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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Mit bürokratischem Aufwand muss man für die Vorbereitung definitiv rechnen, aber alles im Rahmen. Es müssen fristgerecht die Bewerbung für die Gastuniversität und mögliche Stipendien abgeschickt werden. Das International Office und die zuständige verantwortliche Person an eurem Institut werden euch jedoch immer weiterhelfen können, falls Fragen aufkommen.


Studienfach: Interdisziplinäre Russlandstudien

Aufenthaltsdauer: 08/2024 - 02/2025

Gastuniversität: Tblisi State University

Gastland: Georgien

Studium an der Gastuniversität

Ich habe mich bewusst dazu entschieden mich auf Veranstaltungen zu konzentrieren, die ich mir nicht nur anrechnen lassen kann (für manche Stipendien benötigt man ein Minimum an ETCs), sondern die auch mein Interesse weckten. Dadurch habe ich ein wirklich spannendes Semester hinter mir. Ich war zudem auch äußerst positiv überrascht von den Dozierenden. Man merkt, dass die georgische Belegschaft ein großes Interesse daran hat, dass sich Austauschstudenten aus der EU wohlfühlen und der Universitätsalltag reibungslos abläuft. Man muss grundsätzlich damit rechnen, dass manche Dinge ein wenig unkoordinierter als in Potsdam ablaufen, anderseits sind die Georgier jedoch auch deutlich unkomplizierter, wenn es um Problemlösungen geht. Unserer Professorin wurde zum Beispiel erst nach der dritten Vorlesungswoche ein freier Raum zugewiesen, welcher sich vor Ort jedoch als Besenkammer herausstellte. In der Qualität der Lehre stand die TSU der Universität Potsdam jedoch in nichts nach. Auch die technische Ausstattung ist sehr gut und auf westeuropäischem Niveau. Leider schloss die Universität aufgrund der landesweiten Anti-Regierungs-Demonstrationen mehrere Wochen lang, sodass mein Semester mir sehr kurz vorkam, dennoch habe ich eine sehr lehrreiche Zeit an der TSU hinter mir und hätte liebend gerne noch mehr Veranstaltungen besucht.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

Die meisten englischsprachigen Veranstaltungen werden leider ausschließlich von anderen Austauschstudierenden besucht, sodass man im Uni-Alltag eher wenig mit den Georgiern in Kontakt kommt. Allerdings konnte ich durch die Veranstaltungen des Erasmus Student Network (ESN) viele Georgier kennenlernen und auch Freundschaften aufbauen. Der Kontakt zu den anderen internationalen Studierenden war durchgängig offenherzig und schnell vertraut. Man baut recht schnell einen Freundeskreis auf, da alle in derselben Situation sind, niemanden zu kennen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Georgien ist im Schnitt ein jüngeres Land, sodass auch in Banken oder auf der Post vor allem junge Menschen arbeiten. Dadurch kann man die meisten wichtigen Dienstleistungen auch in Englisch durchführen. Ich habe zum Beispiel problemlos einen Sehtest und Brillenkauf durchgeführt.
Russisch hat eine interessante Stellung in der georgischen Gesellschaft. Die sowjetisch geprägte ältere Stadtbevölkerung spricht neben Georgisch meist nur Russisch. Dadurch waren meine Russischkenntnisse sehr praktisch und fast täglich in Benutzung, zum Beispiel auf dem Markt oder im Taxi. Die jüngere Generation verschließt sich jedoch meist gegen das Russische, aus nachvollziehbaren historisch-politischen Gründen. Daher habe ich mit Gleichaltrigen immer Englisch gesprochen. Grundsätzlich bleibt festzuhalten: Englisch ist völlig ausreichend, um sich durch den georgischen Alltag zu manövrieren, zusätzliche Russischkenntnisse sind jedoch von Vorteil. Ein paar Worte Georgisch sind ein Eisbrecher und ich empfehle jedem am universitären Georgisch-Sprachkurs teilzunehmen.

Wohn-  und Lebenssituation

Die Wohnsituation für internationale Studierende in Tbilissi variiert je nach Budget und Präferenz. Es gibt mehrere Optionen:

  • Universitätswohnheime: Diese sind sehr günstig (ca. 50€!), bieten aber oft nur einfache Ausstattung und man muss sich ein Zimmer teilen. Außerdem liegen sie leider ca. 40 min von der Uni entfernt am Rand der Stadt. Sie sind jedoch eine gute Möglichkeit, schnell Kontakte zu knüpfen.
  • WG-Zimmer: Viele Studierende entscheiden sich für Wohngemeinschaften, um Kosten zu sparen und in einem sozialen Umfeld zu leben.
  • Eigene Apartments: Wer mehr Privatsphäre bevorzugt, kann eine möblierte Wohnung mieten. Die Mietpreise variieren stark je nach Lage – gefühlt sind sie jedoch relativ teuer.

Ich persönlich habe ein schönes Zimmer am Marjanishvili Square (recht Zentral, beliebtes Quartier) über AirBnB gefunden und musste monatlich 400$ Miete zahlen. Das Zentrum von Tbilisi ist vor allem, was möblierte Wohnungen und Zimmer angeht, teurer als man es vielleicht erwarten würde.

Das Einzige, was mich an der Stadt Tbilissi gestört hat, war der Autoverkehr. Die Stadt ist komplett auf Individualverkehr ausgelegt und es gibt merklich mehr Smog als in Berlin oder Potsdam, da die komplette Stadt tagsüber und am frühen Abend ein einziger Stau ist. Der Öffentliche Nahverkehr bietet sehr viele Buslinien und zwei kurz getaktete Metrolinien. Leider sind Busse wie Metros fast immer sehr stark ausgelastet, dafür jedoch sehr günstig (als Student unter 10 Cent pro Fahrt!). Ich bin oft auch einfach gelaufen, wenn ich die Zeit hatte. Apps wie Bolt oder Yandex sorgen für sehr günstige Preise für Taxis (innerhalb Tbilissis 1-2.5€ pro Fahrt)

Viele internationale Studierende haben Tbilissi als lebendige und lebenswerte Stadt sehr geschätzt, mussten sich aber an Dinge wie gelegentliche Strom- oder Wasserausfälle gewöhnen.

Lebenshaltungskosten

Das Preisniveau ist im Vergleich zu Westeuropa moderat, die Preisunterschiede zwischen Deutschland und Georgien merkt man jedoch am stärksten beim Essen gehen. In meinem Lieblingsrestaurant (Restaurant Ghebi) konnte man für ca. 20€ zu zweit ein sehr reichhaltiges Abendessen mit leckerem Hauswein und Mineralwasser bekommen.

Bezüglich Lebensmittel kann man sagen, dass die Supermärkte teilweise sogar teurer sind als in Deutschland, die riesigen Märkte dagegen bieten beste Lebensmittelqualität zu extrem günstigen Preisen und sind immer wieder ein Erlebnis. Ein Basar kann sich oft über ganze Stadtteile ziehen, aber man muss auch wissen, wo genau bestimmte Waren angeboten werden.

Kosmetik- und Hygieneartikel sind aufgrund des Imports teurer als in Deutschland.

Ich denke, mit 1000€ im Monat kann man in Georgien recht freigebig eine feuchtfröhliche Zeit verbringen. Natürlich lässt es sich auch mit einem kleineren Budget gut leben.

Studienfach: Interdisziplinäre Russlandstudien

Aufenthaltsdauer: 08/2024 - 02/2025

Gastuniversität: Tblisi State University

Gastland: Georgien

Rückblick

Mein Auslandssemester in Tbilissi war die prägendste Erfahrung meines Studiums. Die Kombination aus akademischer Weiterbildung, interkulturellen Begegnungen und der lebendigen Atmosphäre Georgiens hat meinen Horizont erweitert.

Besonders positiv war für mich die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Georgier sowie die schönen Begegnungen mit anderen Studierenden. Es ist eine wirklich prägende Erfahrung Menschen aus allen Ecken unseres wunderschönen Kontinents kennenzulernen. Ich habe nun Einladungen zu Freunden aus ganz Europa – Danke Erasmus!

Akademisch war ich positiv überrascht von der Qualität der Lehre an der TSU. Trotz gelegentlicher organisatorischer Herausforderungen war das Studium bereichernd, und ich habe viele neue Perspektiven gewonnen. Auch sprachlich konnte ich meine Russischkenntnisse durch den alltäglichen Gebrauch verbessern.

Die Stadt Tbilissi selbst ist faszinierend – historisch und modern zugleich, gastfreundlich, lebendig, aber auch chaotisch, insbesondere was den Verkehr betrifft. Die Lebenshaltungskosten waren insgesamt recht moderat, wobei ich besonders die Vielfalt und Qualität der georgischen Küche vermissen werde.

Alles in allem kann ich jedem, der über ein Erasmus-Semester in Georgien nachdenkt, nur empfehlen, die Chance zu nutzen. Die Erfahrungen, die man hier sammelt, sind unbezahlbar und werden einem noch lange in Erinnerung bleiben. Ich wäre am liebsten noch ein Semester geblieben.


Georgien

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