Scham und Selbstekel bei Psychosomatischen Erkrankungen
Scham und Selbstekel bei Hautkrankheiten
Hautkrankheiten wie die Schuppenflechte und das atopische Ekzem gehören zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit und gehen oft mit erheblichen psychischen Belastungen wie Scham, Ekel und Selbstabwertung einher. Diese Emotionen können zu sozialem Rückzug, geringerer Lebensqualität und eingeschränkter Therapietreue führen, werden in der dermatologischen Praxis jedoch häufig übersehen. Durch unsere Forschung wollen wir untersuchen, wie mitgefühlsorientierte Interventionen (Compassion Focused Therapy; Gilbert, 2010) solche negativen Emotionen reduzieren und das Wohlbefinden von Betroffenen verbessern können.
In einem frühen Konzeptpaper haben wir die Rolle von Scham und Stigma bei Hautkrankheiten beschrieben und den Bedarf an psychologischer Beurteilung und integrierter Pflege hervorgehoben (Fink-Lamotte & Stierle, 2022). Aufbauend darauf konnten wir in einer experimentellen Studie zeigen, dass eine kurze, mitgefühlsorientierte Intervention Scham und hautbezogene Selbstkritik reduziert (Stierle & Fink-Lamotte, 2024). Der bisher umfassendste Beitrag ist unsere systematische Übersichtsarbeit (Fink-Lamotte, Wehle et al., 2025), die 50 Studien zusammenfasst, die die Prävalenz und die Auswirkungen von Scham und Ekel bei Akne, Ekzemen und Psoriasis untersucht haben. Sie zeigt, dass sichtbare Hautveränderungen stark mit Scham, Selbstekel und sozialer Vermeidung verknüpft sind und, dass mitfühlende und achtsamkeitsbasierte Ansätze vielversprechende Wege bieten, diese Emotionen zu verringern.
Kooperationspartner:innen:
- Christian Stierle, Fresenius Hochschule Hamburg
Eingesetzte Interventionen (Verwendung frei verfügbar)
Zur experimentellen Induktion von Scham und Ekel bei Hauterkrankungen
Zur Intervention bei Scham und Selbstekel bei Hauterkrankungen
Scham und Selbstekel bei Sexuellen Funktionsstörungen
In diesem Projekt wird der Zusammenhang zwischen Ekel und sexuellen Störungen untersucht. Ekel gilt als wichtiger emotionaler Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen. Bisherige Forschungsergebnisse legen nahe, dass Ekel insbesondere bei Personen mit genito-pelviner Schmerzstörung (GPPPD) sexuelle Erregung hemmen und einen negativen Kreislauf auslösen kann, der zur Vermeidung sexueller Reize führt. Bisher wurde dieser Zusammenhang jedoch nicht experimentell geprüft, und auch zu anderen häufigen Störungen wie der erektilen Dysfunktion (ED) liegt bislang wenig Forschung vor.
Konkret soll experimentell untersucht werden, wie kognitive Bewertungen sexueller Situationen Ekel verstärken und Vermeidung fördern, insbesondere bei GPPPD. Die Studie umfasst mindestens 190 Teilnehmende in drei Gruppen (GPPPD, ED, Kontrollgruppe). Anhand von Selbstberichten und szenariobasierten Aufgaben werden kognitive Bewertungen und Reaktionen auf sexuelle Reize erfasst. Es wird angenommen, dass eine bessere Kenntnis dieser Zusammenhänge die Behandlung von Patienten mit GPPPD und ED verbessern könnte. In einer ersten Studie mit 66 Personen mit Vulva berichteten Teilnehmende mit sexuellen Funktionsstörungen signifikant mehr ekelbezogene Gedanken als Personen mit hoher sexueller Funktionsfähigkeit. Analysen identifizierten drei Formen des Ekels: Objekt-, Selbst- und moralischer Ekel, die eng mit negativen sexuellen Überzeugungen, verminderter Erregung und Vermeidung zusammenhingen. Auf dieser Grundlage wurde in einer Folgestudie ein Fragebogen zum sexuellen Ekel entwickelt und validiert.
Kooperationspartner:innen:
- Umut Özdemir, Psychologischer Psychotherapeut in eigner Praxis
- Julia Velten, Universität Witten/Herdecke