Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Da ich über meine Fakultät keinen Erasmus-Platz bekommen konnte, habe ich eine Liste mit freien Plätzen am Institut für Informatik bekommen und mich dann für die Universität Warschau (UW) entschieden. An der UW muss man sich bis Mitte Mai für das Wintersemester bewerben. Vorher gibt es mehrere Informationsveranstaltungen vom International Office in Warschau. Die Bewerbung selbst erfolgt online und man kann angeben, ob man einen Wohnheimplatz möchte oder nicht. Die UW verlangt einen Nachweis über Englischkenntnisse auf dem Niveau B2. Ich selbst hatte zum Zeitpunkt meiner Bewerbung keinen entsprechenden Nachweis, da ein deutsches Abitur leider nicht ausreicht. Es gibt aber die Möglichkeit, sich die Sprachkenntnisse von der Heimatuniversität bestätigen zu lassen.
Alle Kurse, die es an der Uni gibt, sind online einsehbar (https://informatorects.uw.edu.pl/en/courses/) und werden meiner Erfahrung nach zumindest an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Mechatronik (MIM) jedes Jahr identisch angeboten. Außerdem gibt es Sprachkurse in Polnisch und anderen Fremdsprachen. Im Juli konnte ich mich für einen Polnisch-Intensivkurs im September anmelden, der zwei Wochen vor Semesterbeginn stattfindet. Da die Plätze sehr begrenzt sind, sollte man sich so früh wie möglich anmelden.
Studium an der Gastuniversität
Die Kurse an der MIM Fakultät haben überwiegend 6 ECTS. Daher habe ich mich für drei Kurse dort entschieden. Außerdem habe ich neben dem Polnisch-Intensivkurs noch einen Polnischkurs während des Semesters belegt. Je nach Fakultät gibt es Regelungen, wie viele Kurse aus anderen Fakultäten belegt werden können. An der Fakultät MIM sind dies Kurse aus zwei anderen Fakultäten.
Die Fakultät MIM hat normalerweise eher wenige Erasmus-Studierende. Daher gibt es leider keine Einführungsveranstaltung oder ähnliches und ich musste mich größtenteils selbst zurechtfinden. Dadurch hatte ich am Anfang etwas Schwierigkeiten und es war auch eher schwierig für mich, polnische Freunde an der Fakultät zu finden.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Anwesenheitspflicht in manchen Kursen. Meistens darf man nur zweimal pro Semester unentschuldigt fehlen. Je nach Kurs kann die Anwesenheit auch in die Endnote einfließen. Insgesamt sind die Bewertungskriterien im Vergleich zu Potsdam mehr zersplittert und teilweise auch nicht klar kommuniziert. In einem Kurs gab es zum Beispiel Zusatzpunkte, wenn man etwas an der Tafel vorrechnete und in zwei anderen Kursen wurden auch die Hausaufgaben bewertet.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Durch den Polnisch-Intensivkurs vor dem Semester habe ich sehr schnell Kontakt zu anderen Erasmusstudierenden gefunden. ESN (Instagram @esn_uw) organisiert vor allem zu Beginn des Semesters auch einige Partys und Veranstaltungen, bei denen man andere Erasmus-Studierende kennenlernen kann.
Der Kontakt zu polnischen Studierenden war vor allem am Anfang etwas schwierig. Ich habe mich für eine ESN-Mentorin entschieden, die mir am Anfang bei Fragen geholfen hat. In meiner Fakultät habe ich dann einige Freunde gefunden, mit denen ich am Ende oft zusammen gelernt habe.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor meinem Auslandssemester hatte ich keine Polnischkenntnisse. Dank des Polnisch-Intensivkurses im September und eines darauf aufbauenden Kurses während des Semesters habe ich nun ungefähr ein A1-Niveau in Polnisch. Das war vor allem im Alltag sehr hilfreich und die Polen freuen sich auch immer sehr, wenn man versucht Polnisch zu sprechen. Meine Englischkenntnisse waren vor dem Auslandsaufenthalt auf C1-Niveau und sind in etwa gleich geblieben.
Wohn- und Lebenssituation
In meiner Bewerbung habe ich angegeben, dass ich ein Zimmer im Wohnheim möchte. Da die Zimmer nach dem Prinzip first come, first serve vergeben werden, habe ich mich bereits Ende April an der UW beworben. Allerdings kann man sich nicht aussuchen, wo man wohnen möchte. Glücklicherweise wurde mir Mitte Juli ein Einzelzimmer in einem der Guest Houses (Hera) der Universität zugewiesen. In Polen gibt es in den Wohnheimen hauptsächlich Doppelzimmer, Einzelzimmer sind eher die Ausnahme. Mein Zimmer war ca. 16m² groß, hatte ein eigenes Waschbecken und Küche und Bad wurden mit dem Stockwerk geteilt. Generell sind die Zimmer eher zweckmäßig eingerichtet, aber da das Zimmer auch nur ca. 160€ (700 PLN) im Monat kostet, war das Preis-Leistungs-Verhältnis für mich auf jeden Fall in Ordnung. Die Miete wird am Anfang des Monats per Kreditkarte bezahlt und man kann jederzeit ausziehen, wenn es einem nicht gefällt.
Ein richtiges Semesterticket gibt es in Warschau nicht. Ich habe mich für ein 90-Tage-Ticket (ca. 30€) und ein 30-Tage-Ticket (ca. 12€), das auf den Studierendenausweis geladen werden kann, entschieden. Als Studierender bekommt man in Warschau 50% Ermäßigung auf die öffentlichen Verkehrsmittel und wenn man unter 26 Jahre alt ist, auch auf die Züge in ganz Polen.
Für alle Zahlungen habe ich Revolut verwendet, da hier keine Umrechnungsgebühren anfallen. So konnte ich auch die Gebühren für eine Überweisung in PLN (notwendig für die Beantragung des Studentenausweises) sparen.
Generell sind die Lebenshaltungskosten in Polen etwas günstiger als in Deutschland. Vor allem Restaurantbesuche (5€ in der Milchbar und 10-15€ im Restaurant) sowie Museumsbesuche als Studierender (meistens ca. 23ct bzw. 1 PLN) sind recht günstig.
Sportkurse wie beim Hochschulsport in Potsdam gibt es in Warschau leider nicht. Die Uni bietet zwar Sportkurse an, aber da diese auch mit einer Anwesenheitspflicht verbunden sind, habe ich mich davon wieder abgemeldet.
Studienfach: Computer Science
Aufenthaltsdauer: 09/2024 – 02/2025
Gastuniversität: Uniwersytet Warszawski
Gastland: Polen
Rückblick
Rückblickend war Warschau auf jeden Fall die richtige Entscheidung für mich. Durch die zentrale Lage und die gute Zuganbindung konnte ich am Wochenende Ausflüge in das ganze Land machen. Einen Polnischkurs an der Uni zu belegen, würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Meine Polnischlehrerin hat in fast jeder Stunde Tipps gegeben, was man ansehen oder essen sollte.