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Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Seit Studienbeginn habe ich ein Auslandssemester mit meinem Zweitfach Anglistik und Amerikanistik geplant und bin daher frühzeitig zu den Informationsveranstaltungen des International Office gegangen. Dort wird einem sehr gut der Bewerbungsablauf erklärt.
In der Bewerbung um einen Erasmusplatz müssen drei Wunschuniversitäten angegeben werden, dazu habe ich mich an vorherigen Erfahrungsberichten orientiert. Bei mir war vor allem ausschlaggebend, welches Studienangebot und welche Freizeitaktivitäten die Stadt bietet. Nottingham war meine erste Wahl und hat mich nicht enttäuscht!
Sobald die Heimatuniversität meine Bewerbung für die NTU bestätigt und meine Daten an die Gastuniversität weitergeleitet hatte, habe ich eine E-Mail mit dem Studienprogramm von der NTU bekommen. Auf der Website findet sich eine Incoming Exchange Brochure und ein Module Handbook. In der E-Mail kommen auch Informationen zu den Studentenwohnheimen (unbedingt sofort bewerben, die Plätze sind schnell weg!). Bis Ende Mai/ Anfang Juni musste ich mein Application Form (generelle Angaben zur Person) und mein Learning Agreement bei der Gastuniversität einreichen.
Am selben Tag, an dem ich beide Dokumente abgeschickt habe, bekam ich sofort die Bestätigung von der NTU und weitere wichtige Informationen sowie Studierendennummer und Zugang zu NOW (wie unser Moodle und Puls).

Hier die Website:
www4.ntu.ac.uk/hum/international/exchange-opportunities/incoming-students/index.html


Studienfach: Soziologie und Anglistik / Amerikanistik

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018

Gastuniversität: Nottingham Trent University

Gastland:Großbritannien

Studium an der Gastuniversität

Laut Erasmus-Ordnung darf man 30 LP (60 NTU Credits) machen, das sind 3 Module: ein Modul besteht aus einer Vorlesung à zwei Stunden und einem Seminar à einer Stunde. Ich habe noch ein viertes Modul hinzugenommen und habe mich nicht überfordert gefühlt. Generell hatte ich das Empfinden, dass die Studienanforderungen an der NTU weniger fordernd als an der UP waren. Insbesondere wenn man aus leseintensiven Studienfächern kommt, mag es anfangs verwundern: Ich hatte kaum readings zu den Seminaren, ausgenommen mein Modul in Literatur (ein Buch pro Woche). Allerdings ist die Anwesenheitspflicht sehr streng. In jeder Sitzung, Vorlesung sowie Seminar, wurde die Anwesenheit notiert. Sollte man fehlen, sollte man sich rechtzeitig abmelden. Die Seminare sind allerdings anders aufgebaut: Anfangs wurden einige Aspekte aus der Vorlesung vertiefend aufgegriffen, gegen Ende des Jahres und im Januar wurden die Seminare nur noch zur Essayvorbereitung genutzt und z.T. individuelle Tutorien angeboten. Die Betreuung durch die Dozenten war sehr umfangreich; und bei Nachfragen wurde auch schnell per E-Mail geantwortet. Die Essays werden in der letzten Woche des Semesters abgegeben. Die Leistungsbewertung war sehr transparent und fair, denn die einzelnen „Teilnoten“ für die verschiedenen Bewertungskriterien wurden in einer Marking Matrix aufgeführt.
Ein kurzes Feedback zu meinen Kursen: Ein großer Vorteil, den die NTU bietet, ist, dass man mit dem Humanities Broad Programme auch in andere Studienfächer schnuppern kann, daher habe ich vier verschiedene Module in vier verschiedenen Studienfächern belegt.
1. Digital Journalism Skills (Journalism): Mein Lieblingskurs, denn er war sehr praxisorientiert. Dieser Kurs hatte eine etwas andere Kursstruktur: Er ging meistens fünf bis sechs Stunden pro Woche und war in Vorlesungen, Seminare (Gruppen à 20 Personen) und Praxis unterteilt. Ein Thema wurde am Morgen besprochen und danach wurden wir auf die Straße geschickt, um Personen zu interviewen, die Kameraführung zu erproben oder Fototechniken auszuprobieren. Am Ende des Tages gab es immer eine Feedbackrunde. Die Teams für die Aufgaben wurden immer unterschiedlich zusammengewürfelt, sodass man immer mit unterschiedlichen und oft mit britischen Studierenden zusammen gearbeitet hat. Ich habe hier viel Neues gelernt, insbesondere Audio und Video Recording und Editing. Die Studienleistung zum Ende bestand aus einer Online News Story und einem Feature. Die Themen und Interviewpartner mussten wir uns selbst suchen. Eine gute Chance, die Stadt und ihre Menschen intensiver kennenzulernen.
2. The City and Popular Culture (Media): Dieser Kurs hatte als Ziel, die Stadt Nottingham zu erkunden und zu beobachten und gleichzeitig generelle Theorien zu Stadtentwicklung, -geschichte und Popkultur zu erlernen und auf die Stadt anzuwenden. Studienleistung war ein Fotoessay (2000 Wörter), bei dem wir Nottingham unter einem besonderen Aspekt (z.B. Cycling, Homelessness, etc.) ablichten und erklären sollten. Die Vorlesungen waren sehr interessant und interaktiv. Der Dozent hat immer die Diskussion unter den Studierenden gefördert und war sehr an deren Meinung interessiert.
3. Culture and Anarchy (English): Dieses Modul gibt einen sehr guten Überblick über die Entwicklung von britischer Literatur im 20. Jahrhundert. In jeder Woche wird ein anderes Werk aus einer anderen Zeit besprochen. Die Vorlesungen sind stark auf die zu lesenden Bücher ausgerichtet. In der Vorlesung werden vor allem der historische Hintergrund des Buches sowie dessen Themen besprochen. Im Seminar haben wir viel Close Reading gemacht und die Werke unter entsprechenden Fragestellungen genauer analysiert. Viel Gruppenarbeit! Studienleistung war ein Essay (2000 Wörter), in welchem wir unter einer vorgegebenen Fragestellung zwei der gelesenen Werke analysieren mussten. Die Vorleistung im November bestand aus einer Research Task (1000 Wörter), in welcher wir eine Sekundärquelle zu einem der gelesenen Bücher kritisch beurteilen sollten. Generell ist es viel zu lesen, aber das ist es wirklich wert!
4. Intercultural Communication in International Contexts (Global Studies): Dieser Kurs war sehr konzept- und theoriebasiert. Wir haben viel über Konzepte wie Othering, Media Framing oder poltische Ordnungen gesprochen und diese zweimal in Gruppenpräsentationen vorgestellt. Seminar und Vorlesung waren sehr ähnlich aufgebaut und boten viel Raum für Diskussionen und Gesprächsrunden. Studienleistung war eine Discourse Analysis von Medienartikeln unter Abwendung erlernter Konzepte.
5. Ich habe zusätzlich einen kostenlosen Academic English Kurs besucht (ohne LP), welcher explizit für internationale Studierende angeboten wurde.

Zu der technischen Ausstattung der Universität sei zu sagen, dass die NTU einzigartig ist. Sie haben drei Campi, ich habe allerdings nur die Bibliotheken am Clifton Campus und am City Campus besucht. Die Bibliotheken haben viele zugängige PCs. Laptops können ausgeliehen werden. Fast alle Adobe Programme sind zugänglich. Es gibt Group Study Rooms, welche man für Gruppentreffen buchen kann. Ansonsten funktioniert die Bibliothek nach einem Ampelsystem, welches die Bibliothek in Silent-Study-Bereiche und Bereiche, in denen man sich unterhalten kann, unterteilt. Die Bibliothek ist 24/7 geöffnet. Man kann Treffen mit Bibliotheksbeschäftigten buchen, um Essays und References zu checken. Die Bibliothek am City Campus hat sogar einen Roof Top Garden.
In den Modulen arbeiten die Dozenten viel mit PP-Präsentationen, welche sie im Nachhinein online zugänglich machen. Die zu lesenden Texte sind ebenfalls auf NOW zugänglich. Lediglich die Bücher für meinen Literaturkurs musste ich kaufen, hier gibt es aber ein gutes Second-Hand-Angebot im campuseigenen Buchladen und man kann sie anschließend dorthin zurück verkaufen.

Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden

Kontakt zu anderen ausländischen Studenten findet sich leicht: Es gibt die Global Lounge (einen Treffpunkt für internationale Studierende) auf jedem Campus, und die Organisation ‚Citylife‘ bietet viele Veranstaltungen für Internationale an, vom Pub Crawls, über einen wöchentlichen Meet-and-Speak-Abend und Tagestrips in andere Städte.

Insbesondere wenn man im Wintersemester in Nottingham ist, ist es einfach, Kontakte zu knüpfen, weil man direkt zur Welcome Week für alle Erstsemester ankommt und an vielen spannenden und kostenlosen Veranstaltungen, City Tours und Treffen teilnehmen kann.
Kontakt zu den einheimischen Studenten findet man zudem in den Social und Sports Societies. Ich habe bei Fly FM (dem Studentenradio), Trent TV (dem Studentenfernsehen) und Burlesque mitgemacht. Die Social Societies haben eine geringe Teilnahmegebühr (meistens £5 pro Jahr); Sportkurse kosten zwischen £40 und £120 pro Semester. Man kann auch eine Mitgliedskarte für Fitnesskurse und Fitnesscenter kaufen. Zudem gibt es ‚Play for Fun‘, wo man für £2 pro Session an ausgewählten Sportarten teilnehmen kann. Ich habe ein paar Mal Squash ausprobiert. Aber auch andere Societies bieten Veranstaltungen an, bei denen man als Nicht-Mitglied vorbeikommen und neue Leute kennen lernen kann. Zudem bietet die NTU auch ein Sprachtandem-Programm an, bei dem man sich regelmäßig mit Briten trifft, die Deutsch lernen wollen. Ich hatte zwei Sprachtandems. Generell gibt es auch viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren und zum Beispiel mit Age UK ältere Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen.
Es liegt also an einem selbst, wie sehr man sich einbringt. Zum Beispiel ist eine Unterkunft mit Briten schon einmal ein Anfang! Ich würde nur sagen, dass es generell einfacher ist, Kontakt zu anderen internationalen Studierenden zu finden, denn man befindet sich in der gleichen Situation. Um Briten besser kennen zu lernen, muss man etwas „hartnäckig“ bleiben, denn diese haben natürlich schon ihre Freundeskreise, wenn man ankommt.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich habe bereits vor dem Auslandsaufenthalt Vorlesungen und Seminare in englischer Sprache gehabt und hatte daher auch keine Probleme, hier den Kursen zu folgen. Glücklicherweise hatte auch keiner meiner Dozenten einen starken Dialekt. Doch ist mir direkt zu Beginn aufgefallen, dass ich eher akademisches Englisch spreche und etwas Schwächen bei „Alltagsenglisch“ hatte. Das hat sich sehr verbessert, einfach weil man hier lebt, viel auf Englisch liest und eigentlich immer auf Englisch kommuniziert. Mir hat es sehr geholfen, dass ich am Anfang nur internationale und keine deutschen Freunde hatte, denn dadurch kommt man gar nicht in die Versuchung, ins Deutsche zu switchen. Mittlerweile habe ich mich auch mit meinen deutschsprachigen Freunden dort geeinigt, dass wir auf Englisch kommunizieren, denn wir waren schließlich alle hier, um unsere Sprache zu verbessern! Nun schätze ich mein Sprachlevel auf einer sehr gute Kommunikationsbasis ein und werde auch vermehrt versuchen, Englisch in meinen deutschen Alltag via Sprachtandem oder Medien einzubinden.

Wohn- und Lebenssituation

Ich habe direkt nach meiner Zusage von der Gastuniversität Ende Mai angefangen, eine Unterkunft zu suchen und habe auf spareroom.com direkt ein Zimmer in einem shared house gefunden. Miete: £325, inklusive bills. Das ist die günstigste Unterkunft, die ich gefunden habe. Alle meine Freunde haben teurer gewohnt. Generell sind die Unterkünfte teurer als in Deutschland und geringer im Standard. Mein Tipp: Sucht eine Unterkunft nah an eurem Campus. Ich hatte die Mehrheit meiner Kurse am Clifton Campus, also habe ich in Clifton gewohnt. Clifton liegt aber generell eher außerhalb von Nottingham (25min mit dem Bus bis zum Stadtzentrum). Daher habe ich mir ein monatliches Busticket (£44) gekauft. Es fährt allerdings auch eine Tram. Je nach dem, wo man wohnt und wie oft man ins Stadtzentrum fährt, mag die Tram günstiger sein (£2.50 student return ticket/ day).
Was noch gut zu wissen ist: Es gibt einen Flughafen direkt neben Nottingham; East Midlands. Ryanair bietet Flüge von Berlin an (manchmal für 10 Euro) und solltet ihr euch um die ESN card (geht nur beim ESN Potsdam, die NTU bietet diese Karte nicht an) bewerben, bekommt ihr 15% Rabatt und 1 freies Gepäckstück bei Ryanair.
Ich habe im Vorhinein eine Visa-Karte beantragt. Da diese allerdings bei jeder Transaktion Gebühren bezieht, habe ich ein Konto bei Santander in Nottingham eröffnet. Santander hat eine Filiale auf dem Campus! Dort bekommt man eine EC-Karte und eine Top-Up-Debit-Karte, welche man flexibel aufladen kann und dann zum Bezahlen in Geschäften und online benutzen kann. Allerdings war es etwas teuer, Geld von Deutschland auf dieses Konto zu senden. Man sagte mir, dass keine Gebühren anfallen, sollte man bereits in Pounds aus Deutschland überweisen.
Als Krankenversicherung habe ich eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Diese musste ich allerdings nicht in Anspruch nehmen, denn die NTU hat einen eigenen Hausarzt und bei der allgemeinen Bewerbung kann man sich für diesen registrieren. Als ich einmal krank war, musste ich lediglich meine Studentenkarte zeigen und konnte einen kostenfreien Termin machen.
Das Leben ist etwas teurer als in Deutschland, es gibt allerdings einige Wege zu sparen: Lidl und Aldi sind die günstigsten Supermärkte, zudem bieten viele Restaurants student discount an, z.B. 50% Rabatt auf Essen in Wildwood, Southbank oder Fat Cat. Ein günstiges Transportmittel für Reisen sind megabus (£4 nach London) und National Express Bus. Es gibt auch ein günstiges Kino, bei dem man pro Film £4.50 zahlt: Broadway Cinema.
Nottingham ist eine Studentenstadt, das ganze Leben hier scheint auf die Studenten ausgerichtet zu sein. Es gibt viele Restaurants, Bars und Clubs; aber auch kleine Cafés und Second-Hand-Shops in Hockley. Eigentlich kann man jeden Abend etwas in der Stadt unternehmen, sei es Minigolf, Musikfestivals oder Pub Quiz. Orientiert euch da am besten an dem Programm eurer Societies. Gleichzeitig ist Nottingham auch voller Kultur; es gibt das Nottingham Castle und die Contemporary Art Gallery (Eintritt frei). Am schönsten sind allerdings die Parks und Wasserlandschaften. Must-To-Do sind Wollaton Park, Highfields, Newstead Abbey und Attenborough Nature Reserve. Nicht zu vergessen, Nottingham hat auch einen lokalen Held: Robin Hood!

Studienfach: Soziologie und Anglistik / Amerikanistik

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018

Gastuniversität: Nottingham Trent University

Gastland:Großbritannien


Rückblick

Nottingham war genau die richtige Entscheidung für mich. Hier konnte ich neue Studienfächer ausprobieren, neue Societies und vor allem neue journalistische Formen mit Radio und TV erproben und habe unglaublich tolle Leute kennen gelernt. Am Wochenende bin ich viel gereist. Nottingham liegt direkt in der Mitte von England und ist damit der perfekte Ausgangspunkt für Reisen, sei es mit der Student Union, Citylife oder selbst organisiert. Für meine Sprache sowie für meine Selbstständigkeit und kulturelle Erfahrung war es eine unglaubliche Bereicherung! Ein Tipp zum Schluss: Das Essen ist nicht so schlimm, wie man sagt. Aber „deutsches“ Brot gibt es hier nicht. Ich habe eine gute Alternative bei Waitrose gefunden. Und probiert den Apple Crumble in Wetherspoon (2 für £5).

Großbritannien

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