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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Am 15.02.2022 lande ich am BER Flughafen in Berlin-Brandenburg. Mein Erasmus-Semester ist vorbei. Ich stehe am Gepäckband und denke erstaunt zurück: vor drei Stunden war ich noch am Sabiha Gökcen-Flughafen, sechs Stunden zuvor am Taksim-Platz und sieben Stunden zuvor in meinem WG-Zimmer in Besiktas. Zurückschauend bin ich fast überrascht und auch etwas stolz, dass ich fünf Monate in Istanbul gelebt und studiert habe. Ich hatte nie vor überhaupt ein Erasmus-Semester zu machen und noch dazu hatte ich keine besondere Beziehung oder ein besonderes Interesse an Istanbul oder der Türkei. Als ich eher beiläufig die möglichen Studienorte für ein Erasmus-Semester durchscrollte, ist mein Blick bei Istanbul hängengeblieben. Vielleicht weil ich in dem Semester einen Kurs belegt habe, in dem wir uns mit Filmen beschäftigt haben, die unter anderem von türkisch-deutschen Filmemacher:innen gedreht wurden. Und als mir dann der Gedanke,in Istanbul ein Auslandssemester zu machen, nicht mehr aus dem Kopf ging, bewarb ich mich. Hierfür musste ich einige Unterlagen einholen und an das International Office schicken. Die Kommunikation lief gut und es gab mehrere Zoom-Meetings, in denen wir ausreichend über alle Informationen zum Thema Erasmus informiert wurden. Die Unterlagen, die ich an die Gasthochschule in Istanbul schicken musste, waren deutlich mehr und auch aufwendiger zu besorgen. Das Erasmus-Büro an der Istanbul Aydin Universität war häufig telefonisch nicht zu erreichen und die notwendigen konkreten Informationen – Ablaufplan der Orientierungswoche - wurden etwas spät per Mail geteilt. Allerdings gab es auch hier im Vorhinein ein Zoom-Treffen, bei dem wir herzlichst empfangen wurden und man merken konnte, dass auch die Erasmus-Koordinator:innen Lust darauf hatten, mit uns in Kontakt zu treten.


Studienfach: Rechtswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 02/2022

Gastuniversität: Istanbul Aydin Universität

Gastland: Türkei

Studium an der Gastuniversität

Die Istanbul Aydin Universität ist recht weit entfernt vom Stadtzentrum, in Kücükcekmece, direkt am ehemaligen Atatürk Flughafen. Auf Grund dessen haben sich viele Erasmus-Studierende eine Wohnung oder ein Wohnheim in Campusnähe gesucht, z. B. in Avcilar, Florya oder Bagcilar. Die direkte Umgebung der Uni ist allerdings nicht besonders aufregend, weswegen ich nach Besiktas in eine WG zog, obwohl ich von dort über eine Stunde Fahrweg zur Uni hatte. Dieser Fahrweg war aber auch nicht besonders schlimm. Vom Besiktas Meydani nahm ich den Minibus (Dolmus) bis nach Zincirlikuyu und von dort den Metrobus nach Besyol – dort ist die Uni. Der Metrobus ist besonders praktisch, da er eine eigene Fahrlinie hat und sich somit unabhängig vom Verkehr bewegen kann. Dies ist sehr praktisch, denn es ist eigentlich die ganze Zeit sehr viel Verkehr und Stau in Istanbul. Die Einführungswoche an der IAU war leider nicht besonders aufschlussreich und wir Erasmus-Studierenden waren bei der Besorgung der notwendigen Unterlagen unter anderem für die Turkish Residence Permit sehr auf uns alleine gestellt. Vor allem weil wir uns untereinander noch nicht wirklich kannten, kein Türkisch sprachen und auch in Istanbul kaum zurecht fanden, waren wir alle sehr überfordert mit der Anfangssituation und dementsprechend verzweifelt in den türkischen Behörden. Hierbei hätte ich mir mehr Unterstützung seitens der Koordinator:innen oder Mentor:innen gewünscht. Allerdings haben wir das auch am Ende kritisiert und das Erasmus-Office hat eine umfangreichere Betreuung für die kommenden Erasmus-Studierenden versprochen. Nachdem dann der ganze bürokratische Wahnsinn sein Ende gefunden hatte, konnte es mit dem Studium so richtig losgehen. Ich hatte sieben Fächer, von denen vier in Präsenz und drei online stattfanden. Das war ein guter Mix für mich. Ich konnte mir zwar insgesamt nur zwei Fächer für mein Studium in Deutschland anrechnen, habe mich aber dementsprechend bei den weiteren Fächern ausgelebt und Fächer anderer Fakultäten gewählt, wie zum Beispiel einen Zeichenkurs. Zusätzlich gab es für alle Erasmus-Studierenden einen Türkisch-Kurs. Das hat besonders Spaß gemacht. Hier haben wir uns untereinander besser kennengelernt und zusammen die Sprache der Stadt gelernt, in der wir lebten. Das war unser aller Lieblingsfach. Es gab innerhalb eines Semesters zwei Klausurenphasen, die Midterms und die Finals. Zusätzlich mussten noch weitere Leistungen, wie angekündigte Kurztests („Quiz“) oder Hausaufgaben erbracht werden. Gute Noten zu erzielen war machbar, allerdings war auch hierfür ein gewisser Arbeitsaufwand von Nöten. Zum Lernen konnte man in die Bibliothek gehen, hiervon gab es zwei Stück. Eine war sehr modern, allerding unter der Woche nur bis 17.00 Uhr geöffnet und die andere war etwas älter, dafür aber bis 0 Uhr - in der Klausurenphase sogar 24 Stunden – geöffnet.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Unsere Erasmus-Mentor:innen, die alle türkisch waren, haben sich viel Mühe bei der Freizeitgestaltung gegeben. Wir sind oft alle zusammen in Clubs oder Bars gegangen, haben Museen besucht oder irgendwelche Freizeitangebote wahrgenommen. Zudem wurden auch Trips außerhalb Istanbuls organisiert. Wir waren Reiten und Quad-Fahren in Capadoccia und sogar Skifahren am Uludag in Bursa. Vor allem durch die Trips haben wir uns alle untereinander besser kennengelernt und echte Freundschaften geschlossen. Seitdem haben wir ununterbrochen zusammen Dinge erlebt, private Trips veranstaltet und sind einfach viel durch Istanbul gebummelt, haben viel gegessen und viel getrunken (nur Cay selbstverständlich).

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Bevor ich nach Istanbul ging, konnte ich kaum ein Wort Türkisch. Durch den Sprachkurs von der Uni haben wir die Grundlagen gelernt. Die türkische Sprache wirkt am Anfang schwer zugänglich, ist allerdings sehr logisch aufgebaut. Vor allem im Alltag kann man seine Türkischkenntnisse auf die Probe stellen und Türk:innen reagierten immer sehr erfreut, wenn sie gesehen haben, dass Ausländer ihre Sprache versuchten zu sprechen. Wenn man allerdings wirklich sprechen lernen will, empfehle ich auf jeden Fall einen weiteren Sprachkurs zu machen. Um sich wirklich auf Türkisch verständigen zu können, benötigt man doch deutlich mehr Übung als nur 3 Stunden die Woche - so wie wir es hatten. Große Fortschritte haben alle Erasmus-Studierenden aber im Englischen gemacht.

Wohn- und Lebenssituation

Von Deutschland aus habe ich zunächst für knapp einen Monat ein Zimmer in einem AirBnb in Cihangir in der Nähe vom Taksim-Platz gebucht. Cihangir ist ein sehr schönes Viertel und durch die zentrale Lage konnte ich einen guten Überblick über die Stadt gewinnen. Allerdings wollte ich nicht während meines ganzen Erasmusaufenthalts in einer AirBnb-Wohnung leben und habe mich dementsprechend auf Facebook nach weiteren Wohnungsmöglichkeiten erkundigt. Ich habe dann ein Zimmer in Besiktas gefunden. Hier habe ich zusammen mit einem verheirateten Ehepaar und einer weiteren deutschen Erasmusstudentin zusammengewohnt. Das Ehepaar waren beides Tattoowierer und ihr Studio war direkt im Raum neben mir. Das war interessant. Besiktas kann ich als Wohnlage empfehlen, es ist jedoch zu bestimmten Stoßzeiten dermaßen überfüllt, dass ich vielleicht beim nächsten Mal auch in eine ruhigere Gegend ziehen würde. Meine Miete betrug 2.800 türkische Lira pro Monat, umgerechnet entsprach das 280 Euro. Ich wollte vor allem neben meinem Unialltag auch viel Sport machen. Für Erasmus-Studierende und Sportbegeisterte gibt es auf Whatsapp und Instagram viele Gruppen, die Informationen zu Sportmöglichkeiten teilen. Ich habe viel Fußball und Volleyball gespielt und auch ausprobiert Ballett zu tanzen. Dazu war ich dreimal im Kino. Internationale Filme werden im Originalton mit türkischen und manchmal auch englischen Untertiteln gezeigt. Der öffentliche Nahverkehr in Istanbul ist gut ausgebaut. Es gibt ein Ubahn-Netz (Metro), Busse (Otobüs und Metrobüs), ein Tram-Netz, eine Seilbahn, Fähren und zusätzlich zu den Taxen auch noch private Sammeltaxen (Dolmus). Hierfür gibt es mehrere Apps, empfehlen kann ich „Moovit“, alternativ „Trafi“. Der öffentliche Nahverkehr arbeitet unter der Woche meistens nur bis 0 Uhr, ab dann ist man auf Dolmus oder Taxi angewiesen. Bei den Taxen sollte man darauf achten, dass das Taximeter eingeschaltet ist, um willkürliche Preise der Fahrer:innen zu vermeiden. Ich habe viel in bar bezahlt, weil ich an einer bestimmten Bank relativ günstig Geld abheben konnte. Meistens verlangen Banken jedoch eine hohe Gebühr, weswegen ich empfehlen würde, eine Kredit- oder Debitkarte zu benutzen, mit der es möglich ist, im Ausland kostenlos zu bezahlen. Aufgrund der Inflation sind die Lebenshaltungskosten für Menschen aus der Eurozone vergleichsweise gering. Dies erfreut natürlich zunächst, man sollte sich aber bewusst sein, dass die schwache Währung an politische Unruhen gekoppelt ist und die einheimische Bevölkerung stark darunter leidet. Bezüglich der Krankenversicherung habe ich mich vor Abreise in Deutschland um einen vollumfänglich gedeckten Versicherungsschutz gekümmert, musste allerdings trotzdem von der Uni aus eine weitere Versicherung mit einer türkischen Versicherung abschließen. Das war allerdings nicht teuer, sondern kostete 15 Euro für das halbe Jahr.

Studienfach: Rechtswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 02/2022

Gastuniversität: Istanbul Aydin Universität

Gastland: Türkei


Rückblick

Mir hat mein Erasmus-Semester sehr gut gefallen. Und obwohl ich am Anfang durchaus Probleme hatte mich zurecht zu finden und ich mich auch verloren fühlte in dieser großen Stadt, ist mir Istanbul sehr ans Herz gewachsen. Ich habe es geliebt, die Fähre zu nehmen und zwischen den Kontinenten hin- und herzufahren, Moscheen anzuschauen, Cay zu trinken und viele unbekannte Süßigkeiten zu essen. Vor allem die türkische Küche ist eine ganz außergewöhnliche Erfahrung. Empfehlen kann ich vor allem, frühstücken zu gehen (kahvalti) und auch hierbei raten, seinen Hunger nicht zu überschätzen, denn beim türkischen Frühstück gibt es seltenst zu wenig für alle. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, kann ich nur empfehlen, die Türkei weiter zu besuchen. Es gibt so viele schöne Städte und Regionen. Die türkische Bevölkerung ist sehr gastfreundlich und interessiert, wobei auch hier erstmal nicht blind vertraut werden sollte. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Istanbul und denke liebend gerne daran zurück. Ich habe ganz viele tolle Leute kennengelernt und wahnsinnig schöne Erinnerungen mitgenommen. Ich freue mich schon sehr darauf, bald wieder in Istanbul zu sein.

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