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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Vor zwei Jahren habe ich durch eine Freundin vom UNIS erfahren, einem Universitätszentrum in der Arktis. Das hat mich ungemein fasziniert - sowohl die angebotenen Kurse als auch der Ort selbst. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es die beste Erfahrung meines Lebens war. Svalbard ist unvergleichlich schön. Ich habe Einzigartiges erlebt und kann manchmal nicht glauben, dass ich das Privileg hatte, am UNIS zu studieren, Tag um Tag auf einem Gletscher zu messen, eine Woche auf einem Schiff im Fjordeis zu verbringen, Eishöhlen zu erkunden, in Polarnacht und -tag zu wandern, Ski zu fahren, Menschen kennen und lieben zu lernen… so viele Erlebnisse, die ich gar nicht alle aufzählen kann.


Studienfach: Physik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 06/2023

Gastuniversität: University Centre in Svalbard (UNIS)

Gastland:Norwegen

Schon bei meiner Bewerbung für die Uni Bergen hatte ich vor, mich für das Frühlingssemester für das UNIS zu bewerben. Da das UNIS keine eigenständige Universität ist, sondern ein Universitätszentrum, ist die Bewerbung im Rahmen von ERASMUS+ nur möglich, wenn man an einer norwegischen Universität angenommen wurde. Für die Bewerbung braucht man ein Transcript of Records, eine gültige Studienbescheinigung, eine Liste mit Kursen, die man derzeit belegt, und eine Kopie des Reisepasses. Obwohl Svalbard zu Norwegen gehört, benötigt man für die Einreise einen gültigen Reisepass - der Personalausweis reicht nicht aus! Man bewirbt sich direkt auf spezifische Kurse, für die man eine Mindestanzahl von ECTS zu einem bestimmten Thema (z.B. Mathematik) nachweisen muss. Die Zusage habe ich im Oktober bekommen und sofort angenommen. Meistens gibt es auch nach dem Bewerbungszeitraum noch Restplätze, auf die man sich spontan bewerben kann. Zusammen mit der Zusage bekommt man direkt Informationen zur Bewerbung auf einen Wohnheimplatz, sowie die Einladung zu einer Facebookgruppe und einen Link zum Stundenplan.

Studium an der Gastuniversität

Nach der Ankunft hat man eine Woche lang den „Arctic Survival and Safety Course“, den man auch „101 ways to die in Svalbard“ nennen könnte. Man lernt, wie man Menschen aus Lawinen und Gletscherspalten rettet, muss sich selbst aus dem eiskalten Wasser aufs Eis ziehen und absolviert einen Schießkurs, um zur Eisbärabwehr den Umgang mit Signalpistole und Gewehr zu kennen. Erst danach trifft man mit den Studierenden zusammen, mit denen man die nächsten fünf Monate verbringt. In meinem Kurs (Arctic Geophysics, AGF-211 „Air-Ice-Sea Interactions“ und AGF-212 „Snow and Ice Processes“) waren wir insgesamt 19 Studierende, sodass schnell ein Gruppengefühl entstand. In der ersten Zeit, während der Polarnacht, hatten wir täglich Vorlesungen in unseren beiden Modulen, fast jede Woche bei einem anderen Dozierenden. Dadurch haben wir wirklich von den besten ihres Fachs gelernt, und die Vorlesungen haben oft viel Spaß gemacht. Sobald es hell genug war, hatten wir einen eintägigen Snow Scooter Kurs, und kurz darauf ging es los mit der Feldarbeit. Für eines der Module haben wir zwei Wochen lang fast jeden Tag auf einem Gletscher in der Umgebung verbracht. Für das andere Modul waren wir eine Woche lang auf einem Schiff und haben von Bord aus, aber auch auf dem Fjordeis, Messungen gemacht. Über beide Feldarbeiten haben wir in Kleingruppen einen Report geschrieben, zusätzlich hatten wir in beiden Modulen eine Prüfung (eine schriftlich, eine mündlich). Die Fieldworks waren definitiv ein Highlight und haben uns als Gruppe zusammengeschweißt. Nach einiger Zeit kennt man alle Gesichter am UNIS und da alle Studierenden zusammen leben, ist das Gemeinschaftsgefühl unvergleichlich. Auch die Mitarbeitenden haben mir bei jedem Anliegen schnell geholfen. So musste ich bspw. noch eine Klausur von der Uni Potsdam mitschreiben. UNIS hat mir dafür einen Raum und einen Betreuer zur Verfügung gestellt und meine Klausur an den Professor an der UP geschickt. Die Dozierenden spricht man mit Vornamen an, und insbesondere nach der Feldarbeit hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen. Das UNIS hat eine kleine Bibliothek mit einigen Arbeitsplätzen, sowie einen Computerraum, der, insofern er gerade nicht von einem Kurs genutzt wird, allen offen steht. Direkt im Wohnheim gibt es einen Study Room, der sehr schön ist.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Etwa die Hälfte der Studierenden am UNIS stammt aus Norwegen, die andere Hälfte ist international. Wir haben fast nur Englisch gesprochen, selbst unter den deutschen Studierenden. Ich hatte auch die Gelegenheit, mit norwegischen Freunden etwas Norwegisch zu üben. Alle Studierenden wohnen im selben Wohnheim, das aus zwei großen Gebäuden besteht. Man teilt sich die Küche mit mehreren Leuten; in meiner Küche waren wir zu acht. So entstehen sehr schnell enge Kontakte, und gerade zum Ende hin habe ich nie einen Abend allein verbracht - es war immer jemand da, um Brettspiele zu spielen, einen Film zu gucken, oder einfach nur zusammen zu stricken.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Alle Vorlesungen und die Kommunikation untereinander laufen auf Englisch ab. Gerade mein Fachvokabular hat sich daher verbessert. Da fast niemand tatsächlich Englisch als Muttersprache hat, eignet man sich vielleicht den ein oder anderen Fehler an, aber es bedeutet auch, dass man sich schon irgendwie verständlich machen kann. Mein Norwegisch hat sich kaum verbessert, aber Möglichkeiten zum Üben bieten sich einem auf jeden Fall.

Wohn- und Lebenssituation

In der Mail, mit der man die Zusage erhält, findet man auch direkt Informationen zur Bewerbung für das Wohnheim. Dieses wird vom Studierendenwerk „Samskipnaden“ geleitet. Man kann sich für ein geteiltes Zimmer (2 Studierende), ein Einzelzimmer oder ein Apartment bewerben. Fast alle Studierenden in meinem Semester hatten ein Einzelzimmer. Ich habe mir eines geteilt. Meine Zimmergenossin kannte ich vorher nicht, aber das Zusammenleben war sehr unkompliziert. Ich war etwas unsicher, ob ich mir wirklich ein Zimmer teilen möchte, aber im Nachhinein kann ich es nur empfehlen. Ich habe 3700NOK/Monat bezahlt, ein Einzelzimmer kostet 5750NOK/Monat. Das Wohnheim wurde 2020 eröffnet, ist also wirklich noch neu und sehr schön. Ein Vorteil ist auch, dass es fünf Gehminuten vom UNIS entfernt ist, und das Stadtzentrum mit Supermarkt ist direkt gegenüber. Manche Studierende haben ein Fahrrad, aber man kann Longyearbyen auch sehr gut zu Fuß meistern. In Svalbard gilt die Europäische Versichertenkarte nicht. Ich habe eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Für die Bezahlung in NOK habe ich ein Konto bei Revolut angelegt. Das hat problemlos funktioniert. Inklusive Miete habe ich pro Monat ca. 900€ gebraucht, Ausflüge (z.B. Snow Scooter ausleihen, Fjordrundfahrt) eingerechnet. Die Lebensmittelpreise sind sehr hoch, noch höher als auf dem norwegischen Festland. Hinzu kommt, dass bestimmte Lebensmittel (häufig Eier, Joghurt, Salat) regelmäßig nicht verfügbar sind, weil sich die Lieferung verspätet. Dafür ist z.B. Outdoorausrüstung und Kleidung billiger, weil Svalbard zollfrei ist und man als UNIS-Student noch dazu Rabatt bekommt. Ich würde daher empfehlen, nötige Winterkleidung erst vor Ort zu kaufen. Obwohl Longyearbyen so klein ist, hatte ich nie das Problem, meine Freizeit nicht ausfüllen zu können. Ich habe mir eine Mitgliedschaft beim Kletterverein sowie beim Gym geholt. An manchen Morgen ist der Eintritt ins Schwimmbad kostenlos. Es gibt wöchentlich Pub Quiz und Strickcafé, man kann in der UNIS-Bibliothek und bei Samskipnaden Brettspiele ausleihen, und Samskipnaden selbst hat manchmal Veranstaltungen. Sobald es hell genug ist, verbringt man natürlich viel Zeit draußen: wandern, Skifahren, Eishöhlen erkunden, Scooter fahren… Es wird nie langweilig.

Studienfach: Physik (B.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 06/2023

Gastuniversität: University Centre in Svalbard (UNIS)

Gastland:Norwegen


Rückblick

Ich hatte fünf unfassbar tolle Monate in Longyearbyen, die ich jederzeit wiederholen würde. Falls ihr die Chance habt, ans UNIS zu gehen - tut es. Die Atmosphäre und die Kurse sind toll, und Svalbard ist einfach ein umwerfender, sehr besonderer Ort. Am schönsten ist es im Frühlingssemester. Im Herbstsemester liegt noch nicht genug Schnee, um Scooter zu fahren, sodass man etwas in der Stadt feststeckt. Der schönste Monat ist März mit seinen langen Sonnenuntergängen, und ab April muss man sich weniger Gedanken über potenzielle Erfrierungen machen. Man kann sich auch außerhalb von ERASMUS+ direkt am UNIS bewerben, dann liegt die Finanzierung aber komplett bei einem selbst, und man muss einen (niedrigen) Studienbeitrag zahlen. Es ist auch möglich, Masterarbeiten am UNIS zu schreiben.

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