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Start-ups aus der Uni – Das Qualifizierungsprogramm „Science meets Market“ der Potsdam Graduate School hilft beim Gründen aus der Wissenschaft

Die Projektkoordinatorin Bettina Bluhm von „Science meets Market“| Foto: Tilo Bergemann
Studierende, Promovierende und PostDocs profitieren von dem Start-Up der Potsdam Graduate School | Foto: Tilo Bergemann
Das Weiterbildungsangebot hilft die berufliche Karriere der Zukunft zu planen | Foto: Tilo Bergemann
Foto : Tilo Bergemann
Die Projektkoordinatorin Bettina Bluhm von „Science meets Market“
Foto : Tilo Bergemann
Studierende, Promovierende und PostDocs profitieren von dem Start-Up der Potsdam Graduate School
Foto : Tilo Bergemann
Das Weiterbildungsangebot hilft die berufliche Karriere der Zukunft zu planen
Der Biotechnologe Paul Demin steckt gerade mitten in seiner Promotion. In einem Jahr möchte er sie abgeschlossen haben. Für ihn stellt sich die Frage: Wie geht es danach weiter? „Darüber macht man sich natürlich Gedanken. Bleibe ich in der Wissenschaft? Strebe ich eine Anstellung an? Oder mache ich mich vielleicht sogar selbstständig?“

So wie Paul Demin geht es vielen weiteren Studierenden, Promovierenden oder Postdocs, die nach ihrer Ausbildung und den ersten Arbeitsjahren noch nicht so genau wissen, wie die weitere berufliche Karriere aussehen soll. Mit einer tollen Geschäftsidee reift bei einigen der vorsichtige Wunsch nach einem eigenen Unternehmen heran. Doch die Hürden zur Gründung sind für viele hoch. Denn neben einer guten Idee gehören Mut und Ausdauer, Managementwissen, unternehmerisches Denken und Handeln und ein Finanzierungsplan zur Grundausstattung zukünftiger Gründerinnen und Gründer. „Die Geschäftsidee ist das eine. Aber die richtigen Partner zu finden und diese Ideen umzusetzen, ist noch einmal etwas ganz anderes“, sagt Paul Demin. „Das ist alles Neuland für mich.“

Ein Weiterbildungsangebot der Potsdam Graduate School (PoGS) schafft an genau diesem Punkt Abhilfe. Wer nach dem Studium oder der Promotion die Idee einer eigenen Unternehmensgründung mit sich herumträgt, ist im PoGS-Programm „Science meets Market“ gut aufgehoben. Es richtet sich an promovierende und promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich eine berufliche Perspektive in der Selbstständigkeit vorstellen können. Die Projektkoordinatorin Bettina Bluhm kann dabei aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen: Sie hat nicht nur ihre Masterarbeit über das Thema Gründungen geschrieben, sondern gründete nach ihrem Studium selbst ein gemeinnütziges Bildungsunternehmen und leitete es einige Jahre lang.

„Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben gute Gründungsideen, müssen sie aber erst einmal ordnen und bereit sein, diese auch zu vermarkten“, weiß Bettina Bluhm. „Aktuell drehen sich viele Ideen um Nachhaltigkeit und darum, die Welt ein Stück besser zu machen.“ Dass aus der Wissenschaft heraus erfolgreiche Unternehmen entstehen können, zeige gerade das Beispiel der Universität Potsdam. Etwa 280 Gründungen nahmen hier in den vergangenen zehn Jahren ihren Anfang. Genauso lange gibt es mit der Entrepreneurial Postgraduate Education (EPE) an der PoGS ein Qualifizierungsangebot für den wissenschaftlichen Nachwuchs, das 2020 mit „Science meets Market“ in Kooperation mit Potsdam Transfer in eine Neuauflage geht.

In acht Workshopmodulen und neun Monaten durchlaufen die Teilnehmenden des Programms einen beispielhaften Gründungsprozess – von der Idee bis zu einem passenden Geschäftsmodell. Eine ausgefeilte geeignete Geschäftsidee muss dafür noch gar nicht vorhanden sein. In der Gruppe werden passende Ideen gemeinsam entwickelt. Module über Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, den Business-Plan, Finanzierung, Fördermöglichkeiten, Marketing, Kreativitätstechniken oder Teambuilding sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fit für eine Gründung machen, Ängste nehmen und Chancen ausloten. Erfolgreiche Start-ups geben Einblicke in ihre eigene Gründungsgeschichte. Das Programm endet mit einem sogenannten Elevator Pitch, in dem die Gründungswilligen ihre Idee einer Expertenjury kurz und knapp – und überzeugend – vorstellen sollen.

Paul Demin gehört zu einer neunköpfigen Gruppe, die das Programm in diesem Jahr durchläuft. Was er sich erhofft hat – „eine Anleitung zum Gründen und jemanden, der mitzieht“ – hat er schon gefunden. Denn mit der Masterstudentin Luise Strietzel lernte er eine geeignete Unternehmenspartnerin kennen, die seine Geschäftsidee genauso überzeugend findet wie er selbst und sie unterstützen möchte. Ihre eigene Gründungsidee stellt sie dafür erst einmal hintenan.

Über ihre Geschäftsidee wollen Luise Strietzel und Paul Demin noch nicht allzu viel verraten. Nur so viel: „Es geht darum, nachhaltig, ressourcenschonend und klimafreundlich Nutzpflanzen zu kultivieren“, erzählt Luise Strietzel. „Ganzjährig und unabhängig vom Wetter.“ Und zwar lokal in Berlin und Brandenburg, mit einem speziellen regulierbaren Anbausystem, das Wasser und Nährstoffe spart. An einem ersten Prototyp baut Paul Demin derzeit in seinem Labor am Institut für Biochemie und Biologie.

Während Paul Demin die naturwissenschaftlichen Grundlagen für das künftige Unternehmen mitbringt, steuert Luise Strietzel ihr Knowhow über Informatik und Wirtschaft sowie Künstliche Intelligenz bei. Sie schätzt es, „die Gründungsidee einmal in einem geschützten Setting durchspielen zu können.“ Außerdem gibt das Seminar die Möglichkeit, sich mit den anderen Teilnehmenden auszutauschen, gemeinsam die Ideen zu schärfen, Feedback zu erhalten und abzugeben.

„Das Programm ist ein Teil in einer langen Kette des Gründungsprozesses“, betont Bettina Bluhm. Viele besuchen anschließend noch weitere Workshops, lassen sich beraten oder ihre Idee noch weiter reifen. Auch Luise Strietzel und Paul Demin wollen sich noch nicht sofort in die Gründung stürzen. Erst wollen sie ihre Master- und Promotionsarbeit abschließen und noch einmal alles gut durchkalkulieren. „Man fühlt sich wie eine Mutter mit zwei Kindern““, sagt Paul Demin lachend. Es sei sehr zeitintensiv, gleichzeitig die Gründung vorzubereiten und zu promovieren. Aber auch, wenn die Gründung vielleicht noch etwas warten muss, macht das nichts: „Ich habe nun das Wissen zum Gründen, das ich später wieder aus der Schublade herausholen kann“, sagt Luise Strietzel.

Im Oktober 2021 geht „Science meets Market“ in die nächste Runde.

Ab sofort können Sie sich für “Science meets Market“ bewerben!

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2021 „30 Jahre Uni Potsdam“ (PDF).