diese Inhalte jährlich als Workshop unterrichtet.“

Viel Raum für Kooperationen

Thorsten Wagener sieht Anknüpfungspunkte für die Wasserforschung zum Beispiel bei den Biowissenschaften und der Medizin, aber auch methodisch in der Informatik, Mathematik und Physik. Bereits an der University of Bristol und an der Pennsylvania State University hatte er den Aufbau von Umweltinstituten organisiert und multidisziplinäre Projektgruppen geleitet. Mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig und dem Deutschen Geo- ForschungsZentrum Potsdam sind zahlreiche Kooperationen geplant, beispielsweise über gemeinsame Forschungsanträge. Sogar die Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs wird diskutiert – auf jeden Fall besteht großes Potenzial für die Zusammenarbeit bei der Wasserforschung.

Der Forscher

Prof. Thorsten Wagener, Ph.D. studierte Bauingenieurwesen an der Universität Siegen und der Delft University of Technology in den Niederlanden. Als Professor war er bereits an der Pennsylvania State University (USA) und der University of Bristol (Großbritannien) tätig. Seit Januar 2021 ist er Alexander von Humboldt-Professor für die Analyse hydrologischer Systeme an der Universität Potsdam.
E-Mail: thorsten.wageneruni-potsdamde

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Wissen - Zwei 2021 „Aufbruch“ (PDF).