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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Über das Erasmus+ Programm habe ich über FreundInnen und Familie erfahren, die dieses auch in Anspruch genommen haben, um im Ausland zu studieren. Außerdem ist in dem Studienverlaufsplan für Politik und Wirtschaft ein Auslandssemester für das fünfte Semester vorgeschlagen, weswegen es für mich klar war, dass ich ein Auslandssemester machen würde. Den Platz an der Uni Bergen habe ich als Nachrückerin bekommen, da die Uni Potsdam noch nicht alle Plätze besetzt hatte. Ich wurde dort von meiner Uni nominiert und musste nur wenige Unterlagen einreichen, ein Sprachzertifikat über mein Englischniveau war beispielsweise nicht nötig.


Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 12/2023

Gastuniversität: Universität Bergen

Gastland: Norwegen

Studium an der Gastuniversität

Das Studium in Norwegen und gerade die Prüfungsleistungen und Nebenleistungen funktionieren ein wenig anders als an meine Heimatuni. Dies beginnt mit den Leistungspunkten. Während in Potsdam jedes Modul, abgesehen von Blockseminaren, 6 Leistungspunkte bringt und für ein reguläres Semester dementsprechend 5 Module zu belegen sind, gibt es an der Universität Bergen meistens Kurse mit mehr Punkten, durchschnittlich sind für 30 LP 2 bis 3 Kurse zu besuchen. Ich hatte beispielsweise zwei Kurse mit 10 LP und einen Kurs mit 15 Lp, die mir allerdings jeweils nur mit 6 LP angerechnet werden. Ein Studium in Regelstudienzeit ist dementsprechend nur schwer möglich, sollte man sich für ein Erasmus Semester an der Uni Bergen entscheiden. Die höhere Punktezahl, die für die Module angesetzt ist, geht natürlich auch mit einem höheren Arbeitsaufwand einher. Es werden in den meisten Kursen Midterms geschrieben, also Prüfungen, die man bestehen muss, um für die Klausur zugelassen zu werden - in meinem Fall zwei Paper, jeweils im Umfang von 2000 Wörtern und ein zweiseitiges Forschungsdesign. Das war zwar relativ zeitaufwändig, aber nicht sonderlich streng bewertet und es gab klare Leitlinien und teilweise von den Dozierenden bereitgestellte Literatur, um die Aufgaben zu bearbeiten. Auch die Prüfungen am Ende des Semesters gestalteten sich deutlich anders als aus Deutschland gewohnt. Je nach Modul gab es entweder „school exams“, die 4 Stunden vor Ort am Computer geschrieben wurden oder „take home exams“, also Paper oder Hausarbeiten, die unterschiedliche Längen und Bearbeitungszeiten hatten, für ein Modul musste ich beispielsweise zwei Paper mit jeweils 2000 Wörtern innerhalb von 52 Stunden bearbeiten. Insgesamt wird meiner Erfahrung nach ein größerer Fokus auf Verständnis und weniger auf Auswendiglernen gelegt und der Arbeitsaufwand während des Semesters ist höher, dafür war die Prüfungszeit weniger anstrengend. Die Universität Bergen ist modern und gut ausgestattet, es gibt über die Stadt verteilt verschiedene Bibliotheken mit unterschiedlichen Öffnungszeiten, am Wochenende und unter der Woche zu späteren Öffnungszeiten hatte ich mit meinem Studierendenausweis Zugang zur wirtschaftlichen Bibliothek und zu einem Haus der Social Sciences, in dem es auch verschiedene Arbeitsplätze gibt. Die Atmosphäre in den Bibliotheken ist generell etwas gemütlicher als gewohnt. Ich war meistens in der Humanitären Bibliothek, neben den klassischen Schreibtischen zum Arbeiten gibt es auch Sessel, Sitzsäcke und kleine abgetrennte Gruppentische, außerdem ein kleines Café im Eingangsbereich. Rucksäcke dürfen in die Bibliothek mitgenommen werden, geflüsterte Gespräche und Essen am Arbeitsplatz sind ganz normal.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Es gab nach der offiziellen Einführungsveranstaltung die Möglichkeit, sich anzumelden für eine Erstiwoche, in der man das Nachtleben in Bergen und andere Studierende, internationale und einheimische, sehr einfach kennenlernen konnte. Dafür ist Facebook allerdings ziemlich essentiell, da in Norwegen fast ausschließlich darüber kommuniziert wird und beispielsweise die Gruppe für die Einführungswoche auch darüber lief. Gerade internationale Studierende kennenzulernen ist sehr einfach, da die meisten im gleichen Wohnheim untergebracht sind und die Wohnsituation generell das Kennenlernen sehr erleichtert, norwegische Studierende einfach so kennenzulernen ist allerdings deutlich schwieriger wegen den dann doch nicht so vielen Berührungspunkten im Alltag. Wenn man an Studierenden-Clubs teilnimmt, trifft man auch norwegische Studierende, die alle sehr gutes Englisch sprechen.

Wohn- und Lebenssituation

Die Uni Bergen bietet eine Housing Garantie, wenn Studierende sich bis zu einer gewissen Frist melden. Es können verschiedene Präferenzen für die Wohnsituation angegeben werden. Die meisten Studierenden bleiben nur ein Semester, sind aber in geteilten Zimmern mit Hochbetten im Wohnheim Fantoft untergebracht, entweder mit Küche im Zimmer oder einer größeren WG mit geteilter Küche und Gemeinschaftsraum. Die Zimmer sind nicht sehr groß, meine Mitbewohnerin und ich hatten auch nur einen geteilten Schreibtisch. Eine solche Wohnsituation erfordert eine gewisse Kompromissbereitschaft und Rücksicht, man muss sich sehr auf eine andere Person einstellen, die unter Umständen einen anderen Schlafrhythmus, andere Essenszeiten und Gewohnheiten oder Ordnungsbedürfnis hat. Trotzdem würde ich diese Variante empfehlen und nicht versuchen, etwas auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden. Die Zimmer sind modern, es gibt in allen Gebäuden Gemeinschaftsräume mit Sofas, Tischen und Fernseher und ein separates Gebäude, in dem Billiard, Tischtennis und Tischkicker stehen und regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, von Partys über Karaoke oder auch Filmabende. Auf dem Gelände ist zudem noch ein Fitnessstudio mit Kletterbereich, Sauna und verschiedenen Kursangeboten, eine Mitgliedschaft lohnt sich auf jeden Fall! Das Leben in Norwegen ist sehr teuer, gerade was Lebensmittel angeht! Zudem ist die Auswahl an veganen/vegetarischen Ersatzprodukten relativ gering. Allerdings gibt es in den meisten Supermärkten extra Regale mit Produkten, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen und die es verbilligt gibt. Auch die Mensen, die es in Bergen gibt sind teuer, allerdings gibt es manchmal Angebote wie 2 Essen für 100 Kronen, also umgerechnet etwas weniger als 10 Euro. Norwegen ist weitestgehend bargeldlos, eine Kreditkarte ist dementsprechend essentiell! Der ÖPNV ist relativ günstig und auch für Wanderungen gut zu benutzen, um ein Semesterticket muss man sich allerdings selbst kümmern, am besten auf der Skyss App. Norwegen ist nicht umsonst für seine wunderschöne Natur bekannt, ich empfehle das auch wirklich auszunutzen, gerade wenn man übers Wintersemester geht direkt am Anfang, wenn das Wetter noch schöner und die Temperaturen wärmer sind. Ein persönliches Highlight für mich war die Wanderung zur Trolltunga mit Zelten an der Spitze. Outdoor Equipment kann man sich umsonst bei BUA ausleihen oder sehr billig beim FSI Frilusft oder dem Wohnheim direkt, jeweils immer für eine Woche. Es empfiehlt sich aber, immer früh da zu sein, um noch passende Ausrüstung zu bekommen.

Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 12/2023

Gastuniversität: Universität Bergen

Gastland: Norwegen


Rückblick

Insgesamt kann ich ein Auslandssemester generell, und natürlich speziell eines in Bergen, sehr empfehlen. Ich konnte sowohl persönlich durch die vielen tollen Leute, die ich kennenlernen durfte, als auch fachlich durch die anderen Lehrinhalte und Methoden und gerade durch einen außereuropäischen Blick auf Politik viel aus meinem Auslandsaufenthalt mitnehmen! Mein größter Tipp an nachfolgende Studierende: Geht raus in die Natur, schließt ein Abo fürs Fitnessstudio ab (es gibt eine Sauna!) und probiert typisch norwegisches Essen wie braunen Käse und natürlich ganz viele Zimtschnecken!

Norwegen

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