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„Gleichstellung ist ein stetiger Dialog“ – Christina Wolff macht sich stark für Geschlechtergerechtigkeit

Christina Wolff | Foto: Ernst Kaczynski
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Christina Wolff | Foto: Ernst Kaczynski

Seit 2018 ist Christina Wolff die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Universität Potsdam und Leiterin des Koordinationsbüros für Chancengleichheit. Sie setzt sich für einen sensiblen Umgang mit Sprache und gegen Diskriminierung ein.

Manchmal reagiert ihr Gegenüber mit einem Augenrollen, wenn Christina Wolff ihre Anliegen äußert. Doch dann lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bleibe charmant“, sagt sie lächelnd. In der Sache ist es ihr jedoch ernst. Die 33-jäh-rige Soziologin setzt sich für eine Universität ein, in der Frauen und Männer gleichberechtigt arbeiten, die gleichen Rechte und Pflichten haben – und die gleichen Chancen. Eine gendergerechte Sprache gehört für sie zu den dafür notwendigen Grundlagen. Professorinnen und Professoren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Studierende statt Studenten – „eigentlich sollte das doch inzwischen selbstverständlich sein“, meint Wolff. „Es geht darum, dass sich jeder Mensch angesprochen fühlt.“

Warum gibt es strukturelle Ungleichheiten? Warum sind Frauen nach wie vor benachteiligt? Das sind die Fragen, die Christina Wolff bewegen. Und zwar nicht erst seit dem vergangenen Jahr. Schon 2014 arbeitete sie als dezentrale Gleichstellungsbeauftragte der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. „Eine tolle Arbeit“ sei das gewesen. „Etwas Handfestes, Praktisches, bei dem ich mein theoretisches Wissen anwenden und umsetzen konnte.“ Auch das Büro für Chancengleichheit, das sie als Gleichstellungsbeauftragte leitet, ist bekanntes Terrain: In den vergangenen Jahren arbeitete Wolff hier als Referentin, kennt die Kolleginnen und die Themen. „Es ist trotzdem alles neu und jeder Tag ist irgendwie anders“, sagt sie.

„E-Mails!“, antwortet Christina Wolff spontan auf die Frage nach ihrem Arbeitsalltag. „Ich bekomme unglaublich viele Anfragen.“ Nachwuchswissenschaftlerinnen, Studentinnen oder Professorinnen erkundigen sich nach flexibler Kinderbetreuung, möglichen Förderungen für Coachings oder personeller Unterstützung für Projekte. Manchmal geht es um Mobbing oder Konflikte, häufig um gendergerechte und vielfältige Sprache. „Das ist gerade ein ganz heißes Thema. Besonders nach der Einführung der Kategorie ‚divers‘ im Personenstandsgesetz.“

Gemeinsam mit ihren zwei Stellvertreterinnen bearbeitet sie die Anfragen, die aus allen Bereichen der Universität eintreffen. Um das Netzwerk der Gleichstellungsarbeit noch stabiler zu knüpfen, holt Wolff auch verstärkt die 22 dezentralen Gleichstellungsbeauftragten der Universität ins Boot. Mit einem internen Qualifizierungsprogramm lernen die ehrenamtlich tätigen Gleichstellungsbeauftragten etwa, wie sie bei sexualisierter Diskriminierung und Gewalt helfen und beraten oder in Berufungskommissionen und Einstellungsverfahren diskriminierendes Verhalten erkennen und darauf angemessen reagieren können.

„Gleichstellung ist ein stetiger Dialog“, sagt Christina Wolff über ihre Aufgabe. Und zwar auf allen Ebenen: vom Präsidenten bis zur Verwaltungsangestellten. „Informieren, sensibilisieren und beraten – das ist unser Dreiklang.“ An der Universität Potsdam sieht sie vor allem auf einem Gebiet Handlungsbedarf: „Gerade bei höher dotierten Professuren ist der Frauenanteil gering“, erklärt Wolff. „Irgendwann auf dem Weg dorthin steigen die Frauen aus.“ Die Ursachen liegen zum einen darin, dass Frauen bei Familiengründungen immer noch häufiger berufliche Einschnitte hinnehmen, aber meist auch weniger gute Netzwerke als Männer besitzen. Bei gleichen Qualifikationen und Erfahrungen werden bei Männern und Frauen zudem häufig unterschiedliche Maßstäbe angelegt.

Wenn Christina Wolff abends ihr Büro verlässt, legt sie ihren Job als Gleichstellungsbeauftragte nicht an der Garderobe ab. Das Thema begleitet sie auch in ihrem privaten Alltag – nicht immer ist das angenehm. Manchmal gibt es kleine Spitzen von Freunden oder der Familie: „Gendern nervt.“ Wolff bemüht sich dann um Gelassenheit: „In fünf bis sechs Jahren wird gendergerechte Sprache ganz normal sein.“

Koordinationsbüro für Chancengleichheit

Text: Heike Kampe
Online gestellt: Agnes Bressa
Kontakt zur Online-Redaktion: onlineredaktionuni-potsdamde


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